Der große Ford-Streik von 1973 hat damals für mächtig Aufsehen gesorgt. Jetzt, 50 Jahre später, erinnern sich Zeitzeugen noch einmal.
„Ich bereue nichts“XXL-Streik in Köln vor 50 Jahren – plötzlich ist er wieder brandaktuell

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Seyfo Kurt (mit Megafon) war 1973 Teil des Streikkomitees beim großen Ford-Streik in Köln. 50 Jahre später ist der Streik nun wieder Thema.
Es ist einer der größten – und wohl bekanntesten – Streiks, die Köln je gesehen hat. Im Sommer 1973 blickte die ganze Stadt nach Niehl, auf die Ford-Werke. Gibt es eine (friedliche) Einigung? Jetzt, kurz nach dem 50-jährigen Jubiläum, wird noch einmal diskutiert.
Am 24. August 1973 demonstrieren Hunderte von Arbeitern auf dem Ford-Werksgelände für die Wiedereinstellung entlassener Kollegen. Aus dem anfangs noch kleinen Statement wird eine Bewegung: Alleine am 27. August legen in der Frühschicht 12.000 Fordler die Arbeit nieder.
Ford-Streik 1973: Der „wilde Streik“ steht 50 Jahre später wieder im Fokus
Weitere Forderungen werden erhoben: eine Mark mehr Stundenlohn, Reduzierung der Bandgeschwindigkeit, Verlängerung des Jahresurlaubs, Streichung der untersten Lohngruppen, Weihnachtsgeld, keine Maßnahmen gegen die Streikenden. Sieben Tage Streik nehmen ihren Lauf.
Allerdings: ohne Erfolg. Der wilde Streik (ohne Gewerkschaft), der hauptsächlich von den türkischen Arbeitern geführt wird, erfährt kaum Unterstützung der deutschen Belegschaft. Auch Betriebsrat und IG Metall winken ab. Später wird der Streik gewaltsam gestoppt. Einer der Streikführer (Baha Targün) wird in die Türkei abgeschoben, viele Arbeiter entlassen.

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Seyfo Kurt (M.) mit seiner Ehefrau und Ford-Kollege Niko Held, der als Teil von GehörWäsche vor Ort ein Konzert geben wird.
Einer, der dabei war, blickt dennoch mit einem Lächeln zurück. „Ich bin stolz, dass wir diesen Streik gemacht haben und bereue nichts“, sagt der heute 81-jährige Seyfo Kurt, der 1973 Teil des Streikkomitees war.
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Was damals hinter den Kulissen los war, können Interessierte jetzt erfahren: Kurt und andere Ex-Fordler wie Peter Bach sind am Samstag (21. Oktober 2023) ab 17.30 Uhr Teil einer Podiumsdiskussion zu dem Thema. Das Event findet im Stadtteiltreff Stegerwald (Ulitzkastraße 5, 51063 Köln) statt.
„Zeitzeugen, Gewerkschafter und Fordarbeiter von heute und weitere Gäste diskutieren, was 1973 los war und was die Lehren für heute sind“, heißt es vom Veranstalter, der Kölner Gruppe der Internationalen Automobilarbeiterkoordinierung (IAWC).
Auch die IG Metall wird mit Vertretern und Vertreterinnen vor Ort sein. Deren Vertrauensleute werden öffentlich erklären, wie aus ihrer Sicht 2023 der Kampf um jeden Arbeitsplatz zu führen ist. So steht das Ford-Werk in Saarlouis vor der für 2025 angekündigten Schließung, in Köln werden in vielen Bereichen Arbeitsplätze abgebaut und der neue Elektro-Explorer wurde auf 2024 verschoben.
Wer beim Event dabei sein möchte, kann sich an der Abendkasse Tickets für drei Euro (ermäßigt zwei Euro) sichern. Im Anschluss (etwa ab 20 Uhr) spielt die Band GehörWäsche ein Konzert vor Ort, der Eintritt dafür liegt bei zehn Euro (ermäßigt acht Euro). Kombi-Tickets können im Vorverkauf für zehn Euro erworben werden.