In Lövenich hat ein besonderer Sportverein eröffnet: Bei „All Inclusion Sports“ trainieren Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam. Der Spaß steht im Vordergrund, nicht der Leistungsdruck.
Neuer Verein in KölnHier kicken Kinder mit und ohne Handicap

Copyright: Tobias Gemein
Vereinsgründer Tobias Gemein klatscht mit einem der jungen Kicker ab.
Der Ball knallt gegen die Wand, Kinder jubeln! „Ich habe zwei Tore geschossen – zwei!“, ruft der kleine Jaro (7) und strahlt. In der Soccerworld in Lövenich geschieht gerade etwas Besonderes: Ein neuer Verein bringt Kinder mit und ohne Beeinträchtigung zusammen auf dem Platz.
Der Verein heißt „All Inclusion Sports“ und wurde von Tobias Gemein (24) gegründet. Sein Ziel: Gemeinschaft schaffen und Barrieren abbauen, denn hier gibt es keine getrennten Gruppen. Etwa 60 Prozent der Kinder haben eine Einschränkung, 40 Prozent nicht.
Für Gemein ist das eine Herzensangelegenheit. „Meine Schwester hat eine geistige Beeinträchtigung. Im Sport wurde sie oft ausgeschlossen“, erzählt der 24-Jährige.
Diese Erfahrung trieb ihn an, einen Ort zu schaffen, an dem alle Kinder willkommen sind, ganz ohne Leistungsdruck. „Bei uns zählt das Erlebnis, nicht das Ergebnis“, betont er.
Nach Sommer-Camp kommt nun das Herbst-Camp
Der Verein, der auch in Bonn aktiv ist, finanziert sich durch einen Monatsbeitrag von zehn Euro und durch Sponsorinnen und Sponsoren. In Köln sind es noch nicht so viele Mitglieder wie in Bonn, wo rund 20 Kinder dabei sind. Doch Gemein ist zuversichtlich und hat bereits Pläne: „Wir planen ab September auch andere Sportarten anzubieten.“
Mit Unterstützung der Stiftung „Lichtblicke in der Welt“ konnte der Verein im Sommer in Köln und Bonn die ersten Sportcamps anbieten. „Über 50 Kinder und Jugendliche, mit und ohne Einschränkungen, haben mit großer Begeisterung teilgenommen“, berichtet Gemein.
Da die Nachfrage groß sei, gibt es in der zweiten Woche der NRW-Herbstferien (20. Oktober bis 24. Oktober) das „1. inklusive Herbst Sportcamp“ im Soccer Center in Bonn-Lessenich.
Zurück nach Lövenich: Da unterstützt Soccerworld-Geschäftsführer Andreas Wessels das Projekt gerne. Laut Gründer Gemein geht es im Training weniger um Theorie als um das Miteinander. „Ich sage einzelnen Kindern etwa, sie sollen Übungen gemeinsam machen oder frage, ob sie anderen helfen können“, erklärt er. So entstehe Sensibilität und Rücksichtnahme.
Und es funktioniert: Freundschaften entstehen, wie zwischen Jaro und Sophia, die eine Seheinschränkung hat. Ihr macht das Training riesig Spaß, „vor allem, wenn ich Tore schieße“.
Auch die Eltern sind begeistert. „Da stimmt einfach die Chemie“, sagt Jaros Mutter.
Eine weitere Besonderheit: Einige Trainerinnen und Trainer haben selbst eine Beeinträchtigung. Einer von ihnen ist Peter (24). Er findet, dass im Bereich Inklusion noch viel getan werden muss. Gründer Tobias Gemein sieht das ähnlich und hat ein klares Ziel vor Augen: „Inklusion ist erst dann völlig erreicht, wenn nicht mehr darüber geredet werden muss.“
Wer Interesse hat: Infos und Anmeldung gibt es per Mail (info@allinclusionsports.de) oder hier auf Instagram. (red)