von Adnan Akyüz (aa)
Ex-Gelände der Deutz AGName für Wohnquartier: Vergisst Mülheim seine Motor-Pioniere?

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Der Mülheimer Süden und das Areal der Deutz AG neben dem Mülheimer Hafen werden umgebaut.
Köln – Der Mülheimer Süden wird umgebaut: Auf dem fünf Hektar großen Areal der ehemaligen Deutz AG entlang der Deutz-Mülheimer-Straße soll ein neues Wohnquartier mit 4.500 Wohnungen und Büroräumen entstehen.

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Der Plan der Stadt umreißt das Gelände.
NRW.Urban, eine Tochtergesellschaft des Landes, leitet das Projekt unter dem vorläufigen Arbeitstitel „Möhring Quartier“. Benannt nach dem Architekten Bruno Möhring (1863 -1929), dessen Industriehalle 1902 in Düsseldorf ab- und in Mülheim für die Deutz AG wieder aufgebaut wurde.
Denkmalpfleger setzt sich für Mülheimer Pioniere ein
Aber warum werden die großen Mülheimer Pioniere vergessen? Bei einer Infoveranstaltung in Mülheim wurde von engagierten Bürgern reichlich Kritik an der Namensidee laut.
Denkmalpfleger und Architekt Prof. Walter Buschmann (67) etwa sagt: „Dieser Ort ist von besonderer industriehistorischer Bedeutung. Hier wurde der Viertakt-Otto-Motor entwickelt. International bekannte Pioniere und Ingenieure haben hier gewirkt.“

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Prof. Walter Buschmann verfolgt den Umbau des Mülheimer Hafens kritisch.
Er findet, dass das Areal nach den Pionieren der Deutz AG benannt werden müsste. Und geht noch weiter: „Einige dieser Hallen sollen für Neubauten weichen. Es gibt Beispiele, wie Felten & Guilleaume an der Schanzenstraße, wo alt und neu vereint werden können, ohne dass sie ihre historische Bedeutung verlieren.“
Auch Norbert Fuchs (67, SPD), Bezirksbürgermeister von Mülheim, stört sich an der Namensidee. „Man sollte Möhring da raushalten. Hier wurde deutsche Motorengeschichte geschrieben. Man sollte deren Pioniere ehren.“

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Wilhelm Maybach (heller Anzug) im Jahr 1903. Er kurbelte die Serienproduktion des Ottomotors an.
Namensgebung noch offen
Und was sagt die Deutz AG dazu? „Die Umwandlung halten wir für sinnvoll. Die Vorschläge sehen vor, wesentliche historisch bedeutsame Gebäude zu erhalten. Sicherlich besteht die Chance, durch sinnvolle Namensgebung von Hallen, Plätzen oder auch Straßen an die industriehistorische Bedeutung des Areals als Wiege des Motorenbaus und an die Pioniere zu erinnern“, sagt Sprecher Michael Ziegler.

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Die Mittelmotorenhalle der Deutz AG ist heute eine Industriebrache. Hier soll ein Mehrfamilienhaus gebaut werden.
NRW.Urban hat die Planungen noch nicht abgeschlossen. Projektmanager Christoph Kemperdick (53) sagt: „Möhring-Quartier ist bisher nur ein Arbeitstitel. Noch ist nichts endgültig entschieden. Wir sind offen, was die Namensgebung angeht. Das muss am Ende auch mit der Politik abgestimmt werden.“