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Köln-KonzertWenn die Stimme versagt: Rocklegende hilft auch kein Lutschbonbon mehr

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David Coverdale gab ein 80 Minuten-Konzert im Palladium.

von Jan Wördenweber (jan)

Köln – Es gibt Tage, da kann man einfach nur alles falsch machen. Dieser begann damit, dass die Angetraute als Einstimmung für den Abend ein Video aus dem Jahr 1987 aufs Handy geschickt bekam: „Is this love“, singt da ein heldenhafter Rocker mit langen Haaren und Dauerwelle – so wie es sie heute nicht mehr gibt. In dem Filmchen packt ein gut aussehendes Model seine Sachen und sagt dem Rocker Tschö mit ö.

Die Begeisterung hielt sich mehr als in Grenzen – und im Nachhinein leuchtet der Grund auch ein: „Du weißt aber, dass wir heute Hochzeitstag haben???“ – „Ähhm, jetzt ja, äh, natürlich.“

Kann es da etwas Schöneres geben, als im ausverkaufen Palladium eine Rocklegende wie David Coverdale (67) mit seiner Band Whitesnake zu erleben? Die Antwort: Ja und nein!

Whitesnake: Aufstieg in den 80er Jahren in den Rock-Olymp

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Extra-Applaus für Joel Hoekstra an der Gitarre, auch Kollege Reb Beach überzeugte mit seinen Soli.

Der Mann, der Anfang der 70er bei Deep Purple einstieg und in den 80ern mit Whitesnake endgültig in den Rock-Olymp aufstieg, beherrscht noch immer die großen Posen. Kaum auf der Bühne, wird der Mikroständer am Unterleib platziert und schräg nach oben gehalten. David hat den größten – ja nee, ist klar. 

Der Mann geht ab. Und ihm ist die Freude sichtlich anzusehen. Schließlich werden auch die neuen Songs von der treuen Fangemeinde textsicher mitgesungen. Das schaffen nur wenige Bands, die 40 Jahre und mehr auf dem Buckel haben.

David Coverdale kämpft

Doch die Zeit bleibt nicht stehen: Der wilde Coverdale, der in den 80ern auch anstelle von Tarzan im berühmten „Wick blau“-Werbespot hätte mitspielen können, kämpft mit seinem Organ. Die hohe Kreischstimme bekommt im Lauf des Konzerts immer mehr Aussetzer – manchmal klingt es so, als habe das Mikrokabel einen Wackeligen. 

Dieser Rocklegende hilft kein Lutschbonbon mehr. Aber sie kämpft. Und wird dafür gefeiert. Nicht weniger die erstklassige Band. Tommy Aldridge an den Drums hat offensichtlich zu oft seine Finger in der Steckdose gehabt. Optisch eine Art Struwwelpeter, schmeißt er während seines Schlagzeug-Solos seine Stöcke ins Publikum – um dann mit den Händen wie ein Irrer weiterzutrommeln.

Whitesnake in Köln: Nur 80 Minuten

Ebenso liefern sich die beiden Gitarristen Reb Beach und Joel Hoekstra ein packendes Solo-Duell. Alles Minuten, in denen sich Coverdale erholen kann. Am Ende der gerade mal 80 Minuten werden natürlich „Is this love“ und der wohl größte Hit „Here I go again“ frenetisch gefeiert.

Als Rausschmeißer feuert die Band das Deep-Purple-Cover „Burn“ ab. Jetzt brennt die Hütte endgültig. Und auch die Flamme neben mir ist sich sicher: Whitesnake zum Hochzeitstag – muss man mal gemacht haben...