Es sind schon 2335Das Geheimnis der Papageien-Invasion in Köln

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Nicht wenige sind von der Papageien-Flugshow über den Baumkronen beeindruckt.
Köln – Riesige Vogelschwärme aus allen Himmelsrichtungen, grellgrüne Formationen im Zick-Zack-Tiefflug, ein Gekreische wie im Tropen-Dschungel: Ein exotisches Spektakel steigt jetzt jeden Abend Punkt 18 Uhr am Rheinufer nahe Dom.
Schon 2335 Tropenvögel, so eine offizielle Zählung, treffen sich in den Baumkronen der Platanen zum Zwitschern, Futtern, Flirten. Willkommen beim Papageien-Kongress!
Neuer Schlafplatz rund um die Hohenzollernbrücke
Passanten, Touristen, Radler, Kinder bleiben am Rheinufer gegenüber vom Musical Dome ungläubig stehen: So ein irres Gefieder-Gewimmel mitten in der City? Das gibt´s ja nicht mal im Zoo!
Ja, zu Hunderten sitzen die „Halsbandsittiche“, wie sie offiziell heißen, dicht auf dicht, oft im Blick des bekannten Kölner Ornithologen Achim Kemper: „Das ist ab jetzt ihr neuer Schlafplatz“, schmunzelt der 67-Jährige. „Hier wird vorm Gruppen-Nickerchen viel verzällt, geflirtet und gepaart.“
Natürlich wird vor der Nachtruhe, wie bei so vielen Lebewesen, kräftig gekackt. Da kommt eine Menge zusammen, nicht umsonst wurden die „Kackageien“ für so manchen Anwohner zur Plage.

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Riesige Schwärme fliegen über die Hohenzollernbrücke Richtung Schlafplatz ein.
Gut, dass es am neuen Schlafplatz keine direkten Anwohner gibt. Gut aber auch, dass die AWB jetzt dort wegen der vielen Kotkleckse aufrüstet – und eine Kehrmaschine mit Wasserdüsen rotieren lässt.
„Der Kot wurde untersucht, er ist nicht gesundheitsgefährdend“, betont Kemper. Ihn freut, dass die Kerlchen jetzt mit Zustimmung der Stadt zwei Jahre am Rheinufer Bleiberecht haben.

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Vogelexperte Achim Kemper beobachtet am Rheinufer seine Lieblinge, beantwortete schon viele Fragen von Passanten.
„Noch gab es keine Beschwerden, eine Vergrämung liegt nicht an“, bestätigt Florian Distelrath von der Unteren Naturschutzbehörde. Im Gegenteil: Manche Zimmer im Maritim sollen besondere Nachfrage haben – wegen des Ausblicks auf die abendlichen Papageienschwärme!
Was macht die kleinen Gesellen so besonders? EXPRESS erklärt vier Geheimnisse.
Der Standort
Die Uferpromenade strahlt Wärme ab, die Blockbebauung bietet Schutz. Nächtliche Beleuchtung und der permanente Autoverkehr halten Greifvögel ab. Die Einflugschneisen Rhein, Dom und Hohenzollernbrücke sind zur Orientierung perfekt.
Ihr Gedächtnis
Noch vor kurzem hockten die Sittiche am Rheinauhafen Ecke Dreikönigenstraße. Die Kotbelastung war enorm. Deshalb weckte ein Anwohner die Kerlchen morgens mit Krach aus einer Böllerkanone, wie es heißt. Kurzum wechselten die Tiere den Schlafplatz. Böller am Morgen? Nein, danke!

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Der Halsbandsittich wird bis zu 40 Zentimeter groß, 120 Gramm schwer und bis zu 20 Jahre alt. Er wurde 1969 erstmals in Köln gesichtet.
Die Platanen
Sittiche bevorzugten schon immer glattschalige Bäume, damit Schlangen oder Warane nicht hochklettern können, um die Brut aufzufressen. Außerdem futtern sie gerne Platanen-Früchte. Der Abendtisch ist gedeckt.
Die Flugrouten
Sind jeden Tag gleich. Die Vögel schweben aus Rodenkirchen (Süden) ein, andere vom Zoo (Norden). Sie erheben sich aus den Bäumen des Melaten-Friedhofs (Westen) oder aus Höhenhaus (Osten).
„Manche legen bei ihrem bis zu zweistündigen Abendflug noch einige Zwischenstopps ein“, so Kemper. „Der Mediapark etwa ist so ein Sammelplatz zum Weiterflug. So werden aus kleinen Schwärmen immer größere.“
(exfo)