„Da wird ziemlich hochgestapelt”Radio-Star lacht über eine bestimmte Ecke in Köln

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Für Jan Malte Andresen war Köln die „Liebe auf den zweiten Blick”.

Köln – Er war im Radio „die Stimme des Nordens“, im Fernsehen das „Gesicht Schleswig-Holsteins“. Und er hat es in seiner norddeutschen Heimat sogar zum „Fischbrötchenkönig“ gebracht.

Doch dann kam die Liebe zu einer Kölnerin ins Spiel – und jetzt ist Jan Malte Andresen (47) überzeugter Kölner, der als fröhlicher Radio-Wecker von Köln aus den Westen auf die Westen auf die Beine stellt. Wie das alles geht? Im EXPRESS gibt er Antworten!

EXPRESS: Vor sechs Jahren eine Kölnerin geheiratet, seit vier Jahren fest bei WDR2, doch erst seit eineinhalb Jahren komplett in Köln, weil Sie noch lange zusätzlich beim NDR in Schleswig-Holstein gearbeitet haben. Wenn Sie sich noch mal entscheiden müssten – Norden oder Westen? Jan Malte Andresen: Ich würde den Westen bevorzugen – das wäre vor allem eine Entscheidung für die Stadt Köln, in der ich mit Kopf und Herz angekommen bin. Es ist schön hier in Köln, diese Stadt fühlt sich für mich gut an. Und außerdem bin ich privat viel zu glücklich, um wieder weggehen zu wollen. Immer pendeln, immer an zwei Orten leben, ist nicht schön für eine junge Ehe.

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War es zwischen Ihnen und Köln Liebe auf den ersten Blick? Nein. Während meiner 1Live-Zeit vor 25 Jahren und in den nuller Jahren bei WDR2 bin ich mit der Stadt nicht wirklich warm geworden. Ich empfand Köln alles andere als schön. Ich war immer nur wenige Tage hier, hatte auch einen Job beim NDR und bewegte mich nur im Dunstkreis des Appellhofplatzes zwischen Hotel und Funkhaus, da ich ansonsten in Hamburg lebte. Da bekommt man kaum Kontakt mit den normalen Kölnern. Und die machen diese Stadt doch richtig aus.

Welche Ecke der Stadt gefällt Ihnen jetzt besonders? Sehr gern bin ich mit meiner Frau im Belgischen Viertel. Die kleinen Lädchen, die Cafés und Restaurants, die ganze Atmosphäre – einzigartig. Das hat ein bisschen was Französisches! Ansonsten versuche ich, weiterhin vieles zu erwandern und zu erfahren. Schade nur, dass man in Köln den Verkehr nicht in den Griff bekommt. Es wäre vielleicht sinnvoll, wenn man einige Ecken autofrei machte, man muss nicht überall in jede Straße reinfahren können.

Sie leben in Rodenkirchen, fünf Minuten entfernt von der kölschen Riviera … Mit dem Begriff „kölsche Riviera“ fremdle ich ein bisschen. Für einen, der wie ich 20 Jahre an der Küste in Schleswig-Holstein war, ist der Begriff nicht ganz so richtig, da wird etwas hochgestapelt. Es hat was vom Elbstrand – auch wenn die Schiffe hier ein bisschen kleiner sind. Aber ich weise immer gern auf die Ähnlichkeit zwischen Rodenkirchen und Baden-Baden hin, wo ich aufgewachsen bin.

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Wohnen in Rodenkirchen, arbeiten in der Innenstadt – wie bewegen Sie sich vorwärts? Wenn ich zur Arbeit muss, meist mit dem Auto – da ich zu einer Uhrzeit unterwegs bin, in der die Bahn noch nicht fährt. Ansonsten nehme ich die 16, die fast vor der Tür hält, obwohl ich manchmal das Gefühl habe, die Fahrt zum Bahnhof dauert länger als die Zugfahrt von Köln nach Hamburg.

