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„Haben eigentlich recht“Kommentar zu Demo in Köln: Klimakleben als Akt der Verzweiflung

Sieben Klimaaktivistinnen und -aktivisten am 24. November 2022 in Köln.

Klimaproteste der „Letzten Generation“ am 24. November 2022 in Köln.

Der Klima-Protest am frühen Morgen in Köln, er kann Nerven kosten. Aber ein tieferer Blick zeigt: Ganz so einfach ist die Sicht auf die Dinge nicht.

von Alexander Haubrichs (ach)

Sieben Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ kleben sich fest und sorgen in Köln am Donnerstagmorgen (24. November 2022) für einen Stau. Die Methode ist umstritten, das Ziel kann es nicht sein: der Kampf gegen die Klimakatastrophe. Die Aktionen sind ein Ausdruck der Ohnmacht und Verzweiflung, findet unser Autor. Der EXPRESS.de-Kommentar.

„Eigentlich haben sie recht“, äußert ein Polizist am Rande der Proteste der Gruppe „Letzte Generation“ an der Inneren Kanalstraße. „Ich kann eure Ziele verstehen“, hält auch ein Feuerwehrmann mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Und selbst Steffi (30), die nun im Stau steht und zu spät zur Arbeit kommt, findet zwar, die Klimaaktivistinnen und -aktivisten würden die Falschen treffen. Ihr Anliegen sei aber völlig berechtigt.

Letzte Generation: „Zum Verzweifeln, dass wir hier stehen müssen.“

Klar gibt es auch die Krakeeler, die die fünf Frauen und zwei Männer beschimpfen und finden, man solle ihnen am besten gleich die Hände abhacken.

Aber viele im Stau, die Ordnungskräfte und sicher auch die Medienleute vor Ort eint in diesem Moment dann doch der Konsens: Dass wir dringend etwas zum Schutz unserer Lebensgrundlagen tun müssen, dass wir die Klimakatastrophe verhindern müssen, das ist Fakt. Die große Mehrheit will eine Welt, in der wir und unsere Kinder in Frieden, Wohlstand und einer Demokratie leben können. Dafür muss sich etwas ändern.

„Es ist zum Verzweifeln, was auf uns zurollt. Es ist verdammt unnötig, dass wir jetzt hier stehen und der Regierung Druck machen muss, ihren Job zu machen. Ich würde lieber arbeiten, wäre bei meinen Kindern“, sagt Aktivist und Autor Lothar Kittstein (52).

Als die Protestaktion in Köln begann, suchte ein Iraner das Gespräch mit dem Historiker. „Warum demonstriert ihr nicht am Dom, alle zusammen? Wir Iraner demonstrieren da auch.“ Doch Kittstein macht deutlich: „Das haben wir alles versucht, viele Millionen waren 2019 bei ‚Fridays for future‘ auf der Straße. Es hat nichts bewirkt. Wir tun trotzdem zu wenig.“ Doch der Iraner bleibt skeptisch: „Und sie glauben, so bringen Sie die Menschen auf ihre Seite?“

Wahrscheinlich nicht. Deshalb drückt diese destruktive Form des Protests, der Störung des Individualverkehrs ausgerechnet in der Rush Hour, die ganze Ohnmacht aus. Die Hilflosigkeit gegenüber einer vor den globalen Herausforderungen versagenden politischen und auch wirtschaftlichen Elite, gegenüber dem gesellschaftlichen Scheitern, selbst mit kleinen Schritten gegen die Klimakrise anzukommen.

Ob der „Aufstand der Letzten Generation“ zielführend ist? Fraglich. Doch das Klimakleben ist kein Akt der Boshaftigkeit. Es ist ein Akt der Verzweiflung.