Ringen um die Hallen KalkKölner Kultur-Traum kämpft gegen Verfall und leere Kassen

Meryem Erkus und hørmie in den Hallen Kalk.

Meryem Erkus (r.) und hørmie kämpfen für eine Zukunft der Hallen Kalk.

Sie sollten Kölns neue, strahlende Kultur-Oase werden: die Hallen Kalk. Doch nach jahrelangem Kampf steht das riesige Projekt auf der Kippe. Zerplatzt der große Traum am Ende an Geldnot und maroden Mauern?

Der Plan ist gigantisch: Ein kulturelles Zentrum mit Museum, Open-Air-Bühne und Akademie im rechtsrheinischen Köln. Doch die Realität ist knallhart. Weder die Stadt noch die engagierten Initiativen, die seit Jahren für das Projekt brennen, haben das nötige Geld. Viele der alten Industriehallen sind so marode, dass sie ohne Millionen-Investitionen nicht zu retten sind.

Ein herber Schlag war der Ausstieg der Montag-Stiftung im Sommer 2023. Der große Geldgeber war plötzlich weg, das Projekt um Jahre zurückgeworfen. Meryem Erkus, die für den Kulturhof und die Verantwortungsgemeinschaft Osthof (VGO) kämpft, sagt deutlich: „Als die Montag-Stiftung weg war, haben wir eingefordert, dass die Stadt Verantwortung übernimmt und diese Leerstelle füllen muss.“

Und die Initiativen kämpfen unermüdlich weiter! Im Kreationszentrum für Zeitgenössischen Zirkus (CCCC) proben bereits Artistinnen und Artisten für ihre Shows. Co-Vorstand Dominikus Moos sagt klar: „Wir wollen mit gemeinwohlorientierten und kooperativen Formaten die Hallen nutzen und erhalten.“

Dominikus Moos vom CCCC, Hallen Kalk

Dominikus Moos vom CCCC kämpft für die Zukunft der Hallen Kalk.

Erste Erfolge machen Mut: Im Kunsthaus Kalk startet im September die deutschlandweit erste inklusive Klasse einer Kunstakademie. Und nach sieben Jahren Planung konnten beim Freiluftfestival „Kalk-Airs“ endlich die ersten Besucherinnen und Besucher im Hof empfangen werden. „Wir haben in den letzten Jahren eindrücklich unter Beweis gestellt, dass wir seriöse Partnerinnen und Partner sind“, sagt Jutta Pöstges vom Kunsthaus stolz.

Kunsthaus Kalk bereitet sich auf Pilotphase vor: Jutta Pöstges, künstlerische Leitung, mit einigen der Künstlerinnen und Künstler der Akademie.

Das Kunsthaus Kalk bereitet sich auf seine Pilotphase vor. Leiterin Jutta Pöstges (M.) mit Künstlerinnen und Künstlern der Akademie.

Doch die Sorgen bleiben. Im städtischen Haushalt fehlt das Geld für das Mega-Projekt. Deshalb macht jetzt die Politik Druck. Maria Helmis-Arend von der SPD-Fraktion warnt: „Wer hier bremst oder verzögert, handelt fahrlässig und blockiert den dringend nötigen kulturpolitischen Aufbruch in unserer Stadt.“ Auch die Grünen fordern von der Verwaltung endlich eine langfristige Perspektive.

Und jetzt? Die Stadt sucht per „Markterkundung“ händeringend nach einem neuen Projektträger oder einer neuen Projektträgerin mit dem nötigen Kleingeld. Die Hoffnung: Jemand springt ein und rettet den Traum.

Die Zeit drängt, denn das Schicksal einiger Hallen ist völlig unklar. Die Gebäude mit den Nummern 75 bis 77 sind so kaputt, dass eine Sanierung bis zu 90 Millionen Euro kosten würde. Ein Abriss ist nicht ausgeschlossen. Auch was aus dem ehemaligen Diakonie-Lager wird, das nach einem Brand gesperrt ist, weiß niemand.

Die Hallen 75 bis 77 an der Neuerburgstraße (Archivbild).

Verfallene Hallen: Ob die Gebäude 75 bis 77 an der Neuerburgstraße gerettet werden können, ist fraglich.

Einziger Lichtblick: Das Dokumentationszentrum über Migration (künftig „Selma“) soll definitiv kommen. Der Bau wird von Bund und Land finanziert und soll 2027 starten. Für den Rest des riesigen Areals bleibt es aber eine Zitterpartie. (red)