Bluttat in KölnMann (35) rammt hochschwangerer Ehefrau Messer in den Hals – Freispruch

Der Angeklagte unterhält sich mit der Dolmetscherin.

Der Angeklagte unterhält sich beim Prozessauftakt am Donnerstag (23. März 2023) mit der Dolmetscherin.

Wegen des versuchten Mordes an seiner hochschwangeren Ehefrau wurde einem 35-Jährigen vor dem Kölner Landgericht der Prozess gemacht. Jetzt ist das Urteil gefallen.

von Iris Klingelhöfer (iri)

Die Tat macht fassungslos: Weil er seiner hochschwangeren Frau ein Messer in den Hals gerammt haben soll, musste sich ein 35-Jähriger in Köln vor Gericht verantworten.

Der Mann war wegen versuchten Mordes und versuchten Schwangerschaftsabbruchs angeklagt. Rund einen Monat nach Prozessstart ist das Urteil gefallen: Freispruch! 

Prozess wegen versuchten Mordes in Köln: Not-OP rettete Ehefrau 

Der Familienvater wurde freigesprochen und seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet. Wie es bereits in der Anklage hieß, soll der 35-Jährige die Tat im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit begangen haben. Er leidet an einer paranoid-halluzinatorischen Schizophrenie. 

Am Abend des 28. Septembers soll es in der Wohnung in Köln-Müngersdorf zu der Bluttat gekommen sein. Die Ehefrau, die in der 35. Woche mit dem zweiten gemeinsamen Kind schwanger war, war in der Küche und wusch ab. In dem Moment soll ihr Ehemann ihr plötzlich ein Küchenmesser (Klinge: 8,5 Zentimeter lang) von links in den Hals gestochen haben. 

„Die wollen mich verrückt machen!“, soll der Mann gerufen haben. Laut Anklage glaubte er, seine Frau und ihre Familie träfen Vorbereitungen, ihm was anzutun. Er dachte, seine Frau würde ihn jetzt angreifen. 

Das Messer traf die Schlüsselbeinarterie der Hochschwangeren, sie blutete stark. Trotz der schlimmen Verletzung konnte sie um Hilfe rufen – die Klinge steckte weiter in ihrem Hals. Die Frau überlebte dank einer mehrstündigen Not-OP, in der auch das Kind durch einen Kaiserschnitt zur Welt kam.

Staatsanwaltschaft Köln: Angeklagter soll in Psycho-Klinik 

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte nicht nur seine Ehefrau töten wollte, sondern auch billigend in Kauf nahm, dass das ungeborene Kind stirbt. Sie hält den Mann für die Allgemeinheit gefährlich und forderte seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. 

Im Prozess wollte die Ehefrau nicht aussagen, sondern berief sich auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht. Sie hat ihren Mann, der seit Ende September in U-Haft sitzt, bereits mehrmals im Gefängnis besucht. Sowohl mit dem Neugeborenen als auch mit der gemeinsamen Tochter (1).

„Ich habe sie um Verzeihung gebeten“, erzählte der Angeklagte zum Prozessauftakt am 23. März 2023 über eine Dolmetscherin. Seine Frau habe ihm daraufhin verziehen und ihm gesagt, es sei das Allerwichtigste, dass er Medikamente bekommt, damit er wieder rauskäme – für seine Kinder.

Mann wegen versuchten Mordes an seiner Ehefrau in Köln vor Gericht

An die Tat an sich konnte sich der 35-Jährige kaum erinnern. „Ich habe meine Tochter ins Bett gebracht. Ich war sehr müde, hatte eine Krise“, erklärte er zum Prozessauftakt. Er sei dann in den Keller, um Spielzeug zu holen. Als er wieder hochkam, sei dieser Anfall gekommen. Seine Frau habe sich in die Küche bewegt und er habe Angst gehabt. Er habe sich eingebildet, dass sie ein Messer hat. Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Dass er dann selbst ein Messer gegriffen hat, wisse er nicht mehr. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin, ob ihm denn klar war, dass er seine Frau schwer verletzt habe, antwortete er mit „nein“. 

Köln-Prozess: Angeklagter erzählt von Tod dreier nahestehender Personen

Nach eigener Aussage hatte der Angeklagte 2017 seine erste Panikattacke und war in Norwegen, wo er zuvor lebte, in erster Ehe verheiratet war und einen Sohn (heute 11) hat, bereits ambulant in psychologischer Behandlung.

„Ich hatte sehr viel Stress und Druck bei der Arbeit, bin viel gereist und hatte keine Zeit für mich“, erklärte er. Er habe aber lediglich ein-, zweimal in der Woche Schlaftabletten genommen. 

„Ich hatte Angst vor allem, was um mich herum war“, so der Angeklagte weiter. Er habe auch Halluzinationen bekommen. So hatte er zwei Tage vor der Bluttat in Köln vier Männer in einem Auto gesehen und war überzeugt, dass die ihn schlagen werden.

Der 35-Jährige schilderte vor Gericht auch den Tod dreier Personen, die ihm sehr nahestanden. So sei sowohl eine seiner Schwestern als auch seine Tante, die ihn großgezogen habe, bei einem Unfall in Tunesien gestorben. Sein bester Freund sei in Norwegen ebenfalls bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Der Angeklagte: „Das war ein Trauma für mich.“ (iri)