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Immobilien-Beben in USAFirma scharf auf Kölner Quartier

Fabian Spindler steht auf einer Dachterrasse mit Blick auf den Dom.

Fabian Spindler ist Geschäftsführer des Kölner Immobilienunternehmens Jamestown.

Kölner Firma in der Krise: Anleger und Anlegerinnen zittern um ihr Geld

Ein Stück Köln mitten auf dem New Yorker Times Square – doch der Glanz bekommt Risse! Der Kölner Immobilien-Firma Jamestown, der das weltberühmte Gebäude „One Times Square“ gehört, droht eine schwere Krise. Nach 40 Jahren voller Erfolgs-Deals könnten Anleger und Anlegerinnen zum ersten Mal Geld verlieren.

Die Firma galt als Goldesel. Einer ihrer spektakulärsten Coups: der Verkauf des „Chelsea Market“ in New York an den Tech-Riesen Google im Jahr 2018. Für unfassbare 2,4 Milliarden Dollar! Gekauft hatten die Kölner den Komplex 2003 für nur 280 Millionen Dollar – ein Mega-Gewinn.

Doch jetzt ist die Party vorbei! Die Immobilien-Krise in den USA hat Jamestown voll erwischt. Durch hohe Zinsen ist es viel teurer geworden, sich Geld für Immobilienkäufe zu leihen. Die Folge: Die Preise fallen, und schnelle, gewinnbringende Verkäufe wie an Google sind in weite Ferne gerückt. Auch die politische Unsicherheit drückt auf die Stimmung.

Das Geschäftsmodell von Jamestown ist einfach: alte Gebäude günstig kaufen, aufhübschen und teuer wieder verkaufen. Das Geld dafür kommt oft von Privatleuten, die mindestens 30.000 Euro investieren. Insgesamt verwaltet die Firma 14,4 Milliarden US-Dollar. Doch nun wackelt das System.

Kölner Firma: Bislang satte Rendite

Über 30 Jahre lang war das eine Gelddruckmaschine. „Bislang haben wir alle unsere Fonds im Schnitt nach sechs Jahren aufgelöst“, sagt Jamestown-Geschäftsführer Fabian Spindler. „Bei uns hat kein Anleger in den vergangenen 40 Jahren Geld verloren.“ Im Schnitt sprangen pro Jahr satte 18 Prozent Rendite raus, rechnet die Firma vor.

Fabian Spindler steht auf einer Dachterrasse mit Blick auf den Dom.

Fabian Spindler, Geschäftsführer des Kölner Immobilienunternehmens Jamestown.

Von solchen Zahlen können die Anleger und Anlegerinnen jetzt nur noch träumen. Die bittere Wahrheit: Bei den Fonds 29 und 30 rechnet Jamestown damit, dass sie weniger Geld zurückkriegen, als sie eingesetzt haben. Sogar die jährlichen Gewinnauszahlungen wurden gestoppt! „Wir haben bei Fonds 29 bis Ende der Laufzeit keine planmäßigen Ausschüttungen mehr vorgesehen. Bei Jamestown 30 und 31 werden für das aktuelle Jahr keine Ausschüttungen geleistet“, so Spindler.

Die Notbremse ist gezogen: Einen neuen Fonds, der eigentlich im Mai starten sollte, hat Jamestown erstmal auf Eis gelegt. „Das haben wir nicht gemacht, auch im Sinne der Anleger. Wir haben gesehen, dass aufgrund der politischen Situation zu viel Unsicherheit im Markt ist. Dann muss man einfach mal abwarten“, sagt Spindler. Die Strategie lautet: Füße stillhalten.

Ein Lichtblick soll das Geschäft in Europa werden. Hier will Jamestown alte Industrie-Gebäude in coole Treffpunkte verwandeln. Inzwischen arbeiten rund hundert Beschäftigte in fünf Niederlassungen auf dem Heimatkontinent. Insgesamt hat Jamestown 650 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, 70 davon in Köln.

Konzept: Anonyme Klötze werden angesagte Marken

Das Konzept der Firma nennt sich „Placemaking“. Dabei werden Gebäude durch Events wie Konzerte oder Märkte so attraktiv gemacht, dass sie zu einem Anziehungspunkt werden. Aus anonymen Klötzen sollen angesagte Marken werden, die noch mehr Investitionen anziehen und so immer wertvoller werden.

In den USA klappte das jahrzehntelang perfekt. Ein Top-Beispiel ist der Ponce City Market in Atlanta. Jamestown übernahm den riesigen Backsteinbau 2011. „2010 war ich das erste Mal in Atlanta und wollte zum Ponce City Market fahren. Der Taxifahrer wusste gar nicht, wo das ist“, erinnert sich Spindler.

Ein Backstein-Gebäude mit Rasenfläche davor

Ponce City Market in Atlanta: „Der Taxifahrer wusste gar nicht, wo das ist“, erinnert sich Spindler.

Heute ist das Viertel ein Hotspot mit Galerien, Restaurants und Wohnungen. Auf dem Dach gibt es sogar einen Freizeitpark mit Blick auf die Skyline von Atlanta.

Auch das Vorzeige-Objekt One Times Square wird für 500 Millionen US-Dollar umgebaut. Während außen die Werbetafeln leuchten, war es innen stockdunkel. „Wir haben überlegt, wie wir aus dem Objekt auch innen etwas machen können“, sagt Spindler.

Der Plan: Eine Aussichtsplattform, Hochzeiten mit Mega-Ausblick und im Inneren können Besucher und Besucherinnen mit Marken interagieren und sogar die berühmte Silvester-Kugel mit Kristallen bekleben.

Jetzt sucht Jamestown solche Chancen auch in Europa und will im vierten Quartal mit einem neuen Fonds starten. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran und sind in den letzten Zügen“, so Spindler.

Firma scharf auf ein Kölner Grundstück

Auch in der Heimat hat Jamestown ein Auge auf ein Kölner Grundstück geworfen: das Otto-Langen-Quartier in Mülheim. Die Firma hat sich an der Ausschreibung beteiligt, wie viel sie geboten hat, bleibt aber geheim.

Doch nicht alles, was die Firma anfasst, wird zu Gold. In einem Gebäudekomplex in der Schanzenstraße, der Jamestown bereits gehört, gibt es Ärger. Mieter und Mieterinnen klagen: Die Fassade sei zwar renoviert, doch die Arbeiten seien lange nicht fertig. In einem Teil sollen die Toiletten nur ein Provisorium sein – dafür wurde die Miete aber schon drastisch erhöht!

Spindler kann die Kritik nicht verstehen. „Wir versuchen, zur Marktmiete zu vermieten. Wir schaffen etwas, von dem wir glauben, dass wir einen Mehrwert für die Community erreichen. Wenn die Immobilien weiterentwickelt werden, wird das Viertel aufgewertet. Dass dann höhere Mieten genommen werden, geht damit einher.“ Bleibt die Frage, ob auch die Investoren und Investorinnen an diese Projekte noch glauben. (red)