Aber da gibt es mittlerweile doch Alternativen … Ich bin schon drei Mal mit dem E-Scooter gefahren, dann brauche ich 20 bis 25 Minuten. Mein großer Traum ist es, eines Tages von Rodenkirchen zum Dom zu radeln. Bei dieser wunderbaren Strecke ist es eigentlich blöd, das nicht zu tun. Von der Riviera an den Dom in 20 Minuten! Und der noch viel größere Traum ist es, dahin zu joggen. Allerdings steht mir die Zeit im Weg: Ich weiß nicht, ob ich das morgens um 3.30 Uhr wirklich durchhalten würde.

Sie sind nicht nur fröhlicher Wecker bei WDR2, sondern auch einer der ernsten „Tagesschau“-Sprecher. Wann können wir Sie da sehen? Stimmt, wenn man sich bei „tagesschau.de“ die „Tagesschausprecher“ anguckt, stehe ich ganz oben – das liegt allerdings nur daran, dass die Namen alphabetisch angeordnet sind. In Wahrheit bin ich vor allem beim Sender „Tagesschau24“, einem wunderschönen Kanal mit viel Platz für Nachrichten, langen Gesprächen, Doku-Sendungen im Einsatz. Doch manchmal sieht man mich samstags oder sonntags um 13 oder 17 Uhr im Ersten oder an einem Werktag um neun Uhr morgens – dann, wenn die Hofers und Riewas keine Zeit haben.

Wie sind Sie eigentlich zum Moderatoren- und Sprecherjob gekommen? Es liegt an meinem Papa, der fürs Radio, den damaligen Sender SWF3, arbeitete und die Stimme im Südwestfunk-Fernsehen war. Ich habe schon als Fünfjähriger Rollen in seinen Sendungen übernommen und wenn ich ihn besuchte, viele Abende in der Kantine verbracht. Das fand ich immer aufregend, mir war schnell klar, dass ich das auch später mal machen möchte.

Lassen Sie uns bitte noch mal über Köln sprechen: Wie sieht’s aus mit der Liebe zum FC? Ich bin – leider, liebe Kölner – für den SC Freiburg, aus alter Verbundenheit, weil ich da unten aufgewachsen bin. Doch ich mag den FC auch sehr gern, zumal ich ja quasi mit dem Kieler Ex-FC-Trainer Markus Anfang hierher gewechselt bin. Meine letzte Sendung im „Schleswig Holstein-Magazin“ war auch die Markus-Anfang-Abschiedssendung. Ich bin ihm nach Köln gefolgt – habe es hier aber länger ausgehalten als er.

Was bevorzugen Sie: süffiges Kölsch oder herbes Pils? Kölsch! Weil man das so schön wegtrinken kann. Mir gefällt auch diese Darreichungsform in kleinen Gläschen, bei denen man zum Schluss nie weiß, wie viel man wirklich getrunken hat. Kölsch ist eine schöne Erfindung, das haben die Kölner gut eingefädelt.

Karneval? Den kann ich mir immer schön trinken! Hat auch diesmal wieder bestens geklappt.

Das klingt alles nach Lebenslust und Freud. Wie kriegen Sie das mit Ihrer Arbeitszeit unter einen Hut? Ganz ehrlich: Könnte ich in meinem Leben was ändern, würde es die Arbeitszeit sein. Irgendwann muss auch mal gut sein mit Weckerklingeln frühmorgens um 3.10 Uhr und nach der „Tagesschau“ Licht aus. Mir ist klar, wie viel in der Stadt ohne mich stattfindet, weil ich dann schlafen muss.

Sie sind in Ihrer Karriere zum „Fischbrötchenkönig“ gekürt worden. Was haben Sie dafür machen müssen, und fühlen Sie sich in Köln fischbrötchenmäßig königlich bedient? Was ich machen musste? Gute Miene zum seltsamen Spiel! Ein viel zu großes Fischerhemd, eine Krone und ein Zepter tragen. Da macht jeder kölsche Karnevalsprinz mehr her. Dafür darf man mich mit „Eure Matjestät“ anreden. Falls das Deutzer Fischhaus mal Bedarf an royalem Besuch hat, nach dem Radio habe ich Termine frei. Ich arbeite übrigens an der Kölner Variante des Fischbrötchens: „Halver Hering“, Bismarckhering auf Röggelchen. Mit Gewürzgurke und viel Zwiebeln.