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Kölner KarnevalUrgesteine mit heftiger Kritik: „Leck ens am Arsch, trallala – fertig ist der Hit“

JP Weber, Jupp Menth und King Size Dick sitzen beim Talk zusammen.

JP Weber, Jupp Menth und King Size Dick plauderten am Donnerstag (9. März 2023) im „Hähnche“ zusammen bei „Loss mer schwade“.

Zwei Kölner Karnevals Urgesteine üben heftige Kritik am aktuellen Zustand des Festes. Die kölsche Sprache sterbe immer weiter aus, weil auch die Bands sie gar nicht mehr richtig beherrschen würde.

von Marcel Schwamborn (msw)

Ist Kölsch eines Tages nur noch ein Bier und keine Mundart mehr? Zwei Karnevals-Urgesteine machen sich große Sorgen. Beim Köln-Talk „Loss mer schwade“ wurde am Donnerstagabend (9. März 2023) herrlichstes Kölsch gesprochen.

Heinz Gnass (80), alias King Size Dick, feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bühnenjubiläum. Jupp Menth (76) ist als „Ne kölsche Schutzmann“ schon seit 35 Jahren als Büttenredner dabei. Auch Moderator JP Weber (48) kämpft seit 30 Jahren sehr für die heimische Sprache.

King Size Dick und Jupp Menth mit klaren Worten zum Karneval

„Ich kann nichts anderes als Kölsch. Die Sprache habe ich in die Wiege gelegt bekommen“, sagte Menth, der 42 Jahre im Polizeidienst war. „Auf der Straße gab es keine andere Sprache. Ich habe immer das Gefühl, dass wir Kölschen hinter einem Stuhl sitzen und uns verstecken, weil wir Angst haben, dass es als Gossensprache angesehen wird. Ein Hamburger oder Münchner hat auch keine Hemmungen, seinen Dialekt zu sprechen.“

Musiker King Size Dick glaubt auch an einen Verfall der Sprache. „Die Immis sollen hier wohnen, uns aber nicht vorschreiben, wie wir Fastelovend zu feiern haben. Wir müssen aufpassen, dass wir die kölsche Sprache und die Lieder nicht ganz verlieren.“

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Der Kölschrocker („Linda Lou“) kritisiert die zahlreichen Bands, die zwar Kölsch singen, die Sprache aber gar nicht richtig beherrschen. „Die Bands haben ein Lied, lassen sich das auf Kölsch übersetzen und lernen das auswendig. Herz und Seele fehlen aber. Die können kein Kölsch. Sie hüpfen über die Bühne wie Osterhasen. Früher wurden in den Liedern Geschichten erzählt. Heute singst du dreimal ‚Leck ens am Arsch, trallala‘ – fertig ist der Hit. Leider.“

Was den Urgesteinen noch ein Dorn im Auge ist, ist die Entwicklung des Sitzungskarnevals. „Heute kommt eine Band nach der anderen. Früher wurde bei einer Sitzung wirklich gesessen. Da kamen Tanzgruppen, Redner und Musiker. Die Leute haben keine Lust mehr zuzuhören“, klagte King Size Dick.

Menth ging auch hart mit dem Festkomitee ins Gericht: „Bei der Prinzenproklamation sitzen in den ersten Reihen nur die Freibiergesichter. Wenn da so ein feiner Herr im schwarzen Anzug sitzt, der versteht Kölsch gar nicht. Die Veranstaltung ist dringend renovierungsbedürftig. Die kölsche Sprache stirbt aus und sonst gar nichts.“

Als Beispiel verwies Weber auch auf das Karnevalsmotto 2024: Wat e Theater – Wat e Jeckespill. „Wen da wieder was geritten hat?“, fragte er sich. Schließlich sei der kölsche Begriff für Spielen immer noch „Spelle“.

Der musikalische Büttenredner hält mit seiner Meinung auch nur selten hinter dem Berg. „Man muss auf der Bühne sagen dürfen, was man will. Darum geht es im Fasteleer. Wenn man hier versucht, einem zu gefallen, ist man falsch am Platz. Drei, vier Witze erzählen in einer Gummihose mit Rheinbacher Dialekt, das ist nicht kölscher Fasteleer“, sagte er.

Karneval: Prinzenproklamation sei stark „renovierungsbedürftig“

Wie lange Menth und sein Freund King Size Dick noch im Kölner Karneval auftreten wollen, entscheiden sie von Jahr zu Jahr. „Ich bin vogelfrei und kann machen, was ich will. Ich möchte nicht, dass die Leute irgendwann sagen: ‚Nehmt endlich den alten Mann von der Bühne, der kann ja kaum gerade stehen‘“, sagte der „Kölsche Schutzmann“.

Themen gebe es in der Stadt allerdings genug, die in der Bütt kritisch angesprochen werden müssten. Ob der Klüngel, fehlender bezahlbarer Wohnraum, zu wenig Frauenhäuser – die beiden Karnevals-Legenden hatten beim Talk zu allem eine Meinung.