Obdachlos in Köln„Homeless Challenge“: Musiker zieht mit Hund auf die Straße

Ant spielt Gitarre. Sein Hund Daisy liegt neben ihm auf dem Boden.

Mit seinem Hund Daisy wird Sänger Ant Utama drei Tage auf den Straßen Köln leben.

Der Kölner Musiker Ant Utama wird freiwillig auf den Straßen Kölns leben. Hinter der Aktion steckt eine rührende Geschichte.

von Alexandra Miebach (mie)

Köln. Obdachlos sein, kein zu Hause zu haben und unter einer Brücke oder im Schutz eines Hauseingangs zu schlafen, das ist für viele der absolute Albtraum. Für andere Realität: Obdachlose gehören in Köln zum Straßenbild, egal ob in der Innenstadt oder in den Veedeln.

Hinter jedem steckt eine – oftmals traurige – Geschichte, wie er oder sie auf der Straße gelandet ist. Wie es ist, gerade im Winter bei kalten Temperaturen auf der Straße zu leben und zu schlafen, kann man sich nur schwer vorstellen. Singer-Songwriter Ant Utama (33) wird das diese Woche am eigenen Leib erfahren. Der 33-Jährige möchte erfahren wie es ist, auf der Straße zu leben. Deswegen startet er in Köln die „Homeless Challenge“.

Kölner Musiker zieht freiwillig auf die Straße

Der aus Neuseeland stammende Musiker wird von Mittwoch, 24. November, bis Freitag, 27. November, auf Kölns Straßen leben und Musik machen. Mit dabei: seine Hündin Daisy. Ant will es so authentisch wie möglich machen. „Ich werde nichts mitnehmen, außer meinen Hund, einen Schlafsack, Hundefutter und Kleidung, die mich warm hält“, sagt er im Interview mit EXPRESS.de.

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Aber wie kommt man auf die Idee, freiwillig und im Winter auf der Straße zu leben, wenn man doch ein warmes Zuhause hat?

Dazu erklärt Ant: „Meinen Song ‚Excuse Me‘ habe ich aus der Perspektive eines Obdachlosen geschrieben. Inspiriert hat mich ein Mann, den ich getroffen habe, als ich im Dezember 2018 auf den Straßen Kölns gespielt habe. Ich spielte damals vor einem Euro Shop, als ich einen Obdachlosen sah, der in den Store ging und mit zwei Tafeln Schokolade, einem Spielzeugweihnachtsmann, Hundeleckerchen und einer Kerze aus dem Laden kam. Die Schokolade und das Spielzeug gab er mir und die Leckerchen Daisy. Dann ging er auf die andere Straßenseite, setzte sich mit der Kerze hin und hörte mir 45 Minuten zu. Das war eine wirklich inspirierende Erfahrung.“

Kölner Musiker: „Meine Freunde halten mich für verrückt“

Ant möchte nun am eigenen Leib erfahren, wie es ist, auf dem Straßen zu leben. Eine Aktion, die nicht jeder versteht. „Meine Freunde halten mich für verrückt“, erklärt er. „Sie machen sich Sorgen, dass ich frieren werde und auch um meine Sicherheit.“ Eine Sorge, die nicht unbegründet ist. Schließlich kommt es immer wieder zu Angriffen auf Obdachlose.

Dass er nervös ist und selbst ein bisschen Angst um seine Sicherheit hat, kann Ant nicht verbergen. „Es wird kalt, und ich bin nicht sicher, wie sicher ich sein werde, besonders nachts“, gibt er zu. Er will diese Angst aber bei Seite schaffen und vollkommen offen an die Erfahrung gehen. „Ich mache das jetzt im Winter, weil die Obdachlosen sich ja auch nicht aussuchen können, ob sie im Sommer oder Winter auf der Straße leben.“

Köln: Leben von Straßenmusik – Musiker sammelt Spenden

Um sich in den drei Tagen auf der Straße zu ernähren, will Ant das tun, was er liebt: Musik machen. „Ich werde versuchen mit Straßenmusik Geld zu verdienen und mir davon einfaches, günstiges Essen kaufen. Das Geld, das übrig bleibt, werde ich den Obdachlosen um mich herum geben“, erklärt er. Freunde und Familie dürfen ihm in dieser Zeit auch nicht helfen oder Essen bringen, betont er.

Ant Utama sitzt mit seiner Gitarre auf einem Barhocker und schaut ernst in die Kamera.

Ant Utama stammt ursprünglich aus Neuseeland. Für die Liebe ist er nach Köln gezogen

Ant möchte sich auch nach seiner „Homeless Challange“ weiter für die Obdachlosen einsetzen und mit Events spenden sammeln. Er appelliert: „Man sollte offener für Obdachlose sein und sie als Menschen sehen, die in einer schweren Lage sind, über die sie oft keine Kontrolle haben. Ich möchte Menschen dazu ermutigen, mit den Obdachlosen zu interagieren. Kauft ihnen Essen, redet mit ihnen, ihr werdet überrascht sein, was man von ihnen lernen und wie man ihnen den Tag verschönern kann.“