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Supermarkt insolventKölner Laden plötzlich dicht – Kunde rechnet ab: „Von langer Hand geplant“

Der go2market von außen.

Der „go2market“ auf der Aachener Straße, hier im Oktober 2022 zu sehen, ist mittlerweile verwaist. Das Geschäft ist dicht, für die Kundschaft gibt es keine Informationen an der Türe.

Die Idee sorgte bei vielen Kölnerinnen und Kölnern für Begeisterung: Im „go2market“ auf der Aachener Straße konnte die Kundschaft neue Produkte mit als Erstes testen. Jetzt ist das österreichische Unternehmen insolvent.

von Niklas Brühl (nb)

„Kölns innovativster Supermarkt“ titelte EXPRESS.de im Oktober 2022 – gemeint war der „go2market“ auf der Aachener Straße. Kundinnen und Kunden mussten eine Mitgliedschaft abschließen, um dadurch Produkte aus aller Welt testen zu können, bevor sie in den Regalen der hiesigen Supermärkte oder Discounter landen.

Es schien wie ein Gewinn für beide Seiten: Die Unternehmen können ihre neuen Produkte zuvor an einer breiten Kundschaft testen, ohne sie direkt auf den Markt zu bringen und einen etwaigen Flop zu riskieren. Die Mitglieder des „go2market“ verstanden sich als Produkt-Testerinnen und -Tester und konnten von sich behaupten, den „neuen heißen Scheiß“ mit als Erstes ausprobieren zu können.

Die Grundidee wirkt erst einmal positiv für alle Beteiligten – nun folgt aber die Ernüchterung.

Der Kölner „go2market“ ist verschwunden, Kundinnen und Kunden bleiben womöglich auf ihren Kosten für die Mitgliedschaft sitzen und bekommen dafür keine Produkte mehr. Das österreichische Unternehmen ist insolvent.

Kölner „go2market“ verschwunden: Kunde mit vernichtendem Urteil

Der Laden auf der Aachener Straße ist zu, an der Fassade gibt es keinerlei Informationen für die Kundinnen oder Kunden. Wer googelt, bekommt für den „go2market“ die Beschreibung „dauerhaft geschlossen“ angezeigt. Die Facebook-Seite wurde zudem auch gelöscht. Auf Instagram häufen sich die Fragen der Mitglieder, was denn los sei.

Informiert worden über die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens seien die Mitglieder nämlich bis heute nicht. Der Kölner Markus Pauschinger war und ist immer noch zahlender Kunde: „Eine Freundin und ich haben uns vor einigen Monaten mal testweise eine dreimonatige Mitgliedschaft für ‚go2market digital‘ gekauft. Es gab aber auch, natürlich entsprechend teurere, Jahresmitgliedschaften.“

Er erklärt: „Monatlich konnte man Produkte in Höhe eines bestimmten Budgets aus dem Online-Shop auswählen. Allerdings immer nur von jedem Produkt eines. Man konnte sich pro Monat ein Paket schicken lassen, der Versand war kostenlos.“

Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Doch bereits der erste Monat sei für Markus Pauschinger ziemlich ernüchternd gewesen. Es habe kaum interessante Produkte zum Testen gegeben, überwiegend seien es Süßgetränke, Alkohol, Süßwaren oder viele verschiedene Riegel gewesen – die interessantesten Artikel seien schnell vergriffen gewesen.

Zudem seien die Preise der Produkte auffallend hoch gewesen: „Da die Auswahl begrenzt war, blieb einem nichts anderes übrig, als den Warenkorb mit allerlei ungesunden Riegeln und Süßwaren zu füllen. Der Preistest war also nicht wirklich zuverlässig, da man das Monatsbudget ja irgendwie ‚leer kriegen‘ musste. Zur Not auch mit Artikeln, die man im Supermarkt niemals zu diesem Preis gekauft hätte.“

