Karl Küpper hat es sich als Büttenredner getraut, die Nazis von der Bühne aus vorzuführen und zu verspotten. Dafür wurde er mit einem Platz in Köln geehrt. Der befindet sich aber in einem schlimmen Zustand.
„Eine jämmerliche Situation“Sohn klagt Stadt an: „Platz der Schande“ für berühmten Karnevalisten

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Mit diesem Zusatz am Straßenschild wird an Karl Küpper erinnert. Weitere Erklärungen zu seinem Wirken sind nicht am Platz zu finden.
Bekannt wurde er als „D’r Verdötschte“. Karl Küpper traute sich zur Zeit des Nationalsozialismus Außergewöhnliches. Als einziger Kölner Karnevalist verhöhnte und kritisierte der Büttenredner das NS-Regime.
Auf dem Rand des Rednerpult sitzend, machte er die Nazis öffentlich lächerlich. Bei seinen Auftritten hob er die Hand zum Hitlergruß und fragte „Es et am rähne?“ und beantwortete die Frage beispielsweise mit „Nä, nä, su huh litt bëi uns dä Dreck em Keller!“
Seit 2020 wird alle zwei Jahre der Karl-Küpper-Preis verliehen
Küpper sah sich nicht als Widerstandskämpfer, sondern als Karnevalist, der mit subversiver rheinischer Mentalität bis an die Grenzen der Narrenfreiheit ging. Er bekam Gestapo-Besuch, wurde verwarnt und zusammengeschlagen. 1939 erhielt er lebenslanges Redeverbot.
Auch nach dem Krieg blieb der Büttenredner unangepasst, ätzte gegen Kölner Politiker ebenso wie gegen Bundeskanzler Konrad Adenauer. Im Jahr 1959 beendete er seine Bühnenkarriere, betrieb im Anschluss die Gaststätte Küppers Karl in Köln-Kalk, ehe er 1970 im Alter von 64 Jahren verstarb.
50 Jahre nach seinem Tod wurde 2020 auf Initiative des Festkomitees erstmals der mit 10.000 Euro dotierte Karl-Küpper-Preis verliehen. Damit sollen Menschen geehrt werden, die sich für den Schutz der Demokratie und gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Form der Diskriminierung engagieren. Zudem wurde im Gürzenich eine Gedenkplatte enthüllt.
2011 wurde bereits eine Gedenktafel am Haus in der Kalker Hauptstraße angebracht, in dem er die Gaststätte betrieben hatte. Zudem wurde im Mai 2011 in der Altstadt an der Ecke Salomonsgasse/Marspfortengasse ein Platz nach dem Karnevalisten benannt. „Er machte in seiner Büttenrede die Nazis lächerlich“, steht als Zusatz am Straßenschild. Mehr nicht.

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Eine Mischung aus Parkhaus und Bretterbude: So sieht der Karl-Küpper-Platz in der Altstadt aus.
Deshalb macht sich nun sein Sohn Gerhard im EXPRESS.de-Gespräch Luft. „Seit zwölf Jahren mahnen wir den Zustand des Platzes an. Ein Stadtführer sagte schon zu mir, dass er mit seinen Gästen diesen nicht mehr besuche, weil er sich so schäme. Ein anderer nannte ihn gar den ‚Platz der Schande‘. Auf jeden Fall haben wir hier eine jämmerliche Situation“.
Der Platz wirkt in der Tat schmuddelig und wenig einladend. Zwischen dem Parkhaus Hohe Straße und dem Kundenzentrum Innenstadt sind die Bäume von Brettern umgeben. Baustellenschilder stehen überall rum, der Boden ist verdreckt. „Hat die Stadt nicht mehr übrig für diesen Mann als den kleinen Straßenschild-Zusatz?“, fragt sich sein Sohn.

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Gerhard Küpper in der Volksbühne am Rudolfplatz. Dort wurde ein Theaterstück über seinen Vater aufgeführt.
Seit Jahren versucht er in den Mühlen zwischen Politik und Verwaltung, die Genehmigung zu erhalten, den Platz würdevoller zu gestalten. „Wir haben 7000 Euro gesammelt und haben verschiedene Ideen. Man könnte einen Findling mit Aufschrift oder eine Bronze-Statue dort platzieren. Bisher ist aus unseren Vorstößen nichts geworden“.
Bürgermeister Andreas Hupke habe sich bereits eingesetzt. Aber selbst Oberbürgermeisterin Henriette Reker, mit der Gerhard Küpper in der Jury zum Karl-Küpper-Preis sitzt, fühle sich bei dem Thema machtlos. Eine EXPRESS.de-Anfrage zu dem Thema bei der Stadt Köln blieb ebenfalls unbeantwortet.
Henning Krautmacher entsetzt vom Karl-Küpper-Platz in Köln
Ex-Höhner-Sänger Henning Krautmacher, der derzeit ein Buch über die Kölner Plätze schreibt, zeigte sich nach dem Besuch in der Altstadt auch bestürzt und will auf den Missstand aufmerksam machen. Daher gibt auch der Sohn des Büttenredners nicht auf. „Die Stadt hat meinen Vater 40 Jahre lang vergessen. Will sie das nun wieder tun?“, fragt er sich.
Anfang November jährt sich Küppers Geburtstag zum 120. Mal. Dies sei doch ein perfekter Anlass, um den schmucklosen Platz ein wenig würdevoller zu gestalten, findet er. „Ich möchte doch nur, dass meinem Vater ein ehrenvolles Gedenken widerfährt“.