KarnevalKölner Tanz-Queen tritt ab: „Das war das schlimmste Geräusch meines Lebens“

Die Regimentstochter der Ehrengarde Anna-Sophia Sahm im Einsatz als Tanzmarie.

Die Regimentstochter der Ehrengarde Anna-Sophia Sahm wird nach 2023 nicht mehr als Tanzmarie im Einsatz sein.

Die Regimentstochter der Ehrengarde Anna-Sophia Sahm nimmt Abschied. Nach zwölf Jahren beendet sie ihre Laufbahn. Das EXPRESS.de-Interview.

von Daniela Decker (dd)

Es ist die Abschiedssession einer ganz großen Karnevalistin und Tänzerin: Die Regimentstochter der Ehrengarde Anna-Sophia Sahm hängt Aschermittwoch (22. Februar 2023) ihre Tanzstiefel an den Nagel und verabschiedet sich nach zwölf Jahren als dienstälteste Tanzmarie eines Traditionskorps von den Bühnen.

Im Interview mit EXPRESS.de erzählt Anna-Sophia Sahm über ihre Hintergründe, ihre schönsten Momente und was sie ihrer Nachfolgerin wünscht.

Als Regimentstochter der Ehrengarde stehen Sie seit zwölf Jahren für tänzerische Dynamik, Perfektion und Akrobatik. Warum jetzt der Entschluss, aufzuhören? Ich durfte zwölf Jahre meinen Traum leben, jetzt ist es an der Zeit, dass die Kadetten ein Mädel in ihrem Alter bekommen. Für 17- oder 18-Jährige könnte ich ja fast die Mutti sein. Hinzu kommt, dass ich im Oktober hoffentlich meinen Dachdeckermeister in der Tasche habe. Dadurch wird es natürlich auch im Beruf hektischer. Wenn ich auf mein Herz hören würde, stände ich wahrscheinlich die nächsten 20 Jahre noch auf der Bühne.

Wie schwer fällt der Abschied nach zwölf Jahren? Jeder Saal, jede Sitzung, ist das letzte Mal und ich genieße das in vollen Zügen. Wenn man dann erleben darf, dass der komplette Gürzenich für einen aufsteht, da kommen mir die Tränen. Ich bin nicht nah am Wasser, sondern mitten im Wasser gebaut. Das möchte ich auch nicht verbergen müssen.

Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Gibt es besondere Momente, an die Sie sich erinnern? Es gibt nicht den besonderen Moment, sondern die zwölf Jahre waren für mich das Besondere. Da gab es mal eine Seniorensitzung, wo mich eine alte Dame im Rollstuhl zu sich winkt und sagt: „Ich habe mich gerade erinnert – ich habe früher auch mal getanzt“. Und dann kommt die Pflegerin zu mir und sagt, die Dame ist dement, die weiß eigentlich gar nichts mehr. Das sind die absolut besonderen Momente.

Genauso, wenn Kinder mit großen Augen vor einem stehen, oder einfach im prunkvollem Gürzenich zu stehen und sich dessen bewusst zu werden, dass das ein absolutes Privileg ist, was ich seit zwölf Jahren erleben darf. Und natürlich die Abende mit meinen Jungs, wo man am nächsten Tag denkt – das letzte Glas war schlecht.

Und einen Moment, den Sie lieber nicht erlebt hätten? In meinem ersten Jahr sind wir bei der Prunksitzung im Gürzenich einmarschiert und als Erstes den Tanz der Regimentstochter präsentiert. Ich bin angelaufen zur Dirty-Dancing-Hebung und habe schon im Absprung gemerkt, hier stimmt was nicht.

Und so war es auch. Mein damaliger Tanzpartner ist einfach rückwärts mit mir auf der Bühne gelandet. Es ist keinem was passiert, aber das war der Moment, wo ich das erste Mal 1000 Menschen lautstark erschrocken gehört habe. Das war das schlimmste Geräusch meines Lebens.

Gibt es etwas, was Sie Ihrer Nachfolgerin mit auf dem Weg geben möchten? „Ich wünsche meiner Nachfolgerin, dass sie die großartigste Zeit ihres Lebens mit der Ehrengarde hat, genau wie ich das erleben durfte. Einen Rat habe ich: immer Kamerad sein und nie Prinzessin.