Karneval in KölnEntscheidung zur Uniwiese geht jetzt vor Gericht – „kann so nicht weitergehen“

Menschen feiern Karneval in Köln

11.11.2023, Karnevalsauftakt in Köln: Die Uniwiese diente als Ausweichfläche. Viele Jecke nutzten damals das Angebot. 

Die Stadt Köln hat mitgeteilt, dass die Uniwiese an Karneval doch wieder als Ausweichfläche genutzt werden soll. Dies ruft bei Verantwortlichen im Zülpicher Viertel heftige Kritik hervor. Es wird sogar eine Klage geben.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Rolle rückwärts bei der Stadt Köln: Die Uniwiese soll bei den kommenden Karnevalsfeierlichkeiten doch wieder als Ausweichfläche genutzt werden. Das Konzept wird lediglich ein wenig angepasst.

Anfang des Jahres hatte die Stadt noch beim Runden Tisch Karneval verkündet, dass es das erklärte Ziel sei, die Uniwiese zwischen Luxemburger Straße und Bachemer Straße letztmals zu nutzen. Stattdessen wolle man die Suche nach Alternativplätzen vorantreiben.

Karneval in Köln: Uniwiese wird wieder Ausweichfläche

Doch die Suche wurde nun eingestellt. Zum Sessionsstart, also am 11. November 2025, und an den tollen Tagen Mitte Februar 2026 soll die Uniwiese wieder als Ausweichfläche für die Feiernden der Zülpicher Straße genutzt werden.

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Die beiden zurückliegenden Feste hätten einen „sehr deutlichen Rückgang“ der Feiernden im Kwartier Latäng gezeigt, teilte die Stadt am Mittwoch (18. Juni 2025) mit. Daher sei die Erschließung anderer potenziell geeigneter Flächen nach einer neuen Bewertung überflüssig.

Die Nutzung der Uniwiese sei „weiterhin die sicherste und praktikabelste Lösung“, wenn die Zülpicher Straße aufgrund des Andrangs keine Kapazitäten mehr hat und gesperrt wird. Eine Alternative zur Uniwiese würde „vielmehr einen zusätzlichen Feierhotspot schaffen“, hieß es weiter.

Die Entlastungsfläche wird allerdings deutlich verkleinert. Zuletzt erstreckte sich die Fläche über 33.000 Quadratmeter, am 11.11. wird sie nur noch halb so groß sein. Für den Straßenkarneval 2026 ist vorgesehen, sie auf nur noch ein Drittel der Größe von 2025 zu verkleinern.

Blick auf die Planung zur Uniwiese.

Am 11.11. sollen nur noch die Flächen 1 bis 3 genutzt werden, beim Straßenkarneval 2026 die Flächen 1 und 2. Der Bereich Richtung Luxemburger Straße wird nicht mehr abgedeckt.

Die Nutzung sei lediglich aufgrund der Gefahrenabwehr für Notfälle nötig. Zum Schutz des Rasens werden in den genutzten Bereichen Abdeckplatten eingesetzt. Der restliche Teil der Uniwiese wird eingezäunt, um Grünflächen, Bäume und Tiere zu schützen.

Bereits in der vorhergehenden Session wurde auf den Verkauf von Alkohol und Musikbeschallung verzichtet. Dies setzt die Stadt auch in der kommenden Session fort. Auch das Glasverbot bleibt in dem gefährdeten Bereich bestehen. Dieses wird durch Sicherheitskräfte der Stadt überwacht.


Die Uniwiese wird wieder Ausweichfläche: Was haltet ihr von der Entscheidung der Stadt? Meldet euch bei uns!

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Da die Fläche im Landschaftsschutzgebiet „Innerer Grüngürtel“ liegt, hat die Verwaltung beim Beirat der Unteren Naturschutzbehörde die erforderliche Befreiung nach Paragraf 67 Bundesnaturschutzgesetz fristgerecht beantragt.

