(Nicht) für den ErnstfallBlick unter die Stadt: In welchem Zustand sind die Bunker in Köln?

Ein Blick in die Gänge des Bunkers am Kölner Hauptbahnhof am Breslauer Platz.

Einige Bunker in Köln dienen heutzutage einem anderen Zweck: Der Bunker am Kölner Hauptbahnhof am Breslauer Platz ist beispielsweise mittlerweile architektonisch in die RWZ-Zentrale (Raiffeisen Waren Zentrale Rhein-Main eG) integriert worden. Das Foto wurde am 19. Februar 2021 aufgenommen.

Gibt es in Köln noch die Möglichkeit, sich in einem Ernstfall in einer zivilen Bunkeranlage zu verschanzen? EXPRESS.de hat nachgeforscht.

von Niklas Brühl (nb)

Seit gut anderthalb Jahren herrscht Krieg in Europa. Ein Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine ist weiterhin nicht abzusehen.

Auch wenn die Bevölkerung in Deutschland in absehbarer Zeit nicht von einem ähnlichen Angriff bedroht scheint, stellt sich doch die Frage: Wie gut wären wir beispielsweise in Köln auf den Ernstfall vorbereitet? Wie sieht es mit Schutzmöglichkeiten, also Zivilschutzbunkern aus? EXPRESS.de ist auf Spurensuche gegangen.

Bunker in Köln: Gibt es noch zivile Schutzräume im Stadtgebiet?

Laut der bundesweit zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gibt es im Regierungsbezirk Köln derzeit noch zehn potenzielle Schutzräume. Was jedoch direkt beigefügt werden muss: Zum jetzigen Stand wäre kein Bunker mehr tauglich, Menschen für mehrere Tage oder Wochen Schutz zu bieten.

Offiziell gibt es gar überhaupt keine Schutzräume mehr, da diese mittlerweile aus der „Zivilschutzbindung entlassen“ worden seien, wie es vonseiten der Stadt Köln heißt. Diese Entscheidung wurde 2007 von Bund und Ländern einvernehmlich getroffen. Heißt im Klartext: Einsatzbereit sind die Anlagen heutzutage nicht mehr.

Hier geht es zu unserer EXPRESS.de-Umfrage:

Einige Bunker in Köln wurden bereits in 1990er-Jahren umgebaut oder in private Hände verkauft, dienen heute als Wohnhäuser oder Museen. Die einzige noch vollständig erhaltene Zivilschutzanlage ist in Köln-Kalk zu finden – und zwar in der Mittelebene der U-Bahn-Haltestelle „Kalk Post“, wo die KVB-Linien 1 und 9 verkehren.

Die Anlage wurde im Laufe des Kalten Krieges errichtet und sollte der Bevölkerung im Falle eines Atomangriffs Schutz bieten. Der Bunker ist von der Stadt an den Dokumentationsstätte Kalter Krieg e.V. vermietet und wird heutzutage als Museum betrieben – auch Führungen sind möglich.

Bunkeranlagen in Köln: Viele mittlerweile als Wohn- oder Gewerberäume genutzt

Neben dem Atombunker in Kalk werden drei weitere Anlagen noch vom Liegenschaftsamt der Stadt verwaltet:

  • Hochbunker Marktstraße 10, vermietet an den Schützenverein Köln-Bayenthal e.V.
  • Tiefbunker Werkstattstraße, überlassen an Arbeitsgemeinschaft Festung Köln e.V.
  • Röhrenbunker Keimesstraße unterirdisch, Leerstand

Eine Sprecherin der Stadt sagt auf EXPRESS.de-Anfrage weiter: „Darüber hinaus gibt es weitere Bunker in Köln. Viele von ihnen sind mittlerweile jedoch u. a. Gewerbe- oder Wohnräume und unterliegen somit nicht mehr der städtischen Verwaltung.“

Falls es also in Deutschland zum Ernstfall kommen sollte, müssten die verbliebenen Bunkeranlagen reaktiviert werden. Dies sei nach Angaben der BImA möglich, die Dauer und die Kosten würden aber bei jedem Fall individuell ausfallen. Zumindest der Atombunker an der Haltestelle „Kalk Post“ sieht noch so aus wie Zivilschutzanlage – wenn auch nur für Interessierte bei Führungen.