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Belästigungs-VorwürfeEx-Studenten von Hochschule aus Kölner Raum belasten Professor

Studenten sitzen in der Vorlesung Mathematik für die Erstsemester des Bachelors Wirtschaftswissenschaften im Audimax der Universität Hannover.

Nachdem Studenten der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen gegen einen Professor Vorwürfe erhoben haben, haben sich auch ehemalige Studenten einer Hochschule im Raum Köln gemeldet. Das Symbolfoto zeigt Studierende der Universität Hannover während einer Vorlesung im Oktober 2021. 

Aktualisiert

Heftige Vorwürfe gegen einen Hochschul-Professor. Er soll gegenüber Studenten sexuell übergriffig geworden sein. Auch bei EXPRESS.de haben sich mutmaßlich Betroffene gemeldet. 

Die Nachricht schlägt hohe Wellen: Ein Professor der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen soll männliche Studierende bedrängt und zum Teil auch sexuell belästigt haben. Und das über Jahre, wie die WAZ am Dienstag (4. April 2023) berichtet. 

Nach Erscheinen des Artikels haben sich ehemalige Studenten bei EXPRESS.de gemeldet. Sie behaupten, dass der Professor das gleiche Verhalten auch an einer Hochschule im Kölner Raum, wo er zuvor gelehrt hat, an den Tag gelegt haben soll.

Hochschule im Kölner Raum: Ex-Student Florian M. erhebt Vorwürfe

„Ein Kumpel hat mir den WAZ-Artikel zugeschickt – wir wussten beide sofort, um wen es darin geht“, erzählt Florian M. (Name geändert) gegenüber EXPRESS.de. Der Ex-Student berichtet von mehreren Gelegenheiten, bei denen der betreffende Professor körperlichen Kontakt gesucht haben soll. 

 „Mal hat er mich am Arm berührt, mal über den Rücken gestreichelt“, behauptet Florian M.: „Erst habe ich mir nichts dabei gedacht, weil er ein Kumpeltyp war, doch dann wurde es immer unpassender.“ Der Professor soll auch andere Studenten, vorzugsweise sportlich-schlanke Männer, an den Arm gefasst und über den Rücken gestreichelt haben. 

Vorwürfe gegen Hochschul-Professor: Übernachtungsangebote auf Couch?

Drei-, viermal sei er wegen einer Studienarbeit alleine bei dem Professor zu Hause gewesen, erzählt Florian M. „Da wollte er mich immer direkt umarmen. Während eines Sommers, als ich gut in Form war und ein T-Shirt trug, hat er einfach meinen Bizeps angefasst und gemeint, wie gut sich das anfühle und ob ich für ihn ein paar Liegestütze machen würde.“

Bei weiteren Treffs habe der Professor nicht nur ihm, sondern auch anderen männlichen Studenten regelmäßig Alkohol angeboten. Florian M.: „Er meinte, um locker zu werden.“ Weil er noch Auto fahren musste, habe er immer abgelehnt. „Da hat er mir angeboten, dass ich auch jederzeit bei ihm auf der Couch schlafen könne“, behauptet M.

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Auch die 20, 30 Liegestütz, von denen im WAZ-Artikel die Rede ist, will Florian M. aus seiner Zeit an der Hochschule im Raum Köln kennen. „Die sollte man als Strafe machen, wenn man mit seiner Arbeit in Verzug war.“  Er selbst habe aber nie welche vor dem Professor gemacht, auch nicht bei ihm übernachtet. 

Florian M. erinnert sich aber noch, wie er einmal die Treppe zur Wohnung des Professors hochlief, weil er zu spät war. M. behauptet: „Ich war etwas außer Atem. Da hat er mich aufgefordert, die Augen zu schließen, und hat seine Hand auf mein Zwerchfell gelegt, um mir eine Atemübung zu zeigen. Ich meine, wenn das mein Yogalehrer machen würde, ist das normal, aber in dieser Situation nicht.“

Ex-Student Michael Z. berichtet von nahezu identischem Verhalten

Der ehemalige Student Michael Z. (Name geändert) berichtet von einem nahezu identischen Verhalten ihm gegenüber. „Atemübungen mit nacktem Oberkörper, Übernachtungsangebote auf seiner Couch, Liegestütze – das war bei mir genauso“, behauptet der Ex-Student. „Ich hatte das Gefühl, dass er Körperkontakt zu mir sucht.“ Auch er habe sofort gewusst, von wem in dem WAZ-Artikel die Rede ist. 

Damals als Student sei er sehr unsicher gewesen und habe zunächst mit niemandem darüber geredet. Erst, als sich ein ebenfalls mutmaßlich Betroffener ihm anvertraute. Beide entschieden damals, mit niemand weiterem darüber zu reden. Michael Z.: „Als ich mit Abschluss des Studiums aus dem Abhängigkeitsverhältnis raus war, habe ich das Kapitel einfach abgeschlossen.“ 

Der beschuldigte Professor bestreitet Vorwürfe der sexuellen Belästigung. Auf Nachfrage von EXPRESS.de erklärt sein Anwalt Dr. Marcel Leeser: „Niemals war das Verhalten unseres Mandanten sexuell motiviert, sondern vielmehr ausschließlich studienbezogen und freundschaftlich.“

Der Mandant habe Studenten weder sexuell belästigt, noch eine ihm unterstellte Macht missbraucht, so der Anwalt. Die vorgeworfenen Sachverhalte, die nicht zutreffend seien, würden schon keine sexuelle Belästigung darstellen. Einzelne Fragen könnten zum jetzigen Zeitpunkt wegen des laufenden Verfahrens nicht beantwortet werden. Ganz grundsätzlich aber bestreite der Mandant die Vorwürfe gegen ihn, so wie sie derzeit dargestellt und in welchen Zusammenhang sie gebracht werden, jedoch. 

Hochschule aus Kölner Raum: Keine Kenntnisse von Vorwürfen gegen Prof

EXPRESS.de bat auch die Hochschule im Raum Köln bezüglich der Vorwürfe gegen ihren Ex-Mitarbeiter um Stellungnahme. „Wir haben davon keinerlei Kenntnis. Wenn so etwas bei uns aufkommt, würden wir das sehr ernst nehmen. Es ist uns wichtig, dass solche Machtverhältnisse sich in solcher Form überhaupt nicht erst ausbilden können“, erklärt der Sprecher der Gender- und Diversitykommission. 

Wie die WAZ mit Berufung auf die Westfälische Hochschule Gelsenkirchen berichtet, ist der Professor seit Februar vorläufig seiner Dienste enthoben worden.