Hilferuf von Kölnerin„Jetzt sind wir Helden, aber von einer Sache redet keiner"

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Krankenschwestern arbeiten ohnehin schon unter erschwerten Bedingungen. Die Corona-Krise verlangt ihnen jetzt alles ab.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Als EXPRESS sie bat, ihre Erfahrungen in der Klinik zu schildern, schrieb sich Valerie P. (Name geändert) zunächst die Finger wund.

Doch anschließend befürchtete die langjährige Krankenschwester, es könne für sie Riesen-Ärger intern geben. Daher veröffentlichen wir auf ihre Bitte hin ihren Bericht anonymisiert.

Es ist ein Hilferuf einer Schwester, die sich schon vor Corona für die Patienten aufopfert(e). Lesen Sie selbst...

Das ist ihr authentischer Bericht

Ich mache dieselbe Arbeit wie zuvor auch.

Klar, wir haben jetzt eine höhere Anzahl an Beatmungsgeräten und ich muss häufiger die Räume reinigen, da mehr Patienten isoliert sind, aber im Großen und Ganzen waren die letzten Wochen nicht anders als sonst auch.

Wir haben ein riesiges Einzugsgebiet und dadurch dauerhaft ein hohes Patientenaufkommen. Dass auch ohne Corona die Ambulanzen stark unterbesetzt sind, ist bekannt. Dass bereits vorher ein Mangel an Pflegekräften herrschte, ist ebenfalls bekannt.

Alle sprechen davon, wir seien in der jetzigen Situation die Helden, aber dass wir seit Jahren unterbezahlt sind, Überstunden machen und täglich an unsere Grenzen stoßen, davon redet keiner.

Köln: Krankenschwester schildert Klinikalltag mit Corona

Ich habe keine 5-Tage-Woche, am Wochenende nachts und an Feiertagen gehe ich arbeiten. Ich bin die, die an Geburtstagen als letztes kommt und als erste wieder geht, weil der Schichtdienst es anders nicht zulässt. Ich sitze an Weihnachten oder Silvester nicht mit meiner Familie zusammen.

Natürlich sind die Materialien, wie in jedem Krankenhaus, nur begrenzt verfügbar. Desinfektionsmittel war zeitweise wirklich knapp. Aber seit kurzem stellt unsere hauseigene Apotheke selbständig Desinfektionsmittel her.

Mit den Masken müssen meine Kollegen und ich sparsam haushalten. Wir haben unsere Materialien miteinander eingeschlossen. Und kontrollieren zu jedem Schichtwechsel den Bestand. Auch bei uns kam es leider nun gehäuft vor, dass ganze Pakete Masken entwendet werden, da Patienten und Angehörige sich im Alltag schützen wollen.

Kölner Krankenschwester: „Habe keine Angst mich anzustecken"

Ebenso die Handschuhe. Dummerweise vergessen die Menschen dabei, dass solche Materialien im Krankenhaus essenziell sind. Niemand von uns möchte sich anstecken, geschweige denn das Virus unbemerkt auf richtig schwer kranke Menschen übertragen.

Wir betreten Zimmer mit isolierten Patienten ausschließlich dann, wenn wir einen Kittel, Haube, zwei Paar Handschuhe, eine Schutzbrille, eine Maske und einen normalen Mundschutz für über die Maske tragen.

Jeder von uns weiß, wie man sich adäquat die Hände desinfiziert und wie die Schutzkleidung richtig entsorgt wird, ohne sich selbst zu kontaminieren. Wir haben regelmäßige Hygieneschulungen und die Hygienefachkräfte stehen jederzeit zur Verfügung. Ich selber habe keine Angst mich anzustecken. Angst habe ich eher davor es zu übertragen.

Kölner Krankenschwester: „Opfere seit acht Jahren Großteil meines Privatlebens."

Ich betreue tagtäglich Corona-Patienten. In den meisten Fällen sind die Patienten erstmal mit einem Verdacht auf Corona da. Besteht keine lebensbedrohliche Situation und ist der Patient kreislaufstabil, können viele Patienten das Krankenhaus nach einer ambulanten Behandlung verlassen und in häusliche Quarantäne. Patienten, die eine stationäre Behandlung benötigen, werden auf Covid 19 abgestrichen.

Und bis das Ergebnis vorliegt auf einer Isolierstation betreut. Das dauert in der Regel 24 Stunden.

Mich macht es einfach nur sauer, dass jeder sich komplett mit Maske und Mundschutz eindeckt., dann aber erwartet, dass bei uns die Angehörigen in Rekordzeit super schnell und ausgiebig durchgeschleust werden und der Arzt sich bitte jetzt sofort Zeit nimmt, um alle Belange zu klären.

Ja, ich habe mir den Beruf ausgesucht und ich mache ihn aus Überzeugung, aber dafür opfere ich seit fast acht Jahren einen Großteil meines Privatlebens und das hat Corona weder verbessert noch verschlechtert.