Nach Sprengung in KölnDarum sind viele Geldautomaten nicht mit Farbpatronen gesichert

Schwer beschädigt ist ein Geldautomat nach einer Sprengung.

In Köln-Nippes wurde am Donnerstagmorgen (13. April 2023) ein Bankautomat einer Postbank-Filiale geknackt Hier ein undatiertes Symbolfoto, das einen gesprengten Geldautomaten zeigt. 

Immer häufiger werden Geldautomaten gesprengt. Aber warum sind gerade das Rheinland beziehungsweise Nordrhein-Westfalen ein beliebtes Ziel? Es gibt mehrere Gründe.

Zuletzt wurde am Donnerstag (13. April 2023) in Köln-Nippes ein Geldautomat einer Postbank-Filiale gesprengt.

Mit einer Beute in unbekannter Höhe machten sich die offenbar männlichen Täter aus dem Staub. 

Vorgehen bei Automaten-Sprengung immer ähnlich

Mehr als 500 versuchte und vollendete Geldautomatensprengungen soll es 2022 in Deutschland gegeben haben – die offiziellen Zahlen für 2022 liegen noch nicht vor.

„Damit erwarten wir für das Jahr einen neuen Höchststand der Fallzahlen in Deutschland“, erklärt Oliver Huth, NRW-Landesvorsitzender des BDK (Bund Deutscher Kriminalbeamter).

Dabei ist das Vorgehen der Automaten-Knacker immer ähnlich.

Der Automat im Vorraum einer Filiale wird gesprengt, dann schnappen sich die Täter oder Täterinnen die Geldbox. Dabei werden vorzugsweise Banken ausgesucht, die in direkter Nähe zu einer Autobahnauffahrt liegen. So können die Unbekannten schneller fliehen.

Nicht mehr mit Gas – so werden die Automaten gesprengt

Nordrhein-Westfalen ist durch das dichte Autobahnnetz offenbar besonders attraktiv.

Laut Huth versuchen die Täter mit einem ersten Sprengsatz das Gehäuse des Automaten zu zerstören, der zweite Satz wird dann auf den Tresor gelegt, um den Automaten zu öffnen.

Bei den Sprengungen werden mittlerweile überwiegend Explosivstoffe statt Gasgemische verwendet, damit seien Täter oder Täterinnen erfolgreicher, so das Bundeskriminalamt. Durch die Taten entsteht somit noch höherer Sachschaden und mehr Gefährdung für Menschen. Noch immer sind viele Geldautomaten in Wohnhäusern aufgestellt.

Die Sachschäden durch Sprengattacken auf Geldautomaten nehmen immer größere Ausmaße an. Die Schäden bei einer Sprengattacke seien heute doppelt so hoch wie noch vor fünf Jahren, sagte der Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, Michael Breuer, bereits im April 2022 in Düsseldorf.

Geldeinfärbesystem ist extrem teuer für die Banken

Die Sparkassen würden viel unternehmen, um Geldautomaten sicherer zu machen. Dabei gehe es unter anderen um Farbpatronen, um Geldscheine für die Täter oder Täterinnen unbrauchbar zu machen.

Allerdings ist diese Art der Sicherung sehr teuer. Bis zu 10.000 Euro kostet so ein Geldeinfärbesystem – und das pro Geldautomat, heißt es in einem MDR-Bericht. Nicht alle Banken würden daher ihre Automaten aufrüsten.

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum die Täter und Täterinnen verstärkt in NRW unterwegs sind.

In den Niederlanden, Belgien und Frankreich sind solche Geldeinfärbesysteme gesetzlich vorgeschrieben. Das Bundesinnenministerium prüft, ob auch Banken in Deutschland zu Sicherungsmaßnahmen verpflichtet werden können.

Viele Anwohner wollen kein Geldautomat mehr im Haus

Als Reaktion auf immer mehr Sprengungen seien bereits in der Vergangenheit einige attackierte Geldautomaten nicht mehr ersetzt worden oder es seien auch Automaten an besonders gefährdeten Stellen abgebaut worden.

Als Beispiel nannte Breuer das Gebäude des Sparkassenverbandes. Den Geldautomaten, der dort früher in der Fassade integriert gewesen sei, gebe es nach einem grundlegenden Gebäudeumbau heute nicht mehr. Es gebe heute auch den einen oder anderen Anwohner, der keinen Automaten mehr im Haus wolle.

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Zum Thema Automatensprengungen habe es mit dem NRW-Innenministerium einen Bankgipfel gegeben. Weitere Gespräche seien geplant. Mit dem Landeskriminalamt sei eine Standortanalyse zu besonders gefährdeten Geldautomaten angelaufen.

Da werde es sicherlich auch mit der Polizei Gespräche geben, ob der eine oder andere sensible Standort aufgegeben werde, sagte Breuer. Er verwies darauf, dass es im Unterschied zu den vergangenen Jahrzehnten kaum noch Banküberfälle gebe. Die rheinischen Sparkassen betrieben Ende 2021 insgesamt 2341 Geldautomaten. (dpa/mt)