100. GeburtstagWeggefährten feiern Karnevals-Legende: Der Gentleman, der gerne aneckte

Willy Schweden, Günter Eilemann und Charly Niedieck vom Eilemann-Trio.

So liebten die Fans das Eilemann-Trio: Willy Schweden, Günter Eilemann und Charly Niedieck (v.l.) am 11. Februar 1983 bei einem TV-Auftritt.

40 Jahre lang begeisterte das Eilemann-Trio im Karneval. In diesem Jahr wäre Bandkopf Günter Eilemann 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass erinnerten Weggefährten an den Musiker bei einer Revue.

Jecke Lieder und Maßanzug, so kannte Köln Günter Eilemann (†92). In diesem Jahr hätte er seinen 100. Geburtstag gefeiert. Das von ihm gegründete Eilemann-Trio, anfangs mit Karl-Heinz Nettesheim und Horst Muys und später mit Willy Schweden und Charly Niedieck, war 40 Jahre (von 1952 bis 1992) der Garant auf jeder Karnevalsbühne.

Mit einer musikalischen Revue zum 100. Ehrentag erinnerte am Mittwochabend (22. November 2023) der Heimatverein Köln im ausverkauften Brauhaus „Em Kölsche Boor“ am Eigelstein an den Musiker und Komponisten. Wicky Junggeburth (72), „Et Klimpermännche“ Thomas Cüpper (57), der „Kölsche Schutzmann“ Jupp Menth (77) und die „Lebenskünstler vom Rhein“ würdigten sein Lebenswerk. Organisiert und moderiert wurde der Abend von Markus Homburg.

Heimatverein Köln organisierte Revue zu Ehren von Günter Eilemann

So wie später die Bläck Fööss verarbeiteten die drei Musiker das Stadtgeschehen in ihren Liedern. Der Startschuss zu ihrer legendären Karriere fiel am 11.11.1952 bei der Großen Kölner KG. Für eine Gage von 45 Mark sangen sie „Eetz kütt et rut rut rut“ als Kommentar zur Einführung der Verkehrsampeln in Köln-Lindenthal.

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Es dauerte nicht lange, bis man deutschlandweit auf das Trio aufmerksam wurde. Fernseh-Auftritte in den großen Shows von Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff und Hans Rosenthal gehörten fast schon zur Tagesordnung der Musiker. Zugleich ging das Trio auf internationale Schiffsreisen, bereiste durch die Musik so die ganze Welt.

Thomas Cüpper, Karin Eilemann, Monika Schweden, Wicky Junggeburth und Jupp Menth stehen zusammen.

Thomas Cüpper, Karin Eilemann, Monika Schweden, Wicky Junggeburth und Jupp Menth bei der Revue für Günter Eilemann am 22. November 2023 im Brauhaus „Em Kölsche Boor“.

In den 50er- und 60er-Jahren entstanden Evergreens wie „Du alter Räuber“, „Vater ist der Beste“ oder „Sie will ja nach Sevilla“. Unvergessen auch die Stücke „Morgens Fango, abends Tango“ (1976) und „Das Matterhorn“ (1987). Und auch mit einem seiner letzten Songs „Camelle us Kölle“ (1983) traf das Trio den Nerv der Zeit.

Während einer Tournee in Nordamerika lernte Günter Eilemann die aus Westfalen stammende Stewardess Karin Henschel kennen (seine erste Frau Ulla starb 1968 in Folge eines Herzinfarktes). „Eigentlich war ich nur wegen eines Autogramms von Willy Millowitsch, der mit dem Eilemann-Trio zusammen auf Tournee war, ins Hotel gekommen. Dort lernte ich dann aber Günter kennen“, erinnert sich Karin Eilemann im EXPRESS.de-Gespräch und ergänzt lachend: „Vier Jahre später waren wir verheiratet.“

Thomas Cüpper als „Et Klimpermännche“ in Aktion.

Thomas Cüpper erhielt zu Beginn seiner Karriere als „Et Klimpermännche“ Tipps von Günter Eilemann.

Insgesamt 48 Jahre waren die beiden ein Paar. Ihren Mann beschreibt sie als einen sehr ehrlichen Menschen, der seine Meinung nicht versteckte: „Oftmals ist er deswegen in Fettnäpfchen getreten, weil er einfach die Wahrheit gesagt hat. Er war eben ein Mensch mit Ecken und Kanten, der immer wusste, was er wollte.“

Seine bewegte Karriere hat Eilemann in dem Song „Ich ben 'ne Jung us em levve“ mit jeder Menge Humor festgehalten. Zu Hause war er hingegen nicht der Humorist, den die Menschen von der Bühne kannten: „Man lacht ja nicht 24 Stunden am Tag, war seine Devise“, erzählt seine Frau.

Wicky Junggeburth erzählte bei der Revue von Eilemann.

