11 haarsträubende GründeKölner Kult-Friseurin macht krassen Schnitt beim Geld

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In der „Headlounge” in Köln kann man ab jetzt nicht mehr mit Bargeld, dafür aber zum Beispiel mit EC-Karte oder Smartphone zahlen. 

Köln – Ein Salon, der bei unzähligen Gästen durch seine freakigen Friseure und sein trashiges, etwas abgeranztes Interieur Kultstatus genießt, macht jetzt nach zehn Jahren einen ganz krassen Schnitt: Bargeld ist ab sofort abgeschafft!

Wer nun seine neue Haarpracht bezahlen will und Scheine aus dem Portemonnaie holt, hat in der „Headlounge“ am Chlodwigplatz keine Chance mehr. „Wir sind jetzt ein bargeldloser Salon“ liegt als deutlicher Hinweis an der Kasse. Symbolisch zückt Geschäftsleiterin Ronak ihre Friseurschere und machte – schnipp, schnapp – einem 50-Euro-Schein den Garaus.

Bargeldlos bezahlen: Bald überall in Köln?

Klar ist: Immer mehr Kölner Geschäfte und Gastronomen verzichten künftig auf Bargeld. Und viele junge Leute wie Youtuber Dominik Porschen nervt es, dass nicht überall mit Karte, Handy oder Smartwatch bezahlt werden kann (hier lesen Sie mehr). Doch zum Friseur ohne Bares? Headlounge-Boss Wolfgang Schmitten (63, Rechtsanwalt), der auch noch Salons in Düsseldorf führt, zählt elf Gründe für das Ende von Scheinen und Münzen auf.

Bargeldlos zum Friseur: Schutz vor Kriminalität

Schmitten über Langfinger und Überfälle: 

Wo Bargeld ist, wird geklaut. „Gelegenheit macht Diebe. Friseure haben meistens große Schaufenster. Oft mit Blick auf die Kasse. Das lockt Langfinger an.“ Da sei es in Köln auch schon mal zu einem gewaltsamen Überfall gekommen. 

Überfälle kosten Geld, in doppelter Hinsicht. „Wenn ein Mann mit einem Messer an der Kasse steht und zur Kollegin sagt: Gib mir das Geld, sonst steche ich dir ein Messer in den Bauch, dann steht sie unter Schock und lässt sich verständlicherweise erst mal krankschreiben. Ein herber Ausfall für das Geschäft.“

Nepp beim Wechselgeld. „Klar, dass Retourgeld immer mal falsch herausgegeben werden kann. Wenn vom Kunden darauf nicht hinwiesen wird – unser Schaden.“

Betrug mit Blüten. „Auch Falschgeld ist immer wieder ein Thema zu unseren Ungunsten. Ebenso Diebe, die mit Wechseltricks arbeiten und so betrügen.“

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Wolfgang Schmitten, geschäftsführender Gesellschafter von  Headlounge, und Hund.

Kölns Friseure und die Kosten mit dem Geld

Schmitten über Zeitaufwand und Kosten:

Mühevolle Zusatzarbeit. „Morgens muss das Wechselgeld aufwendig und penibel gezählt und in die Kasse eingezahlt werden. Abends aufwendig gezählt und abgerechnet werden. Das kostet wertvolle Arbeitszeit, mindestens eine halbe Stunde.“

Die Einzahlungen. „Bargeld muss entsorgt werden. Es gibt zwar am Chlodwigplatz einen Bankautomaten, in den man einzahlen kann. Aber wenn jeden Abend mehrere Geschäftsleute dort ihr Geld loswerden, ist der schnell voll. Und spätabends mit viel Geld durch die Südstadt zu laufen, ist auch nicht sicher. Und ja auch nicht die Arbeit von Friseuren.“

Die Bankgebühren. „Eine Bargeld-Einzahlung am Automaten kostet 1,50 Euro, am Schalter 5,50 Euro. Da kommen jeden Monat locker mehr als 100 Euro zusammen.“

Friseure in Köln und Besuch vom Finanzamt

Schmitten über Fiskus und Schwarzgeld:

Besuch von der Behörde. „Das Finanzamt macht immer wieder unangekündigt eine sogenannte Kassen-Nachschau. Wenn dann nicht exakt der Betrag in der Kasse ist, der berechnet wurde, gibt es Ärger und der Geschäftsbetrieb ist unterbrochen. Heißt: Wenn statt 300 Euro nur 250 Euro drin sind, weil eine Kollegin gerade für 50 Euro Getränke für die Kundschaft holt, steht man schlecht da. Bei Differenzen kann eventuell der ganze Umsatz neu geschätzt werden – und man muss kräftig zahlen.“

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Der Salon ist seit mehr als zehn Jahren am Chlodwigplatz.

Verdacht auf Schwarzgeld. „Man steht als kleiner Unternehmer immer unter dem Verdacht, mit Schwarzgeld zu tun zu haben. Das ist schon unangenehm. Ein pikanter Randaspekt ist: Wer Schwarzgeld eingenommen hat, etwa als Handwerker, und damit seiner Frau mal eine richtig schöne Frisur bezahlen will – bei uns geht das jetzt nicht mehr ...“

Kölner Friseure: Trinkgelder passé?

Schmitten über Bons und Trinkgelder: 

Die neue Kassenbon-Pflicht. „Wir geben pro Tag 60 bis 80 Stück aus und finden das sehr gut. Im Vergleich zum Bäcker ist das ja noch überschaubar. Damit werden die Umsätze für das Finanzamt transparenter und die Abrechnung wird modernisiert. Rund 75 Prozent der Kunden zahlen bereits bargeldlos.“

Der neue Umgang mit Trinkgeldern. „Trinkgeld kann nun besser getrennt abgerechnet werden. Über eine spezielle Taste auf dem EC-Gerät – oder eben noch in Bar in die jeweilige Schatulle der Kollegen.“