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Bütt-Star Martin Schopps„Redner-Champions-League? Dieser Druck ist immens“

Redner Martin Schopps spielt und singt auf einer Bühne im Kölner Karneval.

Martin Schopps, hier im Januar 2023, zählt zu den beliebtesten Bütt-Stars im Kölner Karneval.

Im EXPRESS-Interview spricht Bütt-Star Martin Schopps über die Session 2023, die Jugend von heute und den Erfolg des Herrengedecks.

von Christof Ernst (che)

Schon lange vor FC-Trainer Steffen Baumgart (51) gab es in Köln einen Mann mit der Kappe: Karnevals-Star Martin Schopps (48). Seit 2001 steht er in der Bütt. Anfangs arbeitete er noch als Lehrer für Sport und Deutsch. Doch längst hat der Mann mit der Kappe, der frechen Klappe und der Gitarre die Bühne gegen den Schulsaal eingetauscht. EXPRESS besuchte ihn in seinem Haus in Bergisch Gladbach.

Herr Schopps, Sie treten in der Puppensitzung des Hänneschen-Theaters als Puppe mit Ihrer typischen Batschkapp auf. Ist das ein Ritterschlag? Martin Schopps: Absolut! Ich bin darauf total stolz und gespannt, wenn ich mich da als Puppe sehe. Bei einer Vorstellung darf ich sogar selbst meinen Text sprechen, den ich eigens für die Sitzung zusammengestellt habe. Dann stehe ich hinger d'r Brix.

Wie sind Ihre Eindrücke der ersten Nach-Pandemie-Session? Es ist alles viel besser, als ich befürchtet habe. Die Stimmung ist überragend, die Menschen haben Spaß und wollen feiern, zuhören und lachen. Die saugen das, was auf der Bühne passiert, auf wie ein Schwamm. Da entsteht eine wechselseitige Energie. Einfach toll!

Es gab aber auch Sitzungsabsagen wegen mangelnder Vorverkäufe. Ja, ich habe einige Veranstalter erlebt, die ließen noch eine Woche vor dem Termin die Köpfe hängen, weil so wenige Tickets verkauft waren, aber dann gingen in den folgenden Tagen noch drei-, vierhundert Karten weg. Offenbar entscheiden sich die Menschen kurzfristiger als sonst.

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Sie gehören seit Jahren zu den Top-Stars im kölschen Fasteleer. Wie anstrengend ist es, sich an der Spitze zu behaupten? Ich glaube, es gibt sehr wenige Redner, die ohne Zweifel an sich selbst sind. Wenn man vom Sitzungspräsidenten angesagt wird: „Jetzt kommt die Redner-Champions-League“, dann ist da eine große Erwartungshaltung. Der Saal soll nicht nur schmunzeln, sondern laut lachen und am Ende aufstehen und Zugabe rufen. Dieser Druck ist immens.

Auf wie viele Auftritte kommen Sie in der laufenden Session? Das sind rund 200. An den Wochenenden ist das manchmal ganz schön krass. Da können das an einem Tag schon mal zehn Auftritte sein. Das geht frühmorgens los und ist dann nachts zu Ende.

Sie waren früher Lehrer. Könnten Sie heute an einer Brennpunkt-Schule unterrichten? Theoretisch ja, aber ich würde das nicht tauschen mit dem, was ich gerade mache. Es erschüttert einen schon, wenn man hört, dass die Gewaltbereitschaft an Schulen steigt. Aber ich habe in meiner Zeit als Lehrer nie Angst gehabt oder ein Unwohlsein verspürt. Es geht darum, wie man mit jungen Menschen umgeht: Bin ich fair, bin ich ehrlich, authentisch, gerecht? Das spielt eine große Rolle. Ich hatte aber auch das Glück, dass ich Sport unterrichtet habe. Und die größten Chaoten kriegt man natürlich leichter, wenn man denen mal einen Ball ins Tor donnert.

Ist die heutige Jugend politischer? Sie ist auf jeden Fall vergleichbar mit der 1968-er Generation. Die jungen Leute sind interessierter und engagierter, als ich es war, das finde ich gut. Es ist aber immer die Frage: Was sind die richtigen Mittel, um seine Ziele zu erreichen. Darüber kann man – siehe Anklebe-Aktionen – durchaus streiten.

Themenwechsel: Haben Sie mit dem Erfolg vom „Herrengedeck“ mit Ihnen, Volker Weininger und JP Weber gerechnet? Nicht in diesem Maße! Wir hatten von Anfang richtig Spaß, die Chemie stimmte. Vielleicht lag es auch an der Pandemie: Man war mal kein Einzelgänger, sondern stand gemeinsam auf der Bühne. Nach der PriPro letztes Jahr gab es jede Menge Anfragen und fast unmoralische Angebote. Aber das ging nicht, weil wir ja jeder für sich schon langfristig als Solo-Künstler gebucht sind.

Der Rosenmontagszug startet erstmals auf der Schäl Sick. Ist der Kölner Karneval insgesamt auf einem guten Weg? Ja! Dass das Rechtsrheinische einbezogen wird, war längst überfällig. Nach der Pandemie habe ich sowohl bei den Ehrenamtlern in den Vereinen als auch bei den Künstlern das Gefühl, dass das ein großes Miteinander ist. Wir sind wieder ein Stück „Fastelovends-Famillich“ geworden.