Wer sich erinnert, dass der weltberühmte Mercedes-Stern eigentlich urkölsch ist – den macht diese Nachricht umso trauriger: Der Konzern macht sein berühmtes Flaggschiff an der offiziellen Mercedes-Allee dicht.
Kölner Stern verschwindetGigantisches Mercedes-Center macht dicht

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Der Mercedes-Stern der Kölner Zentrale in der Abenddämmerung. Das Wahrzeichen im Westen der Stadt wird verschwinden.
Aktualisiert05.09.2025, 18:00
Es war ein gewisser Gottlieb Daimler, 1872 bis 1881 Technischer Direktor der Gasmotorenfabrik Deutz, der seiner Frau eine Postkarte aus Köln schrieb und ein Kreuzchen in den Himmel malte: „Von hier aus wird ein Stern aufgehen.“
Doch jetzt geht der Stern einfach unter. Das gigantische Mercedes-Benz Center an der hauseigenen Mercedes-Allee in Braunsfeld wird geräumt. Kölns Kundschaft wird gebeten, ab November nach Frechen oder Pulheim zu fahren.
Daimler gibt Köln einen neuen Stern – das war 2002 die Nachricht, als das Superprojekt präsentiert wurde. Ein 26 Meter hoher, lichtdurchfluteter Glaspalast mit großzügigen Verkaufsflächen und einer Erlebniswelt auf 11.400 Quadratmetern.
Alle Modelle vom original nachgebauten Einzylinder-Viertakter von 1885 über gängige Luxus-Limousinen bis hin zum neuen Maybach sollten die Menschen anlocken. Daneben Bistro, Shops und ein Großbildschirm mit rasanten Werbeclips – und über allem dreht sich der berühmte leuchtende Stern.
„Wir bauen auf Köln. Die Zukunft beginnt für uns heute“, sagte damals ein DaimlerChrysler-Direktor. Anfang 2006 kam sogar Dr. Dieter Zetsche aus Detroit nach Köln eingeflogen und weihte den 65 Millionen Euro-Prunkbau mit 120 Beschäftigten ein: „Wir sind hier in einer Galerie der Ingenieurskunst“, sagte er. „Hier dürfen Sie Mensch sein – und sich in ein Auto verlieben.“
Schluss, aus, vorbei. Warum?
„Der Bau ist doch sehr speziell und entspricht nicht mehr unseren Design-Standards“, sagt ein Mercedes-Sprecher auf Anfrage. In der Tat waren innen die riesigen, runden Verkaufsflächen auf mehreren Etagen mehr als großzügig angelegt, während draußen vor der Tür die Parkplätze für die Autos der Kundschaft fast überfüllt waren. „Entsprechende Änderungen mit möglichen Modernisierungen wären nur schwer zu bewerkstelligen“, so der Sprecher weiter.
„Deshalb lassen wir den Mietvertrag Ende des Jahres auslaufen.“ Und so stirbt ganz langsam wieder ein Stück Kölner Autogeschichte.

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Das Mercedes Center in Köln Braunsfeld
Doch der Prachtbau an der Widdersdorfer Straße, der gestern schon auf den Verkaufsflächen reichlich ausgedünnt wirkte und hier und da mit „Sale“-Schildern versehen war, bekommt einen neuen Betreiber – mit gewöhnungsbedürftigem Namen: „Exploradom“.
Die Wortschöpfung aus „Erkundschaften“ und „Dom“ soll die Geschichte des 2009 eröffneten Odysseums in Kalk, in das eine neue Gesamtschule bis 2028/2029 einziehen soll, weitererzählen.
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Ab April 2026 soll in Braunsfeld auf über 30000 Quadratmetern ein Family Entertainment Center (FEC) eröffnet werden, „das Erlebnis, Bildung und Co-Working-Angebote unter einem Dach vereint“, so der Betreiber Edutain. „Bewährte Inhalte werden aus dem Odysseum übernommen und durch neue digitale sowie interaktive Lern- und Spielangebote ergänzt werden.“
Aus Mercedes wird Odysseum wird Exploradom – man darf gespannt sein, wie die Geschichte an der Mercedes-Allee weitergeht.