Kölner Milliardär für tot erklärtEndlich Einigung nach Familien-Zoff um Tengelmann

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Nach dem Verschwinden des Kölner Konzernchefs Karl-Erivan Haub, hier ein Bild aus dem Jahr 2016, entstand ein Familienstreit um den Handelskonzern Tengelmann. Jetzt scheint es zu einer Einigung zu kommen.

Köln/Mülheim an der Ruhr – Im langjährigen Familienstreit im Handelskonzern Tengelmann konnte sich die Familie Haub nun endlich einigen. Das erklärt das Unternehmen am Donnerstag (24. Juni). Im Jahr 2018 war der Konzernchef Karl-Erivan Haub während eines Ski-Ausflugs spurlos verschwunden. Danach gab es einen großen Familien-Zoff um sein Erbe.

  • Einigung im Familienstreit um Tengelmann
  • Konzernchef Karl-Erivan Haub ist seit 2018 verschollen
  • Am 14. Mai wurde der Vermisste für tot erklärt

Weiterhin fehlt jede Spur von dem milliardenschweren Kölner Unternehmer. In den letzten drei Jahren hatte es in der Familie immer wieder Streit um sein Erbe sowie seine Todeserklärung gegeben. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag (26. April) berichtet, bestätigten die Rechtanwälte der Familie dann eine Vereinbarung.

Einigung um Erbe des Tengelmann-Chefs: Karl-Erivan Haub seit 2018 vermisst

Das Verschwinden des damals 58-jährigen Kölners wirft noch heute Fragen auf. Haub war am 7. April 2018 alleine zu einer Skitour am Klein Matterhorn aufgebrochen. Dann verlor sich jegliche Spur.

Daraufhin hatte sein jüngerer Bruder, Christian Haub, die Leitung des Unternehmens, zu dem auch die Baumarktkette Obi und der Textil-Discounter Kik gehören, übernommen. Es entwickelte sich ein Familienstreit um die Neuverteilung der Macht in dem milliardenschweren Konzern aus Mülheim an der Ruhr.

Familienstreit um Machtverteilung und Todeserklärung

Im Oktober 2020 entschieden sich sowohl Christian als auch der dritte Bruder Georg Haub sowie das Unternehmen, den Verschollenen für tot erklären zu lassen. Das verschärfte die Familienfehde zusätzlich.

Haubs Ehefrau Katrin ließ damals über einen Sprecher der Deutschen Presse-Agentur ihren Unmut über das Vorgehen ihrer Schwäger mitteilen: „Es ist sehr befremdlich, dass sich jemand Drittes anmaßt, solche Entscheidungen für unsere Familie treffen zu wollen.” Der Antrag wurde daraufhin wieder zurückgezogen.

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Der vermisste Karl-Erivan Haub mit seinen Brüdern Georg und Christian (v. l.) im Jahr 2009 vor einem Tengelmann-Markt.

Mit einer Todeserklärung wäre der Druck auf Katrin Haub und ihre Kinder Viktoria und Erivan gewachsen, die Anteile ihres Familienstamms zu verkaufen. Sie erwartet eine Erbschaftssteuer in dreistelliger Millionenhöhe.

Kölner Konzernchef Karl-Erivan Haub wurde doch für tot erklärt

Im Februar 2021 wendete sich der Fall jedoch plötzlich. Haubs Ehefrau und Kinder schlossen sich schließlich doch den Anträgen auf Todeserklärung an. Am 16. März erließ das Amtsgericht Köln das notwendige Aufgebot.

Dabei setzte es dem Vermissten eine Frist, bis zum 12. Mai das Amtsgericht über seinen Verbleib zu informieren. Außerdem war jeder, der Informationen über Karl-Erivan Haubs Aufenthaltsort geben könne, ebenfalls dazu aufgerufen.

In der gegebenen Frist kamen jedoch keine Hinweise beim Kölner Amtsgericht an. Am 14. Mai erklärte es den Vermissten für tot. Die Erklärung ist mittlerweile rechtskräftig.

Mit der Beteiligung von Haubs Familie an dem Antrag auf Todeserklärung scheint es eine Annäherung der Zerstrittenen gegeben zu haben. „Wir haben sehr harte Verhandlungen geführt“, räumten die Rechtsanwälte Mark Binz und Peter Gauweiler am Montag ein.

Erben des Vermissten verkaufen ihre Tengelmann-Anteile

Demnach haben die beiden Familienstämme um Karl-Erivan und Christian Haub die Zukunft des Unternehmens in einer Absichtserklärung unterschrieben. Darin hielten sie fest, dass die Erben des Verschollenen ihre Anteile an der Tengelmann Warenhandels-AG an Christian Haub verkaufen.

Am 24. Juni erklärte Tengelmann schließlich, dass der Kaufvertrag notariell rechtskräftig wurde. Demnach besitzt Christian Haub nun 68,67 Prozent des Unternehmens. Damit ist er Mehrheitsgesellschafter. Sein Bruder Georg Haub besitzt 31,33 Prozent.

Über den Kaufpreis gab es keine Angaben. Jedoch hatte Christian Haub bereits Ende des vergangenen Jahres ein Angebot in Höhe von 1,1 Milliarden Euro vorgelegt. Die Wirtschaftsprüfgesellschaft KPMG hatte den Firmenwert des Anwalts Binz zufolge auf rund vier Milliarden Euro geschätzt. (cab/dpa)