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KriegsdramaDieses Foto entstand heute vor 75 Jahren: US-Armee kurz vor Köln

Kriegsbild

Briten machten am Nachmittag des 2.März 1945 diese Luftaufnahme der Kölner Innenstadt. Rauch steigt aus Häusern und zieht rheinwärts.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Das Kriegsende in Köln: EXPRESS beleuchtet zum Jahrestag die dramatischen Ereignisse. Tauchen Sie mit ein in die Geschehnisse.

Am Freitag, den 2. März 1945, heute vor 75 Jahren, scheint in Köln morgens die Sonne. Die Amerikaner stehen im Westen kurz vor der Stadt, heißt es. Genaues wissen die Menschen nicht, die noch geblieben sind. Es leben nur noch 40.000 hier.

Im „Westdeutschen Beobachter“ steht heute unterm Hakenkreuz folgende Geschichte: In einem Dorf nahe der „Festung Breslau“, das die Rote Armee eingenommen hatte, wurden „zum Gegenstoß 120 Hitlerjungen einer Adolf-Hitler-Schule“ eingesetzt. Sie hätten „ein ganzes sowjetisches Regiment“ zurückgeschlagen.

Derweil bereitet Thomas Dewessol, für Navigation und Zielführung zuständige Masterbomber der britischen Royal Air Force, den Angriff auf die Stadt vor. Das britische Bomberkommando hat der amerikanischen Armeeführung, die mit nahe der westlichen Stadtgrenze dem Kampf um Köln entgegenblickt, ein Angebot gemacht. Sie übernehmen die Bombardierung, weil ihre Lancaster- und Halifax-Flugzeuge bis zu 12.000 Pfund schwere Bomben tragen können, also sechs mal soviel wie die US-Flieger.

Um 9.54 Uhr lässt Masterbomber Dewessol die erste rote Leuchtmarkierung herabschweben

Bei Beachy Head, einer Landspitze im Süden Englands, fliegt der Bomberverband an diesem Freitagmorgen aus, in gerader Linie bis Charleroi/Belgien, Eindrehen nach Nordosten, dann nordwestlich von Köln Eindrehen nach Südosten.

Um 9.54 Uhr fliegt Masterbomber Dewessol mit seiner Crew über dem Gebiet Zeughausstraße/Krebsgasse/Appellhofplatz und lässt die erste rote Leuchtmarkierung herabschweben. Vier Minuten später markiert er das nächste Ziel, den Hauptbahnhof.

598 Flugzeuge tauchen hinter Dewessol, dem Koordinator des letzten Fliegerangriffs auf Köln, am Himmel auf. Ihr Auftrag ist, die Stadt für den Feldzug gegen Hitler, für die letzten Kilometer zum Rhein, sturmreif zu bomben. Dewessol gibt per Funk entsprechende Anweisungen an die Piloten. Er hat dies vor wenigen Tagen über Dresden genauso gemacht.

Der Angriffsplan sieht vor, zunächst den Zielpunkt „P“ rund um die Komödienstraße zu treffen. Die Zufahrt Richtung Hohenzollernbrücke (die Zugbrücke ist um die Zeit für Autos noch befahrbar) soll durch Krater und Trümmerberge unpassierbar werden.

Was noch am 2. März geschah

Die Ortsgruppe der NSDAP...

gibt bekannt, dass alle noch in Niehl befindlichen Zivilisten den Ort verlassen müssen. Der KD-Dampfer Stolzenfels werde sie auf das rechte Rheinufer bringen.

Der Befehlsstand...

des LXXXI. Armeekorps, das Köln verteidigt, wird in die Nähe des Fühlinger Sees verlegt.

Notizen eines 57-Jährigen

Der 57-jährige, leitende Kölner Postangestellte Hans Diefenbach, der um 7 Uhr morgens per Gestellungsbefehl zum Volksturm einberufen ist, schreibt: „Am Westbahnhof ist der innere Grüngürtel zur Verteidigung hergerichtet.

Zu beiden Seiten der Venloer Straße sind Maschinengewehrnester eingerichtet, und in den Grünanlagen, durch Buschwerk getarnt, sind Schützengräben ausgehoben.“ Er notiert, dass er noch zur Reichspostdirektion (RPD) muss, „um die Geheimakten zu beseitigen“.

