Köln – „Wir haben hier auch einen Bildungsauftrag“, ruft Shacke One der jubelnden Menge entgegen. Mit seinem Partner MC Bomber hat er zur „Nordachse 2 Tour“ geladen. Das Proll-Rap-Duo kommt direkt aus dem Berliner Untergrund, erreicht die Massen aber auch weit über die Grenzen der Hauptstadt hinaus. Das Kölner Gloria jedenfalls ist ziemlich voll.

Bomber und Shacke, das ist zu allererst „Boom Bap“, also musikalische Untermalung der alten Schule. Ein Gegenentwurf zu Capital Bra, Samra und Co., die im Moment die deutschen Charts dominieren. Schnelle und technisch versierte Vortragsweise wird mit textlicher Asozialität und Berliner Molle gemischt. Battle-Rap aus der Eck-Kneipe sozusagen.

MC Bomber und Shacke One in Köln: Harte Silvesternacht-Zeilen

Zeilen wie „Und ich fi**e auch deine Mutter, bis ihr das Staubsaugen vergeht“ sind so drüber, dass man als politisch Korrekte/r entweder an die Decke gehen möchte oder sich wegen der offensichtlichen Plumpheit ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Vor allem MC Bomber, der neben seiner Rap-Karriere übrigens noch Kunst studiert, geht vorneweg.

Im Gespräch mit Kollege Shacke schwärmt er vom Urlaub im Osten. „Die Mädels auf dem Balkan sind viel lockerer als hier auf der Domplatte“, erzählt Bomber. Muss man, vor allem als Augenzeuge der Kölner Silvesternacht 2015/16, nicht lustig finden.

Zumindest musikalisch gibt es für Rap-Freunde an diesem Abend aber nichts einzuwenden. Produzent Achim Funk sorgt für die satten Beats, DJ Illo für die Turntable-Action und Bomber und Shacke liefern 90 Minuten Vollgas- Rap.

Köln-Konzert von MC Bomber und Shacke One: Gratis Bier für die Fans

Und wenn die Energie zwischendurch stagniert, hilft die großzügig vertretene Entourage auf der Bühne nach, indem sie dem durstigen Publikum Nordberliner Pils serviert – stilecht im Plastikbecher.

Frisch aufgetankt, fallen auch die Hemmungen im Moshpit schneller. Als sich die Menge im Kreis herumschubst und auf Shackes Gassenhauer „Kings aus Prinzip“ abdreht, ist die Stimmung am Höhepunkt angekommen.

Frau kollabiert bei Bomber- und Shacke-Konzert in Köln

Wer jetzt übrigens glaubt, hier handele es sich um einen gemütlichen Abend unter Männern, der irrt. Auch ordentlicher Anteil von Frauen zwischen 20 und 30 hat sich im Gloria eingefunden.

Eine der Damen übertreibt es entweder beim Alkohol oder beim Kreisschubsen. Nach dem Konzert Aufregung an der Toilette, als plötzlich eine junge Frau herausstürmt. Ihre Freundin ist kollabiert und muss von den Sicherheitskräften die Treppen heraufgetragen werden. Als der Notarzt kommt, kann sie auf eigenen Beinen, wenn auch gestützt, einsteigen.

Und so geht ein turbulenter Konzertabend zu Ende. Gefühlsmäßig war es ein bisschen so, als hätte man sich mit seinen Kumpels in einer abgeranzten Kneipe zum Eskalations-Suff verabredet. Gut gemacht, ihr Berliner Proleten.