Eine der größten Karnevals-Legenden ist gestorben. Die Trauer in Düsseldorf ist groß.
Hermann Schmitz (†86)Düsseldorfs größter Jeck ist tot

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Hermann Schmitz (l., hier 2012 mit Jacques Tilly und dem Campino-Zochwagen) ist gestorben.
Das Wort „Legende“ wird häufig inflationär gebraucht - zu häufig. Doch bei Hermann Schmitz fällt einem gar nichts anderes ein. Für ihn gibt es eigentlich kein treffenderes Wort als „Karnevals-Legende“. Der Mann hat so ziemlich alles im Karneval gemacht. Er war aber auch manchmal unbequem und hat dabei auch vor niemandem Halt gemacht, wenn er meinte, etwas sagen zu müssen.
Im Alter von 86 Jahren hat Hermann Schmitz nach langer Krankheit nun „die Seiten gewechselt“ und ist in den Himmel gegangen. Dort geht es nun bestimmt etwas lustiger zu, aber der ein oder andere darf sich dort nun auch warm anziehen ...
Er war ein „Hansdampf in allen Narrengassen“, hat viele Ämter im Karneval bekleidet. Den ersten wichtigen karnevalistischen Eintrag in seinem Lebenslauf erhielt Hermann 1971, als er Präsident bei den Unterrather Funken Blau-Gelb wurde. Das war sein Heimatverein, den Hermann geliebt hat – „aus Freude am Chaos“, wie er einst betonte.
Von 1980 bis 1990 entsprang er am 11.11. aus dem Senftöpfchen und hielt als Hoppeditz eine scharfzüngige Rede. Auf der Beliebtheitsskala der jeweils amtierenden OBs stand er allerdings nicht ganz so weit oben, hat er ihnen doch regelmäßig in seiner Rede den Marsch geblasen.
Hermann Schmitz: Vom Senftöpfchen ins höchste Amt im Düsseldorfer Karneval
Ganz so schlimm fanden dies die Verantwortlichen im Düsseldorfer Karneval dann aber doch nicht. Sie beförderten ihn vom Senftöpfchen in das höchste Amt im Düsseldorfer Karneval. „Ejal wat dröckt – et wöhd jejöckt“ war das Motto in seiner Session als Karnevalsprinz 1993 – eine Session, die er mit Bravour hinter sich brachte.
Aber Hermann wäre nicht Hermann, wenn er nicht am Ende seiner Regentschaft doch noch Theater mit dem Comitee Düsseldorfer Carneval bekommen hätte. Denn nach dem ein oder anderen Bierchen sah er sich auf Teneriffa genötigt, in vollem Ornat in den Pool zu springen. Das CC war not amused ...
Aber wahrscheinlich waren es auch diese kleinen Eskapaden, die Hermann so beliebt gemacht haben. Mehr als 20 Jahre war er dann auch Rosenmontagszugleiter und sorgte dafür, dass der närrische Lindwurm unbeschadet durch die Straßen von Düsseldorf fuhr.
Eine kurze Zeit wurde er aber vom CC von seinem Amt suspendiert: Zusammen mit Jacques Tilly sorgte er 1996, also noch weit vor der Zeit der Narrenfreiheit, die Hermann längst schon verinnerlicht hatte, für einen handfesten Skandal. Bis zu diesem skandalträchtigen Karnevalsjahr war es üblich, die bissig-kritischen Wagen aus Tillys jecker Werkstatt im Vorfeld des Rosenmontagszuges öffentlich zu präsentieren.
So zeigte man auch den Wagen, in dem sich der Künstler kritisch mit Kreuzen in bayerischen Klassenzimmern auseinandersetzte, die das Bundesverfassungsgericht für rechtswidrig erklärt hatte. Der Wagen zeigte drei Narren, die ans Kreuz geschlagen waren, mit dem Spruch „Karneval in Bayern“.
Da formierte sich nicht nur in Bayern (an der Spitze der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber), sondern auch in Düsseldorf der Widerstand, allen voran durch Monsignore Leonhard Moll, damals Pastor von St. Lambertus. Das Comitee Düsseldorfer Carneval entschied sich, den Wagen nicht fahrenzulassen. Trotzdem fuhr er „verhüllt“ am Ende des Zuges mit.
Das kostete Rosenmontagszugleiter Hermann Schmitz damals den Job, den er allerdings schnell zurückbekam. Man wusste eben beim CC genau, was man an dem umtriebigen Hermann Schmitz hatte, der auch mal gern gegen den Strom schwamm. „Ich habe fertig! Danket alle Gott – de Schmitz is fott…“ war die Reaktion von Hermann Schmitz, als er sich im Jahr 2021 von diesem Amt verabschiedete. Da war er schon über 80 Jahre alt.
Erfinder der Düsseldorfer Schrott-Gala
Im Jahr 2000 erfand er die Schrott-Gala, die nach dem Anfangsjahr im Stahlwerk in den Uerige umzog und dort zu einer Kultveranstaltung wurde. Dort verlieh er auch den Preis, der niemals abgeholt wurde – „den Schrotti“, den übrigens niemandem so oft verliehen bekam wie der Deutschen Bahn. Als Büttenredner des legendären „Koffer Duos“ an der Seite von Werner Ruhnau machte er sich auch auf der Bühne unsterblich.
CC-Präsident Lothar Hörning ist voll des Lobes über Schmitz: „Hermann war seiner Zeit immer weit voraus. Als ich vor 25 Jahren mit einigen anderen die KG Regenbogen gegründet habe, kam er sofort zu mir, um uns seine uneingeschränkte Unterstützung zuzusichern. Außerdem hat er dafür gesorgt, dass Tunte-Lauf von Teneriffa auch nach Düsseldorf gekommen ist. Er wird dem Karneval fehlen.“