Ex-Prinz Wicky Junggeburth erinnerte sich an seine Begegnungen mit Günter Eilemann.

Auch der Job als Hausmann war nichts für ihn. „Obwohl wir immer sehr viele Gäste hatten, lag ihm die Rolle des Gastgebers überhaupt nicht. Sein Platz war am Klavier. Dennoch habe ich einmal den Fehler gemacht und meinen Mann gebeten, sich um die Getränke zu kümmern. Mit einem Tablett machte er sich auf den Weg, hat es aber fallen lassen. Daraufhin habe ich zu ihm gesagt: ‚Pack mir nie wieder etwas an.‘ Das hat er sich zu Herzen genommen“, erinnert sich Karin Eilemann lachend.

Obwohl die Musik sein Leben war, löste Günter Eilemann das legendäre Trio 1992 auf: „Als sein Freund und Bandkollege Charly Niedieck 1992 bei einem Autounfall ums Leben kam, war das ein Schock für meinen Mann. Ohne Charly wollte er nicht weitermachen, obwohl er es nicht gut verkraften konnte, nicht mehr Teil seines geliebten Karnevals zu sein. Musik war einfach sein Leben. Solange er konnte, setzte er sich ans Klavier und spielte Swing-Melodien.“

Jupp Menth als „Kölscher Schutzmann“.

Jupp Menth war als „Kölscher Schutzmann“ ebenfalls Gast der Eilemann-Revue.

Das Eilemann-Trio brachte nicht nur den Swing in den Karneval, sondern war auch die erste Gruppe, die mit Akkordeon, Gitarre und Bass aufgetreten ist. Thomas Cüpper zu EXPRESS.de: „Damit hat das Eilemann-Trio den Karneval revolutioniert, so wie später die Bläck Fööss oder Brings.“ Auf der Bühne trug das Trio nie ein Kostüm, sondern nur Maßanzüge: „Günter Eilemann war schon immer der etwas andere im Karneval. Während andere hemdsärmelig auf der Bühne standen, war er der Gentleman, mit Seidenschal und Einstecktuch.“

Da konnte er auch schon mal sehr drastisch in seiner Ausdrucksweise werden. „Ich werde nie vergessen, als er zu mir sagte: Du kommst ja gekleidet auf die Bühne. Alle anderen laufen in Jeanshosen herum und man weiß überhaupt nicht, ist das jetzt ein Kartenabreißer oder jemand, der draußen die Parkplätze anweist. Die laufen wie Waschlappen im Gürzenich herum, stehen auf der Bühne und singen – ein Unding.“

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Als Prinz im Dreigestirn lernte Wicky Junggeburth Eilemann persönlich kennen: „Er war ein Mensch mit Ecken und Kanten, mit dem man nicht sofort warm werden konnte. Ich habe ihn mal gefragt, warum er denn 1956 seinen damaligen Gitarristen Karl-Heinz Nettesheim ausgetauscht hat. Sein Kommentar: ‚Ein Trio kann maximal einen Alkoholiker vertragen, aber nicht zwei.‘ Auch im hohen Alter stand er zu seiner Meinung und sprach offen über die Tatsache, dass der Karneval immer ‚lauter‘ wird“, erzählte er EXPRESS.de.

Seinen ersten Auftritt beim Vorstellabend der Muuzemändelcher wird Thomas Cüpper nie vergessen: „Eilemann hielt Hof und hörte sich ganz genau meinen Auftritt an. Ich dachte nur, gleich bekommst du den Einlauf deines Lebens. Voller Ehrfurcht, Respekt und Muffensausen begrüßte ich ihn. Er stellte sich direkt als Günter vor, total anders als ich gedacht habe. Er war weder arrogant noch von oben herab, sondern sagte, dass ihm mein Auftritt richtig gut gefallen hat und dass er vielleicht ein paar Lieder für mich hätte.“

Günter Eilemann starb in einem Pflegeheim – sein Grab ist auf Melaten

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Eilemann in einem Pflegeheim ganz in der Nähe seines Hauses: „Ich habe ihn jeden Mittag abgeholt, Nachbarn und Freunde eingeladen, damit Günter eine Audienz hatte. Obwohl es für ihn anstrengend war, setzte er sich ans Klavier und spielte fünf Minuten lang seine geliebten Melodien und war einfach nur glücklich“, erinnert sich seine Frau.

„Beim letzten Mal merkte er, dass die Koordination zwischen seinen Händen und Füßen nicht mehr stimmte. Da hat er den Deckel zugehauen und gesagt: ‚Das war's‘. Ab diesem Zeitpunkt wollte mein Mann nicht mehr und wünschte sich, sehnlichst friedlich einzuschlafen.“ Sein letzter Wunsch erfüllte sich am 4. Oktober 2015. „Musik war sein Leben“ steht auf seinem Grabstein auf Melaten.