Heftige Szene in GrundschuleLena (24) zieht Rassismus-Bilanz für Köln

Lena kämpft gegen Rassismus

Lena (24) aus Köln hatte schon in der Grundschule Probleme mit Rassismus. Auch heute gibt es noch viel zu tun, wie sie sagt.

von Niklas Brühl (nb)

Köln – In der Stadt versammelten sich am 6. Juni 2020 tausende Menschen, um bei der Black Lives Matter-Demo gegen Diskriminierung zu protestieren. Was hat sich nach ein bisschen mehr als einem halben Jahr danach getan? EXPRESS.de hat mit einer Kölner Demo-Teilnehmerin gesprochen.

  • Vor etwa einem halben Jahr war die BLM-Demo in Köln-Deutz
  • Lena (24) aus Köln war dabei und empfindet Stolz
  • Zum Rassismus in Köln hat sie eine klare Meinung

Lena ist 24 Jahre alt. Sie arbeitet als Redakteurin und ist gebürtige Kölnerin. Ihr Vater stammt aus Guinea, ihre Mutter ist Deutsche. Schon früh in ihrem Leben musste sie die ersten Erfahrungen mit Rassismus machen:

Lena aus Köln: „Rassismus hat schon in der Grundschule angefangen”

„Es hat schon in der Grundschule angefangen“, erzählt sie, „ich bin von einer multikulturellen Schule in der Stadt auf eine dörfliche Grundschule gewechselt. Dort war ich das einzige schwarze Kind.“

An ihrem ersten Schultag wollte ihre Sitznachbarin nicht neben ihr sitzen. Die Begründung: Das Mädchen wollte den Unterricht nicht neben einem schwarzen Kind verfolgen. „Erst ab dem Moment wurde mir klar, dass ich eine andere Hautfarbe als die anderen habe“, berichtet die 24-Jährige.

Sommer 2020: Trotz Corona riesige Demo an der Deutzer Werft

Sie hegt allerdings keinen Groll auf ihre ehemalige Klassenkameradin: „Es fehlt einfach das Bewusstsein für den alltäglichen Rassismus. Da sind Kinder die Letzten, bei denen man ansetzen sollte.“

Groß-Demo am Deutzer Rheinufer am 6. Juni 2020

Mehr als 10.000 Teilnehmer kamen am Samstag, 6. Juni, zur Groß-Demo ans Deutzer Rheinufer.

Auf die Diskriminierung aufmerksam machen, ihn in der großen Öffentlichkeit auf den Plan rufen – das waren für Lena die Gründe, an der Black Lives Matter-Demonstration am Deutzer Rheinufer teilzunehmen. „Nach dem Tod von George Floyd war die Bestürzung weltweit groß. Aber es ist mir wichtig, den Menschen das Thema auch regional bewusst zu machen.“

Rassismus in Köln ist für Lena (24) „allgegenwärtig”

So würden viele Menschen immer noch denken, dass Rassismus in Deutschland kein weit verbreitetes Problem sei. „Ich bekomme von Bekannten mit, dass sie aufgrund ihrer Hautfarbe angespuckt oder beleidigt werden. Rassismus ist allgegenwärtig“, stellt sie klar.

Waren die Demonstrationen im Sommer 2020 also nur Schall und Rauch? Lena widerspricht: „Natürlich kann dieses großes Problem nicht mit einigen wenigen Kundgebungen aus der Welt geschafft werden. Aber die Menschen konnten sehen, wie viele sich wirklich gegen den Rassismus engagieren.“

Lena zu Rassismus: „Ich liebe Köln, deshalb sollten wir Flagge zeigen”

Für die 24-jährige Kölnerin ist es wichtig, dass die Bewegung am Leben gehalten wird: „Man kann nur etwas verändern, wenn man aktiv wird. Und damit meine ich vor allem auch diejenigen, die nicht direkt vom Rassismus betroffen sind.“

Laut Lena sollten alle Menschen, jeglicher Herkunft und Hautfarbe, für ein gemeinsames Ziel kämpfen: Gleichberechtigung. „Und ich bin mir auch sicher, dass wir das schaffen können. Vor allem hier im weltoffenen Köln. Ich liebe meine Heimatstadt, deshalb sollten wir auch bei der Rassismus-Debatte immer weiter Flagge zeigen.“