„go2market“ insolvent: Kölner Kundschaft wird mit Mail vetröstet

Ein weiterer Kritikpunkt des „go2market“-Kunden: „Dann ist uns aufgefallen, dass ein Großteil der Waren kurz vor Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums stand. Das war schon ein wenig seltsam, gab man doch großspurig damit an, innovativ zu sein und die neuesten Produkte austesten zu wollen, bevor sie im Supermarkt um die Ecke landen. Aber offenbar lag das Zeug schon länger irgendwo rum, wo es keiner haben wollte.“

Der dritte Mitgliedsmonat für Pauschinger fiel dann komplett aus. Das Unternehmen informierte die Mitglieder per Mail, dass im Mai keine Produkte bestellt werden könnten. Der offizielle Grund: Man arbeite dank des Feedbacks der Mitglieder an technischen Herausforderungen.

Der ausgefallene Monat würde dann auf den nächsten, also den Juni, übertragen. Die Wahrheit ist aber: Am 16. Mai 2023 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet, „go2market“ ist zahlungsunfähig. Das ist Informationen des zuständigen „Alpenländischen Kreditorenverbandes“ zu entnehmen.

EXPRESS.de fragte bei den Verantwortlichen des Kölner „go2markets“ an, diese verwiesen jedoch an die österreichische Insolvenzverwalterin – man dürfe sich nicht weiter äußern.

Kölner Kunde über „go2market“-Aus: Eindruck des Täuschungsversuchs

Bitter ist die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens vor allem für die Mitglieder, die ihren Beitrag für das gesamte Jahr bereits bezahlt haben. Ob sie das Geld zurückbekommen – immerhin knapp 155 Euro im Jahr – ist unklar.

Vor allem die unklaren Angaben zum Aussetzen des Monats Mai stoßen Markus Pauschinger übel auf. Dem Unternehmen seien die nächsten Schritte zum Zeitpunkt der besagten Mail bereits klar gewesen. „Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass das alles geplant war, kriminelle Energie dahintersteckt und hier eindeutig eine Täuschungsabsicht vorliegt“, sagt er.

Vor allem aber glaube er, dass „go2market“ die Produkte aus dem lokalen Store in Köln einfach loswerden wollte. Wie man an Rezensionen im Internet sehen könne, wurde die Fläche des Markts in Köln immer weiter verkleinert und die Regale immer leerer.

Und weiter: „Da kann man schon auf die Idee kommen, dass das von langer Hand geplant gewesen sein muss. Anstatt die bald ablaufende Ware gegebenenfalls teuer entsorgen zu müssen, hat man sich einfach dazu entschlossen, neue Mitglieder anzuwerben, denen man den alten Krempel dann noch verkaufen konnte. Somit hat man noch ein paar Euro gemacht.“

Köln: So begründet „go2market“ die Insolvenz

Offenbar jedoch zu wenig, denn das Unternehmen sieht sich laut den Informationen des Insolvenzverwalters einem gewaltigen Schuldenberg entgegen. 905.530,26 Euro stehen den Gläubigerinnen und Gläubigern danach noch zu. Dazu kommen die bereits gezahlten Beiträge der Mitglieder.

Begründet wird die Insolvenz des „go2market“ übrigens so: „Das Abgleiten in die nunmehrige Insolvenz wird auf den Wegfall der Geschäftsidee durch das geänderte Konsumverhalten der Menschen in Folge der Wirtschaftskrise und hoher Inflationsrate zurückgeführt. Aufgrund der vielfältigen finanziellen Engpässe vieler Konsumentinnen und Konsumenten kam es in der Lebensmittelbranche zu einem drastischen Rückgang der Innovationen und keiner Bereitschaft mehr neue Produkte auf den Markt zu bringen.“

Markus Pauschinger hat einen monatigen Mitgliedsbeitrag unfreiwillig in den Sand gesetzt – mit 12,90 Euro eine verhältnismäßig ertragbare Summe. Er sagt gegenüber EXPRESS.de: „Mir tun die Leute leid, die eine Jahresmitgliedschaft eingegangen sind. Für zwei Monate süße Limo und Süßigkeiten ganz schön viel Geld!“