Krise? Welche Krise? Während anderswo gespart wird, explodiert der Umsatz im Kölner Karneval. Eine neue Studie enthüllt unglaubliche Zahlen und zeigt, wer die wahren Gewinner sind.
Kölner Karneval explodiertKrise? Studie enthüllt die wahren Gewinner

Copyright: Thomas Banneyer/dpa
Feierwütige am 11.11. 2024 auf der Zülpicher.
Aktualisiert
Wirtschaftskrise, Pleitewelle, leere Stadtkassen – doch in Köln scheint das alles keine Rolle zu spielen!
Im Gegenteil: Die Jecken feiern, als gäbe es kein Morgen. Das Ergebnis ist ein sattes Umsatzplus von 40 Prozent im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. Unglaubliche 850 Millionen Euro spült der Fastelovend jetzt pro Session in die Kassen!
Diese gigantischen Zahlen stammen aus einer neuen Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) und der Rheinischen Hochschule Köln. Darüber berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Im Auftrag des Festkomitees Kölner Karneval nahmen sie die letzte Session genau unter die Lupe. Das Ergebnis: Die fünfte Jahreszeit sichert in der Region rund 6.500 Arbeitsplätze.
Hotels sind größte Gewinner
Besonders die Hotels und Veranstalter reiben sich die Hände. Ihr Umsatz schoss um satte 70 Prozent in die Höhe!
Allein die Hotellerie zählte 470.000 Übernachtungen – 90.000 mehr als 2019. Das brachte 109 Millionen Euro ein, wovon dank der Bettensteuer auch die Stadt Köln profitiert. „Die Wirtschaftskraft des Karnevals hat sich stark weiterentwickelt und ist ein absoluter Aktivposten für die Stadt Köln“, bestätigt Dennis Utzerath von BCG.
Die Zahlen sind einfach gigantisch: 2,1 Millionen Besucher und Besucherinnen bei den Zügen, eine Million Jecke auf Sitzungen und Bällen, 1,6 Millionen verkaufte Kostüme. Laut Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn engagieren sich mittlerweile 30.000 Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler in den Vereinen.
Wenig überraschend ist die Gastronomie der größte Profiteur. Satte 355 Millionen Euro Umsatz wurden hier gemacht, ein Plus von 38 Prozent. Doch das liegt nicht nur an mehr Gästen. Die Preise sind explodiert! Kostete ein Kölsch 2019 noch rund 1,80 bis 1,90 Euro, werden heute oft schon 2,30 Euro fällig. Ein Preissprung von gut 25 Prozent!
Die Studie zeigt auch die Kehrseite der Medaille: Der immense Umsatzanstieg kommt nicht daher, dass mehr getrunken wurde. Das Volumen blieb gleich. Es sind vor allem die gestiegenen Preise, die die Kassen klingeln lassen. Der Karneval hat sich damit rund doppelt so stark verteuert wie der normale Alltag.
Karneval als „kulturelles Highlight“
Für die Studie wurden 5.300 Menschen online befragt. Das Ergebnis ist eine Liebeserklärung: 95 Prozent sehen den Karneval als „kulturelles Highlight“ an und für vier von fünf Befragten ist er ein „prägender Lebensinhalt“.
Doch es gibt auch kritische Töne. Fast jeder dritte Befragte (30,7 Prozent) findet, der Karneval sei ein „ausuferndes Saufgelage“. Zudem empfindet gut ein Fünftel der Befragten (21,7 Prozent) den Fastelovend als zu kommerziell.
Trotzdem, das positive Bild überwiegt. „Unsere langjährige Studie an der Rheinischen Hochschule Köln zeigt: Die gesellschaftliche und integrative Bedeutung wird heute stärker wahrgenommen“, erklärt Professorin Silke Schönert.
Festkomitee-Präsident Kuckelkorn blickt angesichts explodierender Kosten für Personal und Sicherheit aber auch mit Sorge in die Zukunft. „Wir brauchen kreative Lösungsansätze, um gerade das nicht-kommerzielle Brauchtum langfristig mit einer sicheren Finanzierung aufzustellen. Das ist eine Aufgabe, die wir zusammen mit der neuen Stadtspitze in Angriff nehmen wollen“, so Kuckelkorn. (red)

