„Wir müssen feiern, das ist Pflicht“Karneval trotz Hamas-Terror: Kölsche Kippa Köpp schaffen Spagat

Präsentation der neuen Flagge der Kölschen Kippa Köpp.

Die Kölschen Kippa Köpp präsentierten am Sonntag (7. Januar 2024) Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn (l.) erstmals öffentlich ihre neue Plagge.

Die Kölschen Kippa Köpp feierten in der Synagoge in der Roonstraße ihren karnevalistischen Frühschoppen „Falafel & Kölsch“. Dabei waren drei Monate nach dem Hamas-Angriff auf Israel ernste Töne zu hören.

Wie nah beieinander in diesen Tagen die fröhlichen Karnevalserlebnisse und die bittere Kriegsrealität liegen, das wurde am Sonntag (7. Januar 2024) bei der kleinen Karnevalssitzung „Falafel & Kölsch“ der Kölschen Kippa Köpp (KKK) mehr als deutlich.

Während sich die Jecken, zu denen mit Abraham Lehrer auch der Vizepräsident des Zentralrats der Juden gehörte, mit den Kölschstangen zuprosteten und schunkelten, hingen an den Wänden des Festsaals der Synagogen-Gemeinde in der Roonstraße die Bilder der Hamas-Geiseln.

Kölsche Kippa Köpp feierten Karnevalssitzung „Falafel & Kölsch“

Entsprechend ernste Töne waren zu hören. „Wir haben noch am 11.11. gemeinsam vor der Synagoge gestanden. In diesen sehr, sehr schlimmen Zeiten stehen wir zusammen. Das darf so nicht weitergehen. Der Antisemitismus hat auf der Welt keinen Platz, erst recht nicht in Köln. Dafür stehen wir voll und ganz“, sagte Hans-Georg Haumann, Präsident der Ehrengarde.

Das Traditionskorps hatte den Auftakt bestritten. Zudem war eine Abordnung der Blauen und Roten Funken vor Ort, als die Köpp zum ersten Mal öffentlich ihre Plagge präsentierten. „Kölsch met Hätz un Siel – Zesamme levve und zesamme fiere“ steht auf ihr.  

Karnevalssitzung der Kölschen Kippa Köpp in der Synagoge: Ehrenmitglied Marcus Leifeld und Aaron Knappstein.

Präsident Aaron Knappstein (r.) zeichnete Ehrenmitglied Marcus Leifeld bei der Karnevalssitzung aus.

Offen blieb nur noch die Frage, wie die neue Standarte des Vereins gesegnet werden soll. Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn regte an, dass sich der jüdische Verein einfach beim nächsten Karnevalsgottesdienst im Dom anschließen solle.

Auch Kuckelkorn betrachtete die Bilder der Hamas-Opfer betroffen. „Hinter dem Sessionsmotto ‚Wat e Theater – wat e Jeckespill‘ steckt auch ein ernster Hintergrund, nämlich das Welttheater, was wir alle nicht mehr verstehen. Dennoch müssen wir feiern, das ist eine Pflicht. Das bietet nämlich der Karneval: eine Auszeit, kurz mal aus dem normalen Leben aussteigen, Kind sein. Das ist eine seelenheilende Funktion des Karnevals“.

KKK-Präsident Aaron Knappstein erinnerte daran, dass auf den Tag genau vor drei Monaten der brutale Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel stattgefunden habe. „Wir wissen, dass Jüdinnen und Juden schon immer ihre Feste feiern können, zu denen der Karneval zählt. Trotzdem vergessen wir nicht, was passiert ist. Wir haben es jedem überlassen, ob er feiern möchte oder nicht. Ich freue mich sehr, dass über 90 Prozent unserer Mitglieder im Saal sind.“

Unter dem Motto „Alaaf un Schalom“ wurden noch neue Mitglieder in die Gesellschaft aufgenommen. Zudem wurde Historiker Marcus Leifeld zum Ehrenmitglied ernannt. Die ersten Mitglieder trugen zudem schon das neue festliche Outfit des KKK. Die StattGarde Colonia Ahoj, das Tanzcorps Colonia Rut Wiess, Ne Jeck im Rähn und Torben Klein feierten ebenfalls in der Synagoge mit.