Ein Schildbürgerstreich, wie er im Buche steht! Seit über drei Jahren herrscht am Kölner Rheinufer das reinste Chaos für ankommende Kreuzfahrt-Touristinnen und -Touristen.
Irre Posse am RheinuferKölner Amt erfindet immer neue Ausreden – jetzt soll ein Blumenbeet an allem schuld sein

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Nach Auffassung der Stadtverwaltung macht das Blumenbeet die Ausfahrt an der Bastei für Reisebusse unpassierbar.
Die Stadt Köln findet immer neue, absurde Gründe, warum Reisebusse die Anleger nicht anfahren können. Der neueste Sündenbock: ein verwildertes Blumenbeet!
Seit mehr als drei Jahren sucht die Stadtverwaltung verzweifelt nach einer Lösung, wie Tausende Passagiere am Rheinufer sicher und bequem zu ihren Reisebussen kommen. Doch statt einer Lösung gibt es nur ein peinliches Protokoll des Scheiterns.
Das peinliche Protokoll des Scheiterns
Alles begann im April 2022: Die Stadt sperrte die nördliche Abfahrt zum Rheinufer an der Bastei wegen Baufälligkeit. Seitdem können Reisebusse die Anleger nicht mehr direkt erreichen und müssen notgedrungen auf der belebten Rheinuferstraße halten.
Die Folge: „Lebensgefährliche Parkmanöver“, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits im Juli 2024 berichtete. Schiffscrews müssen Gepäck die steilen Treppen hochwuchten, während Passagiere mit ihren Koffern den Radweg blockieren und sich selbst in Gefahr bringen. Die Stadt wiegelte damals ab: Die Bus-Unternehmen seien selbst verantwortlich, „einen geeigneten und sicheren Ort des Ein- und Ausstiegs zu bestimmen“.
Kurz darauf die überraschende Wende: Eine Lösung schien gefunden! Die Busse sollten künftig vom Konrad-Adenauer-Ufer in Höhe der Machabäerstraße ans Rheinufer fahren und es an der Ausfahrt vor der Bastei wieder verlassen. Dafür müsste nur die Einbahnstraße gedreht werden. Das Konzept sei bereits von den Leitungen der zuständigen Ämter gebilligt, hieß es.
Doch dann: zehn Monate Funkstille! Im Mai 2025 erklärte die Verwaltung plötzlich, der Plan sei vorerst gescheitert. Die Planung sei zu „komplex“. Was daran so schwierig ist, die Fahrtrichtung einer Einbahnstraße zu ändern, blieb ein Rätsel.
Im Juni 2025 kam die nächste Ausrede: Die Ausfahrt an der Bastei sei für Reisebusse gar nicht breit genug. Ein Umbau sei „äußerst aufwändig“, man müsse Rampen bauen, den Hochwasserschutz beachten und sogar eine Ampelanlage berücksichtigen – die es dort gar nicht gibt!
Alles nur Gerede? Das dachte sich auch Busunternehmer Markus Klein und machte am 9. Juli 2025 zusammen mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Probe aufs Exempel. Das Ergebnis der Testfahrt mit einem Standard-Reisebus war eindeutig.
Der zwölf Meter lange Bus rollte problemlos über das Kopfsteinpflaster. Kein Aufsetzen, kein Rangieren. „Da kommt man locker rum“, so Busfahrer Herbert Czarnetzki (73). „Piccolonia“-Chef Markus Klein war fassungslos: „Die Stadt hat eineinhalb Jahre einen Grund gesucht, warum das hier nicht gehen kann. Wir haben jetzt keine halbe Stunde gebraucht, um das Gegenteil zu beweisen.“

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Wenn Theorie auf Wirklichkeit trifft: Baustellenfahrzeuge stehen auf dem Parkstreifen an der Bastei. Ginge es nach den Berechnungen der Stadtverwaltung, wäre das gar nicht möglich.
Konfrontiert mit diesen Fakten, zauberte die Stadt die nächste unglaubliche Ausrede aus dem Hut: Ein zehn Meter langes und ein Meter breites, ungepflegtes Blumenbeet sei nun das unüberwindbare Hindernis! Eine eigene Testfahrt? Fehlanzeige. Die Stadt hatte die Lage nur am Schreibtisch mit einem „Schleppkurven-Nachweis“ geprüft und befunden: Es geht nicht.
Die Stadt bleibt stur und behauptet, der Testbus sei ja leer gewesen. Ein voll besetzter Bus mit Gepäck sei tiefer und könne aufsetzen. Von der erfundenen Ampel und den „historischen Bauten“ ist plötzlich keine Rede mehr. Nun will man „weitere Lösungsmöglichkeiten“ prüfen. Die Posse geht also in die nächste Runde. (red)