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Prominente BaulückePolitik stoppt Hotel-Pläne in Köln

Baulücke Richard-Wagner-Straße,  27.07.2022, Bild: Herbert Bucco

Die Baulücke in der Richard-Wagner-Straße

Hammer-Entscheidung um Kölns berühmteste Baulücke! Statt eines schicken Hotels sollen dort jetzt Wohnungen entstehen. Die Politik macht Druck.

Das ist eine echte Überraschung! Die Pläne für einen Hotel-Neubau an Kölns wohl bekanntester Baulücke sind vom Tisch. Die Kölner Politikerinnen und Politiker haben am Donnerstag mehrheitlich Nein gesagt zu dem Projekt in der Richard-Wagner-Straße 6 bis 10.

Jetzt soll die Stadtverwaltung „erneut mit dem Eigentümer ins Gespräch gehen, mit dem Ziel, eine Wohnnutzung zu verwirklichen“, so der klare Auftrag. Das berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das, obwohl die Verwaltung vorher meinte, sie könne da rechtlich gar nichts machen! Maria Helmis-Arend, SPD-Ratsmitglied für die Innenstadt, wird deutlich: „Innenstadtflächen wie diese sind für die Stadtentwicklung zu wertvoll, um sie allein Profitinteressen zu opfern. Jetzt entsteht hier etwas, das wirklich gebraucht wird: Wohnungen für die Menschen in Köln.“

Dabei schien der Deal schon fast in trockenen Tüchern! Ein Investor wollte in der Lücke, die seit Jahrzehnten klafft und nur 300 Meter vom Rudolfplatz entfernt ist, ein Hotel hochziehen. Dafür müssen die bisherigen Besitzerinnen und Besitzer aber zunächst das Areal verkaufen. Die Stadt schrieb noch im Juni: „Die Gespräche sind so weit gediehen, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Finalisierung der Verhandlungen zu einem Exklusivvertragsverhältnis unmittelbar bevorsteht.“ Doch daraus wird jetzt erst mal nichts.

Die Geschichte dieser Baulücke ist irre! Berühmt wurde das schmale Grundstück mit der Hausnummer 6, weil der 2022 verstorbene Eigentümer Eberhard Stöppke und seine Erbinnen und Erben unglaubliche 1,8 Millionen Euro Strafe zahlen mussten. Der Grund: Sie haben einfach nichts gebaut, obwohl sie vertraglich dazu verpflichtet waren! Das Grundstück gehörte nämlich mal der Stadt Köln, die es 1996 mit der klaren Auflage verkaufte, dort ein Wohn- oder Geschäftshaus zu errichten.

Das zuletzt geplante Hotel sollte sieben Geschosse plus Tiefgarage umfassen. Die ausgehandelten Bedingungen sahen vor, dass die Bauverpflichtung auf alle drei Grundstücke ausgeweitet wird und das Hotel bis Ende 2031 stehen muss. Im Gegenzug sollte die monatliche Strafe von 10.000 Euro ausgesetzt werden und die Erbinnen und Erben sollten 540.000 Euro an die Stadt zahlen.

Die rot eingezeichnete Fläche zeigt die Grundstücke an der Richard-Wagner-Straße mit den Hausnummern 6, 8 und 10.

Die rot eingezeichnete Fläche zeigt die Grundstücke an der Richard-Wagner-Straße mit den Hausnummern 6, 8 und 10.

Doch schon im Juni regte sich Widerstand. Der Liegenschaftsausschuss vertagte die Abstimmung. Hier keine Wohnungen zu bauen, nannte Pascal Pütz, wohnungspolitischer Sprecher der SPD, eine „Fehlentwicklung und ambitionslos“. Auch die Bezirksvertretung Innenstadt forderte, die Baulücke „primär für Wohnungsbebauung“ zu nutzen.

Obwohl die Verwaltung argumentierte, man könne eine Wohnbebauung nicht erzwingen und das schmale Grundstück sei schwierig zu bebauen, blieb die Politik hart und lehnte das Hotel-Vorhaben trotzdem ab. Was nun mit einer der letzten Baulücken der Innenstadt geschieht, ist damit wieder völlig offen.

Auch bei einem anderen Projekt gibt es Neuigkeiten: In derselben Sitzung hat der Ausschuss entschieden, dass die Stadt Köln die Kolbhalle ankaufen soll. Das denkmalgeschützte Gebäude in der Leyendeckerstraße 9 in Ehrenfeld soll langfristig für Kultur erhalten bleiben, mit Ateliers, Wohnungen für Künstlerinnen und Künstler und einem Café.

Damit kommt endlich wieder Bewegung in die festgefahrene Situation, in der seit Jahren weder die Kultur noch der geplante Wohnungsbau vorankommt. Konkrete Vereinbarungen für die künftige Nutzung sollen über eine Vergabe im Erbbaurecht geregelt werden. (red)