Historisches zu SilvesterProst, Neujahr! Was Prost und alles andere bedeutet

Neujahrspostkarte in den 1950ern

„Prosit Neujahr“ wünschte die champagnertrinkende Ballerina auf diesem historischen Neujahrsgruß. 

Köln  – Böller und Feuerwerk, Sekt und Bleigießen: Wie war das denn anno pief mit den Bräuchen rund um den 31. Dezember? EXPRESS geht der Sache auf den Grund. Eins ist gewiss: Gefeiert wurde der Jahreswechsel schon vor Christi Geburt. Na dann: Proß! Un en jlücksilliges Neujohr!

Die alten Römer feierten das „Jahresend-Fest“

Die alten Römer begingen schon 153 vor Christi ihr „Jahresend-Fest“ mit Ess- und Trinkgelagen sowie reichlich Opfergaben, die die Götter milde stimmen sollten. Allerdings am 1. März.

Die Germanen fürchteten die Nacht vor der Wintersonnenwende. Und veranstalteten ein lärmendes Höllenspektakel mit Rasseln, Peitschen oder Dreschflegeln. So wollten sie die vermeintlich bösen Geister vertreiben.

Böller kamen erst mit Erfindung des Schwarzpulvers auf 

Im Mittelalter und auch noch später waren es dann Kirchengeläut, Pauken und Trompeten, mit denen für Radau gesorgt wurde. Das Schießen von Böllern, mit Gewehren und Pistolen oder aus der Kanone kam mit der Verbreitung des Schwarzpulvers im Zeitalter der Renaissance, also im 15. Jahrhundert auf.

Der Name Silvester geht auf das Jahr 1582 zurück

Und der Name Silvester? Der geht zurück aufs Jahr 1582: Da wurde mit der Gregorianischen Kalenderreform der letzte Tag des Jahres vom 24. auf den 31. Dezember, dem Todestag von Papst Silvester I. verlegt: Der starb am 31. Dezember 335.

Bei uns im Rheinland ging es Jahrhunderte lang am Neujahrsmorgen zum Gottesdienst und danach zum Frühschoppen ins Wirtshaus. In Köln überreichten die Wirte ihren Gästen gern Zitrone und Muskat oder eine frisch gestopfte Ton-Pfeife. Die Stammgäste ihrerseits gaben dem Zappes ein frisches Bier aus – das „Neujährche“.

„Prosit Neujahr“ – das neue Jahr möge gelingen

Feuerwerk, Lärmen, Glockenschlagen: Bald ging es gar nicht mehr ums Vertreiben böser Geister. Viel mehr galt der ganze Zauber nun der Ehr- und Freudenbekundung des neuen Jahres. Und das Anstoßen mit dem Wunsch „Proß Neujohr“ leitet sich ab vom lateinischen Wort „prosit“. Was so viel bedeutet wie „es möge gelingen“.

In Köln wird 1965 der Silvester-Radau verboten

 Zum Jahreswechsel 1685 und 1688 allerdings wurde in Köln alles Lärmen, Knallen und Trommeln verboten. Der Radau störte die nächtliche Ruhe der Bürgerschaft und wurde einfach kurzerhand unter Strafe gestellt. Das Verbot hielt sich allerdings nicht wirklich lange.

ALTE-POSTKARTKöln Feuerwerk 1914

Feuerwerk über Köln und der Hohenzollernbrücke. Das Motiv zur alten Postkarte entstand um 1920. 

Wettbewerb um die frühesten Neujahrswünsche

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich in einigen Regionen im Rheinland eine Art Wettbewerb um die Glückwünsche: das „Neujahr abgewinnen“. Wer seine Glückwünsche zuerst anbrachte, erhielt einen Neujahrsweck oder eine Neujahrsbrezel. Die gibt’s bis heute in unseren Bäckereien und gehören am 1. Januar traditionell auf die Frühstückstische.

Mädchen ermittelten ihren Zukünftigen beim Bleigießen 

Der seit Beginn des 20. Jahrhunderts wohl bekannteste Silvesterbrauch ist das Bleigießen. „Um 1900 konnte man sogar ausführliche Kataloge bei der Deutung zurate ziehen“, schreibt Brauchtumsforscher Alois Döring. „Im Bergischen versuchten heiratsfähige Mädchen, ihren Zukünftigen mittels Bleigießen zu ermitteln: Aus der Form der Bleistücke wurde auf dessen Beruf oder Namen geschlossen“.

In der Eifel lärmten die jungen Männer in der Silvesternacht beim Neujahrsschießen vor den Häusern ihrer weiblichen Augensterne. Und wurden dafür mit Schnaps – und womöglich mit einer Einladung zum Neujahrskuchen belohnt. Was einer Eheanbahnung gleich kam. 

Linsen und Karpfenschuppen für einen vollen Geldbeutel

Speisen und perlender Schaumwein oder Champagner waren meist mit dem Wunsch nach (materiellem) Glück verbunden: Linsengerichte repräsentierten die Geldstücke, die im neuen Jahr reichlich in die Geldbeutel wandern sollten. Gleiches galt für Sauerkraut mit seinen unzähligen Kohlfasern.

Historische Postkarte

Prosit Neujahr! Die Postkarte (um 1900) zeigt eine sexy Schornsteinpfegerin, die Glück bringen soll. 

Am bekanntesten ist wohl der Neujahrskarpfen: auch seine glänzenden Schuppen sollten Geldmünzen symbolisieren. Also wurde beim Kochen des Fisches die großen Schuppen aufbewahrt: Jeder erhielt eine fürs Portemonnaie. Damit im neuen Jahr das Geld nicht ausging.

Silvester-Bälle bei den Karnevalsgesellschaften 

Typisch für Köln die Silvesterfeiern der Karnevalsgesellschaften: Ob Funken, Ehrengarde oder Jan von Werth - sie alle luden am 31. Dezember zu Bällen, bei denen reichlich Silvester-Bowle ausgeschenkt wurde. Auch daheim trug man Narrenkappen, die Stuben waren mit Konfetti und Luftschlangen geschmückt.

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Typisch für Silvesterfeiern in den 1950er Jahren: Schampus, Luftschlangen und ein Kleeblatt, das Glück bringen sollte,  

 Vom Jahreswechsel 1949/1950 berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Schon am Silvestervormittag, 11 Uhr, ging es auf dem Neumarkt los. Raketen wurden abgeschossen, und vom Himmel fielen Narrenkappen und auch ein Riesen-Reklametuch: Alaaf Kölle.“