Und später: „In der RPD läuft alles durcheinander, ich verbrenne die hauptsächlichen Akten, da kommt schon wieder ein Bombenangriff.“

Auszug aus Kölner Nachrichten

In den „Kölner Nachrichten“ ist in der Ausgabe vom 2. März unter der Rubrik „Gebotenes gegen Gesuchtes“ vieles inseriert, u.a.: Sofa gegen Damenrad. Büroschreibmaschine gegen Jackenkleid.

Unter der Rubrik „Stellenangebote“ werden gesucht: Ein Herrenfriseur für einen Laden am Hauptbahnhof und eine ältere Verkäuferin für ein Lebensmittelgeschäft.

Köln: Bomben fallen in noch nie dagewesener Konzentration auf die Innenstadt

Die Bomben fallen in einer noch nie dagewesenen Konzentration auf die Innenstadt. In einer zweiten Welle, zehn Minuten nach dem Auftakt, erreichen 192 weitere Bomber die Stadt. Jeder von ihnen trägt mindestens eine 2000-Pfund-Luftmine, viele Maschinen sind zudem mit 4000- und 8000 Pfund schweren Bomben beladen, der Rest der Ladekapazität ist mit normalen Sprengkörpern ausgeschöpft.

Es folgt eine dritte Angriffswelle, neben der Altstadt werden auch das Severinsviertel und die westliche Innenstadt getroffen. Nach 17 Minuten zieht der Bomberverband wieder ab. Am Nachmittag kommt es zu einem letzten Angriff durch 155 Lancaster-Maschinen.

Weil ein Funkgerät, das den Piloten das Signal zum Abwerfen geben soll, versagt, lösen nur 15 Flieger ihre Bomben ab, die meistern über dem Rechtsrheinischen.

Die Stadt ist nahezu wehrlos, und doch: Bei keinem der Luftangriffe auf Köln hat die deutsche Flak mehr Flieger abgeschossen, sieben an der Zahl. Denn die Briten fliegen tiefer als die Amerikaner.

Ein abgeschossener Pilot, der an diesem „Schwarzen Freitag“ schwer verwundet am Fallschirm in Köln landete, wurde auf Befehl eines Polizeioffiziers durch Sanitäter auf einer Trage weggebracht, doch „nur bis zur nächsten Ecke“. Dort ließen ihn die Sanitäter sterben.

Der erste Luftangriff auf Köln erfolgte am 12.Mai 1940, es folgten mehrere kleinere. Ein Jahr später, am 2. März 1941, kam es zum ersten großen Luftschlag durch Hundert Bomber.

Am 31. Mai 1942 erfolgte mitten in der Nacht die sogenannte „Operation Millenium“, die in Köln als „Tausend-Bomber-Angriff“ in die Geschichte einging. Am 29. Juni 1943 („Peter und Paul-Angriff“) kam es zu einem weiteren katastrophalen Angriff, der fast 4400 Tote forderte.

Schließlich das Bombardement vom 2.März 1945, als Köln schon längst eine zertrümmerte Stadt war.

Wie militärisch sinnvoll waren die jahrelangen Luftschläge gegen Köln, bei denen insgesamt 20.000 Menschen starben? Ausgeschaltet wurde Köln als Verkehrs- und Wirtschaftszentrum erst in den letzten Monaten des Krieges.

Experten sagen aber auch, dass sich die Angriffe negativ auf die Offensivkraft der Wehrmacht ausgewirkt hätten. So habe die Kölner Firma Klöckner-Humboldt-Deutz schon früh die Anforderungen der U-Boot-Motorenproduktion nicht mehr ausreichend erfüllen können, die Gottfried Hagen AG erreichte ihr Soll an U-Boot-Batterien nicht.

Die Fordwerke, die ebenfalls auf Rüstungsproduktion umgestellt wurden, lieferten Tausende Lkw, die zuerst beim Polen-Feldzug eingesetzt wurden. Das Niehler US-Werk blieb aber von Luftangriffen weitgehend verschont.

Quellen: Wilhelm Kleff, Willy Weyres: „Der Kölner Dom im Zweiten Weltkrieg“, Niklas Möring, Verlag Kölner Dom.

Robert Grosche: Kölner Tagebuch 1944-46, Hegner. Elisabeth Rohr: Frankfurter Rundschau, 2005

Carl Reissdorf: Kölner Brauerei-Verband, Martin Rüther, mit Texten des Luftkriegexperten Gebhard Aders:„Köln im Zweiten Weltkrieg“, Hermann Rheindorf: „1945, Kriegsende in Köln“