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Er war StadtsuperintendentKölner Gläubige trauern um Manfred Kock

Manfred Kock

Der ehemalige Kölner Stadtsuperintendent und spätere EKD-Chef Manfred Kock ist am 11. September 2025 verstorben (Archivfoto). 

Er galt als großer Versöhner der Kirchen und war eine prägende Figur in Köln. Nun ist der frühere EKD-Chef Manfred Kock im Alter von 88 Jahren gestorben.

Eine traurige Nachricht für Kirche und Gesellschaft: Manfred Kock ist tot. Manche sahen in ihm Martin Luther persönlich, doch Kock, der frühere Chef der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), war vor allem ein Mann der leisen Töne und des Ausgleichs.

Dabei war ihm das Brückenbauen nicht in die Wiege gelegt. Geboren 1936 im westfälischen Burgsteinfurt, wuchs er in einer streng protestantischen Enklave im katholischen Münsterland auf. Doch Kock schloss schon als Jugendlicher Freundschaften über Konfessionsgrenzen hinweg – eine Haltung, die sein ganzes Leben prägen sollte.

1970 kam Kock nach Köln, erst als Jugendpfarrer, dann in Bickendorf. Später stieg er zum höchsten Vertreter der evangelischen Kirche in der Stadt auf. Er liebte die Kölner Mentalität und den „rheinischen Katholizismus“, bei dem der Herrgott auch mal „nit esu is“.

Seine große Stunde schlug 1997: Völlig überraschend wurde der bodenständige Kölner zum Vorsitzenden der EKD gewählt und setzte sich gegen den favorisierten Berliner Bischof Wolfgang Huber durch. Damit wurde er für sechs Jahre zum ersten Rheinländer im Spitzenamt des deutschen Protestantismus.

Persönliche Einladung nach Rom von Kardinal Lehmann

In dieser Zeit entstand eine tiefe Freundschaft mit seinem katholischen Gegenüber, Kardinal Karl Lehmann. Als Lehmann 2001 vom Papst zum Kardinal ernannt wurde, war Kock auf persönliche Einladung in Rom dabei. Ein starkes Zeichen der Ökumene!

Doch es gab auch Rückschläge, die Kock schmerzten. Als der Vatikan im Jahr 2000 den evangelischen Kirchen einen geringeren Status zusprach, sprach er von einer „ökumenischen Eiszeit“ und kämpfte in einem Buch dagegen an. Die Vision von der Einheit der Kirche war sein Lebensthema.

Sein Einsatz für Versöhnung ging aber weit über die Kirchen hinaus. Im Verein Köln-Bethlehem setzte er sich für die Palästinenserinnen und Palästinenser und ihr Recht auf einen eigenen Staat ein. Der Hass und die Gewalt im Nahen Osten schmerzten ihn, den großen Versöhner, zutiefst.

Bis zuletzt lebte Kock mit seiner Frau Gisela in Köln. Nach einem Sturz im Juni schien er sich gut zu erholen, doch in der Nacht zum 12. September starb er überraschend. Seine Familie mit drei Kindern und sechs Enkelkindern trauert. Am 14. September wäre Manfred Kock 89 Jahre alt geworden. (red)