„D'r Zoch kütt“Vor mehr als 50 Jahren wurde Köln zum Einkaufsparadies

Ein historisches Bild der Hohe Straße in Köln.

Früher war die Hohe Straße in Köln noch eine normale Straße, die von Kutschen und Autos befahren werden durfte. Dieses Bild zeigt die Hohe Straße im Jahr 1939.

Köln ist ein wahres Shopping-Paradies. So richtig angefangen hat wohl alles mit der ersten Fußgängerzone Kölns – die Hohe Straße. Jetzt jährte sich ihre Eröffnung.

Köln. Als die Hohe Straße zur autofreien Shoppingmeile wird, da gibt es den Begriff in Deutschland noch gar nicht, auch wenn es mitten in den „Swinging Sixties“ passiert: Am 29. September 1967 wird sie offiziell zur Fußgängerzone – die erste Deutschlands! 

Oberbürgermeister Theo Burauen hat allen Grund zur Freude: Erstens wird das Prestige-Projekt Hohe Straße früher fertig als gedacht. Und dann darf er die neue Fußgängerzone auch noch mit zwei bildhübschen Kölnerinnen eröffnen. „Sie ist eine der schönsten und größten verkehrsfreien Einkaufsstraßen Europas, ja, ich glaube sagen zu können, der Welt“, verkündet Burauen. Die Bevölkerung teilt seine Begeisterung.

„D'r Zoch kütt“ bei der Eröffnung der Hohe Straße als Fußgängerzone

Tausende sind zur Einweihung gekommen und drängen sich auf der 680 Meter langen Straße zwischen Wallrafplatz und Hohe Pforte. Burauen dankt in seiner Ansprache den Anliegern für ihre Geduld während der sechsmonatigen Bauzeit – und vor allem für ihr Geld: Sie haben sich mit 200.000 Mark an den Kosten beteiligt.

Als er das rote Band durchschneidet, ertönt der Ruf „D'r Zoch kütt!“ – und der Tross setzt sich mit den Ratsbläsern voran in Bewegung. Von den Hausdächern werden Luftballons und Konfetti geworfen. Ein Passant fragt verwirrt: „Es he Fastelovend oder wat es?“

Die Geschichte der Hohe Straße geht zurück auf ein Teilstück der Römer- und Heerstraße. Weil die Römer sie auf dem hochwassersicheren Uferweg angelegt haben, trägt sie ihren Namen zu Recht – auch wenn erst die Franzosen sie 1813 als „rue haute“, also Hohe Straße bezeichnen.

Hohe Straße in Köln wurde von den Römern errichtet

Im Mittelalter siedeln hier reiche Patrizier, Adel und Klerus und vor allem: Händler und Handwerker. Im Umfeld des Stollwerck-Hauses beginnt um 1900 die Ära der Mehrabteilungs-Warenhäuser nach französischem Vorbild: 1912 eröffnet der Kaufmann Leonhard Tietz Ecke Hohe Straße/An St. Agatha die heutige Galeria Kaufhof.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gleicht das Areal einer Trümmerwüste, wird aber schnell wieder aufgebaut – und das auf den mittelalterlich geprägten Grundrissen. Deshalb ist die Hohe Straße nur acht Meter breit und wird von überwiegend kleinen Grundstücken mit schmalen, viergeschossigen Häusern gesäumt.

Fast 2000 Jahre nach ihrer Entstehung blieb ihr Verlauf sowie die Lage der in sie einmündenden oder kreuzenden Straßen im Wesentlichen erhalten. Heute hat die Schildergasse der Hohe Straße den Rang abgelaufen. Während dort im Jahr 2019 stündlich rund 13.000 Fußgänger gezählt wurden, waren es auf der Hohe Straße etwa 9000. (Wozelka)