„Wir wollen die Fläche an der Uniwiese möglichst unattraktiv machen“, sagt Ordnungsamtschef Ralf Maier. „Wir haben stadtweit über 30 alternative Flächen geprüft, zwischenzeitlich auch die Kriterien angepasst, den Suchradius erweitert und auch über mehrere Flächen nachgedacht. Am Ende haben wir aber keine geeignete Fläche gefunden.“

Ein Überblick vom Dach der Unimensa auf die Feiernden auf der Uniwiese.

Weiberfastnacht 2025 war der Bereich auf der Uniwiese deutlich leerer als in den Jahren zuvor.

In der Tat hat der Andrang auf das Zülpicher Viertel in den vergangenen beiden Karnevalssessionen deutlich nachgelassen. 2022 musste der Bereich bereits am Morgen wegen Überfüllung geschlossen werden, auch die Ausweichfläche war brechend voll. 2025 blieb die Uniwiese nahezu durchgehend verwaist.

Maier sieht verschiedene Gründe dafür. „Zum einen gibt es nach der Corona-Pandemie wieder mehr Karnevalsveranstaltungen im Kölner Umland, was dazu führen könnte, dass weniger Jugendliche den Weg nach Köln antreten. Zum anderen könnten auch die Maßnahmen der vergangenen Jahre Wirkung gezeigt haben, das Zülpicher Viertel weniger attraktiv zu machen.“

Die Entscheidung der Stadt, doch keine Alternative zum Kwartier Latäng zu suchen, rief erwartungsgemäß viel Kritik aus dem Bereich hervor. „Dass die Beliebtheit des Viertels an Karneval nachgelassen hat, ist noch nicht mal Wunschdenken, die glauben das wirklich. Ich fasse es nicht. Ehrlich, ich bin sprachlos und entsetzt von so viel Unfähigkeit und Realitätsverweigerung“, sagt Claudia Wecker, Inhaberin des Studentenclubs „Das Ding“.

Karneval im Kwartier Latäng: „Also weiter so im irren Freiluftzoo“

„Also einfach weiter so im irren Freiluftzoo. Die Stadt hat ihre Schlüsse gezogen und wir haben es zu schlucken und basta. Wie unverschämt und dreist. Und sorry, aber kreuzdämlich. Wir fühlen uns alle ausgeliefert.“ Wecker sieht klare Fehler in der Stadt-Argumentation: „Karneval ging tagelang die erhöhte Anschlagswarnung durch die Presse. Das hat die Leute abgehalten. Man kann sich nur verarscht fühlen.“

Die BUND-Kreisgruppe Köln geht sogar noch einen Schritt weiter. Die Umweltschutzorganisation hatte wie Bezirksbürgermeister Andreas Hupke das Konrad-Adenauer-Ufer zwischen Goldgasse und Bastei ins Spiel gebracht, das sich für das Public Viewing zur Fußball-WM 2024 mit 50.000 Menschen bewährt hatte.

„Die plötzliche Kehrtwende wirft uns beim gemeinsamen Ziel, den inneren Grüngürtel zu schützen, wieder zurück. Trotz Halbierung der Ausweichfläche ohne Party-Programm und Alkoholausschank fehlt eine konkrete Perspektive“, kritisiert Vorstandsmitglied Helmut Röscheisen.

Helmut Röscheisen und Jörg Frank
stehen auf einer Wiese.

Helmut Röscheisen (l.) und Jörg Frank vom BUND Köln kritisieren die Karnevalspläne der Stadt Köln.

Der BUND wird deshalb das Verwaltungsgericht einschalten, wenn dem Antrag auf Befreiung der Uniwiese vom Landschaftsschutz stattgeben wird. „Wir sind leider gezwungen, nun die Rechtsmittel auszuschöpfen. Denn so kann es nicht weitergehen“, erklärt Röscheisen.

Die Naturschützer vermuten, dass die Stadtverwaltung nicht als Rahmen-Veranstalter auftreten und im Unterschied zur Fußball-EM keinerlei Finanzmittel bereitstellen möchte. Dadurch seien Veranstalter nicht in der Lage, ein attraktives Programm aufzubieten – weder zentral noch dezentral. „Die Ratspolitik schaut überwiegend teilnahmslos zu. Und ewig grüßt das Murmeltier“, kritisiert BUND-Kommunalexperte Jörg Frank die aktuelle Entwicklung.