Beide Beine verlorenKölner Firma erfüllt Walid großen Wunsch – großes Problem bleibt

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Der Kölner Walid Zine blickt nach einem schweren Schicksalsschlag voller Zuversicht nach vorne.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Für den Kölner Walid Zine (37) startet das neue Jahr mit einer tollen Nachricht. Der Koch aus Köln hat aber einen langen Leidensweg hinter sich: Nach einem septischen Multiorganversagen mussten ihm beide Beine und die linke Hand amputiert werden. Nach eineinhalb Jahren in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen kann er endlich in seine eigene Wohnung. Jetzt blickt er voller Zuversicht nach vorne, wobei er vor der nächsten großen Herausforderung steht.

Das wichtigste ist schon mal geschafft: Walid Zine hat seinen Mietvertrag für die neue, barrierefreie Wohnung am Rochusplatz in Köln unterschrieben und die Schlüssel erhalten. EXPRESS berichtete im April 2020 über das schwere Schicksal des Kölners. Seine Geschichte berührte viele. Auch eine Mitarbeiterin der städtischen Immobiliengesellschaft GAG Immobilien AG, Kölns größtem Vermieter.

Köln: Wohnungsgesellschaft GAG hilft Walid Zine, dem beide Beine amputiert werden mussten

Auf EXPRESS-Anfrage erklärt GAG-Sprecher Jörg Fleischer: „Auch Carmina Fest wurde durch den Express-Artikel auf das Schicksal von Walid Zine aufmerksam. Sie arbeitet bei der GAG Immobilien AG in der Neuvermietung und beschloss spontan zu helfen. ‚Mir fielen sofort unsere neuen, barrierefreien Wohnungen am Rochusplatz ein‘, erzählt sie und nahm Kontakt zu Walid Zine auf. Nachdem der die Wohnung besichtigt und auch die Vermietungskonferenz der GAG grünes Licht gegeben hatte, stand einem Happyend nichts mehr im Wege. Am Rochusplatz findet der frühere Koch sein neues Zuhause.“

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Dem Kölner Walid Zine mussten nach einem septischen Multiorganversagen beide Unterschenkel und die linke Hand amputiert werden.

Darüber ist Walid Zine überglücklich: „Ich danke der GAG von ganzem Herzen. Auch dem EXPRESS gilt mein Dank. Sie haben mir in einer schweren, aussichtslosen Zeit geholfen. Zu wissen, dass anderen mein Schicksal nicht egal ist, hat mir viel Kraft gegeben.“

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Walid Zine im April 2020 auf dem Hof des St. Vinzenz Krankenhauses in Köln-Nippes.

Jetzt steht der Kölner aber vor einer neuen Herausforderung. „Ich habe meine alte Wohnung gekündigt und noch keine Möbel. Mein Antrag auf eine Hilfe durch das Jobcenter wurde leider abgelehnt, da ich keinen Anspruch hätte. Mir wurde ein Darlehen angeboten, dass ich aber nicht angenommen habe. Mir würden sonst nach meinen Fixkosten von dem Hartz IV etwas mehr als 200 Euro im Monat übrigbleiben. Davon kann ich nicht leben. Daher habe ich es abgelehnt“, schildert er.

Kölner Walid Zine zieht nach eineinhalb Jahren im Krankenhaus in seine eigene Wohnung

Dabei ist Walid Zine dem Jobcenter immer noch dankbar. Er erklärt: „Aufgrund mehrerer Fehler meines Betreuers, dessen Wechsel ich jetzt beantragt habe, musste ich im Dezember zwei Mieten für die alte und neue Wohnung zahlen. Das hat das Jobcenter aber problemlos übernommen. Auch bei anderen Angelegenheiten wurde mir von dieser Stelle immer schnell geholfen.“

Kölner Walid Zine muss neue Einrichtung für neue Wohnung selbst zahlen

Seine Miete wird auch weiterhin vom Jobcenter bezahlt. In einem Schreiben, das EXPRESS vorliegt, begründet das Jobcenter die Antragsablehnung damit, dass kein Anspruch auf eine Erstausstattung besteht. Er könne von dem Angebot eines Darlehens Gebrauch machen.

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Bärenstark! Der Kölner machte bereits einige erste Schritte mit Protesen.

Jetzt versucht er aus eigener Kraft und mit Hilfe von Bekannten seine neue Wohnung einzurichten. „Zuerst brauche ich eine Küche. Ich kann nicht jeden Tag Essen von draußen kaufen. Das wird zu teuer. Ich versuche jetzt zu improvisieren“, sagt er. Der gelernte Koch will natürlich auch selber mal wieder nach langer Zeit vor dem Herd stehen.

Beide Beine amputiert: Kölner Walid Zine trainiert mit Prothesen

Doch es gibt noch eine gute Nachricht. Walid erklärt: „Nach meiner OP an meinem rechten Stumpf kann ich endlich wieder mit Prothesen trainieren. In meinem Stumpf waren noch Knochensplitter, die entfernt werden mussten. Sie hatten verhindert, dass ich Prothesen tragen kann. Jetzt komme ich aber wieder nach und nach auf die Beine.“