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Dunkles Nazi-GeheimnisDie Wahrheit hinter beliebten Kölner Statuen

Die Plastik „Diana mit springender Antilope“ von Fritz Behn auf dem Sachsenring – ohne erklärende Tafel.

Die Plastik „Diana mit springender Antilope“ von Fritz Behn auf dem Sachsenring – ohne erklärende Tafel.

Schöne Kunst, dunkle Vergangenheit: In Köln stehen Statuen eines Bildhauers, der überzeugter Nazi und Kolonialist war. Jetzt gibt es Streit.

Kunst bewundern, aber den Künstler verachten – geht das? Über diese Frage wird in Köln gerade heftig gestritten. Im Zentrum der Debatte: Der Bildhauer Fritz Behn (1878–1970). Seine eindrucksvollen Tierplastiken schmücken Parks und Plätze in der ganzen Stadt, doch ihre wahre Geschichte ist vielen Kölnern und Kölnerinnen völlig unbekannt.

Während die berühmte Panther-Statue im Marienburger Südpark seit Kurzem eine Infotafel hat, die Behns dunkle Vergangenheit als Kolonialist und Nationalsozialist beleuchtet, stehen andere Werke wie die „Diana mit springender Antilope“ am Sachsenring oder das „Mädchen mit Panther“ im Zoo völlig ohne Erklärung da.

Die im Marienburger Südpark stehende Panther-Plastik von Fritz Behn.

Die im Marienburger Südpark stehende Panther-Plastik von Fritz Behn.

Ein Unding, findet Marianne Bechhaus-Gerst, Professorin für Afrikanistik an der Uni Köln. Sie geht sogar noch weiter: „Ich würde mir wünschen, dass die Skulpturen abgeräumt werden, wenn ich ganz ehrlich bin“, sagt sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

„Wir müssen uns fragen, ob wir wirklich Kunst von jemandem im öffentlichen Raum haben wollen, der überzeugter Kolonialist, Nazi und Antisemit war.“ Ihre Meinung: Die Statuen gehören ins Museum, wo sie historisch eingeordnet werden können.

Ganz anderer Meinung ist der Historiker Joachim Zeller, der eine Biografie über Behn geschrieben hat. „Sie sollten unbedingt im öffentlichen Raum stehen bleiben, aber eben gut kommentiert“, fordert er. Denn Zeller ist sicher: „Bei diesen Plastiken handelt es sich nur scheinbar um unpolitische Kunst.“ Zwar sei Behn ein herausragender Tier-Bildhauer gewesen, aber eben auch „ein elender Reaktionär, ein Kolonialist, ein übler Rassist“.

Die Tafel über Fritz Behn im Marienburger Südpark.

Die Tafel über Fritz Behn im Marienburger Südpark.

Behns Blick auf Afrika war dabei zutiefst rassistisch. Getrieben von einem Ekel vor der modernen Zivilisation zog es ihn in die „Wildnis“. Dort ging er auf Großwildjagd und nahm Gipsabdrücke der erlegten Tiere, um daraus später seine Plastiken zu erschaffen. Zeller erklärt, Behn sei von der Überlegenheit der „weißen Rasse“ überzeugt gewesen. Menschen auf dem afrikanischen Kontinent bezichtigte er des Kannibalismus und forderte eine „strikte Trennung zwischen Schwarz und Weiß“.

Da verwundert es kaum, dass Behn sich auch den Nazis andiente. Schon lange vor 1933 schrieb er Hetzartikel für den „Völkischen Beobachter“, das Parteiblatt der NSDAP. Darin wetterte er gegen die Demokratie und jüdische Kunsthändler. Zellers klares Urteil: Behn war „ein Nazi über beide Ohren“.

Nach 1933 passte er seine Kunst an und schuf statt afrikanischer Tiere lieber den deutschen „röhrenden Hirsch“. Trotz seiner Anbiederung an die Nazis und seiner Bewunderung für Mussolini blieb die erhoffte große Karriere mit Staatsaufträgen aus.

Die Kommentierung des Panthers in Marienburg hatte die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Rodenkirchen beantragt. Für die anderen Plastiken in Köln sind derzeit keine weiteren Infotafeln geplant. (red)