Erschreckende ZahlenEin Viertel der Kölner Haushalte ist armutsgefährdet – hier ist es besonders schlimm

Eine Seniorin sammelt Flaschen aus einem Mülleimer.

Ein Viertel der Kölner Haushalte ist armutsgefährdet. Das Symbolfoto zeigt eine Seniorin, die Flaschen aus einem Mülleimer sammelt.

Ein Viertel aller Haushalte in Köln ist armutsgefährdet. Welche Stadtteile besonders betroffen sind, geht aus einer aktuellen Datenerhebung hervor.

von Chris Merting (mert)

Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Köln immer weiter auseinander. Die soziale Ungleichheit zeigt sich beim Blick auf die Einkommensunterschiede der Kölner Haushalte. Neun Prozent der Haushalte zählen zu den reichsten – 24 Prozent sind armutsgefährdet.

Das geht aus der Strukturdatenerhebung 2023 zur Einkommensverteilung hervor, deren Ergebnisse die Stadt Köln am Dienstag (20. Februar 2024) veröffentlicht hat.

Köln: In diesen Stadtteilen ist das Einkommen unterdurchschnittlich

Einem Kölner Haushalt steht demnach ein monatliches Nettoeinkommen von 3208 Euro zum Leben zur Verfügung – allerdings im Durchschnitt. Eine differenzierte Betrachtung zeigt, dass das Einkommen in der Stadt höchst unterschiedlich verteilt ist.

„Deutlich unter 2000 Euro liegt das durchschnittliche Haushaltseinkommen in den Stadtteilen Finkenberg (1722 Euro) und Chorweiler (1842 Euro)“, heißt es in dem Bericht. Damit steht den Haushalten in diesen Stadtteilen jeweils nur etwas mehr als die Hälfte des gesamtstädtisch üblichen Durchschnittseinkommens von 3208 Euro zur Verfügung.

Auch in den Stadtteilen Humboldt/Gremberg, Buchforst, Ostheim, Kalk, Vingst, Höhenberg, Buchheim, Seeberg, Neubrück und Lindweiler sind die Haushaltsnettoeinkommen mit maximal 2500 Euro ebenfalls deutlich unterdurchschnittlich.

Die höchsten Haushaltseinkommen erzielen – mit jeweils über 4500 Euro – die Haushalte in Hahnwald, Widdersdorf, Bayenthal, Fühlingen, Weiß und Junkersdorf.

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Eine weitere Erkenntnis lautet: Jeder zehnte Kölner Haushalt (es sind 11 Prozent) muss nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben mit weniger als 1000 Euro zum Leben auskommen. Einem Viertel der Kölner Haushalte (26 Prozent) stehen dagegen 4000 Euro netto und mehr zur Verfügung.

Wenn man von Armut in Deutschland spricht, geht es weniger um Hunger oder direkte Not. Armut wird in Abhängigkeit von der Einkommenssituation der Bevölkerung insgesamt definiert – die Armutsgefährdungsquote stellt somit die „relative“ Einkommensarmut dar.

„Schuldner-Atlas“ 2023

In diesen Kölner Veedeln haben die Menschen die meisten/wenigsten Schulden

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Nach dem von der Europäischen Union gesetzten Standard gelten ein Haushalt und die darin lebenden Personen rechnerisch dann als armutsgefährdet, wenn das Haushaltseinkommen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegt – diese ist bei 60 Prozent des mittleren Einkommens festgelegt. In Köln beträgt dieser Einkommensmedian 2119 Euro. Daran gemessen sind 24 Prozent der Kölner Haushalte arm oder zumindest armutsgefährdet.

Alleinerziehende – das betrifft besonders Frauen – sind besonders stark betroffen: Vier von zehn solcher Haushalte sind armutsgefährdet. Auch zeigt sich: Je mehr Kinder im Haushalt leben, desto höher ist das Armutsrisiko. „Zwei Drittel der kinderreichen Alleinerziehenden-Haushalte und ein Drittel der kinderreichen Paarhaushalte sind armutsgefährdet“, heißt es in dem Bericht.

Und was ist mit den Rentnern und Rentnerinnen? Seniorenhaushalte sind in Köln mit einer Armutsgefährdungsquote von rund 26 Prozent nur geringfügig stärker gefährdet als der Durchschnitt der Kölner Haushalte insgesamt (24 Prozent). Seniorenhaushalte haben laut der Studie ein Einkommen von 2486 Euro. Alleinlebende Seniorinnen und Senioren zwischen 65 und 80 Jahren müssten allerdings mit weniger (1975 Euro) über die Runden kommen.

Das durchschnittliche monatliche Haushaltsnettoeinkommen in den 86 Kölner Stadtteilen (in Euro).

Das durchschnittliche monatliche Haushaltsnettoeinkommen in den 86 Kölner Stadtteilen (in Euro).

Da Paarhaushalte dieser Altersgruppe oftmals zwei Renten aufweisen können, verfügen sie über 3465 Euro. „Nur“ 17 Prozent der Rentner-Paarhaushalte sind armutsgefährdet – ihre Quote ist damit deutlich unterdurchschnittlich.

Die Analyse kommt neben den Armutsgefährdeten noch zur folgenden Einteilung: In Köln können neun Prozent der Haushalte als „einkommensreich“ bezeichnet werden. Zwei Drittel der Haushalte (67 %) gehören zur Mittelschicht, davon 13 Prozent zur unteren Mittelschicht.