Es sind Szenen, die unter die Haut gehen. Im Prozess um eine mutmaßliche Vergewaltigung in einer Kölner Klinik kommen immer mehr erschütternde Details ans Licht. Jetzt versucht die Verteidigung, die Glaubwürdigkeit des Opfers infrage zu stellen.
Drama im Kölner GerichtssaalVergewaltigung in Klinik? Opfer bricht zusammen: „Ich fühlte mich wie ein Stein“

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Im Kölner Landgericht wird der Prozess verhandelt. Immer neue, erschütternde Details kommen ans Licht. (Symbolfoto)
Wende im Prozess vor dem Kölner Landgericht: Der Anwalt eines der beiden angeklagten Männer hat am Freitag (1. August 2025) beantragt, die Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers durch ein Gutachten prüfen zu lassen.
Der Grund: Die Aussage der Hauptzeugin, die psychisch erkrankt sei und Medikamente nehme, weise „massive Widersprüche“ auf. „Ihre Angaben können nicht Grundlage einer Verurteilung sein“, so der Anwalt des 1983 geborenen Mannes.
Die Anwältin des Opfers hält das für überflüssig. Andere Zeugen und Zeuginnen hätten bei ihrer Mandantin keine psychischen „Auffälligkeiten“ bemerkt, es gebe keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln. Außerdem stehe nicht nur Aussage gegen Aussage, es gebe zahlreiche weitere Beweismittel. Eine Entscheidung des Gerichts über den Antrag steht noch aus.
Laut Anklage ereignete sich die schreckliche Tat am Vormittag des 19. Oktober 2024. In einem Aufenthaltsraum der geschlossenen Abteilung der LVR-Klinik sollen die beiden Männer über ihre Mitpatientin hergefallen sein. Zuerst sollen sie noch mit der Frau getanzt haben, die sie vorher nicht kannten. Als sie sich in einen Sessel setzte, habe der ältere Angeklagte sie von hinten festgehalten, während der jüngere sie vergewaltigt habe.
Als ein Mitpatient an der Tür erschien, soll der Ältere sie von innen geschlossen haben. Doch das ist nicht alles: Er soll die Vergewaltigung teilweise mit seinem Handy gefilmt haben! Dafür wirft ihm die Staatsanwaltschaft zusätzlich die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs vor.
Ein weiterer, unfassbarer Vorwurf wiegt schwer: Der jüngere Angeklagte ist HIV-positiv – und soll das zum Tatzeitpunkt gewusst haben. Deswegen ist er auch wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Eindeutige Spuren belasten die Männer: Das Landeskriminalamt fand Spermaspuren von beiden auf dem Patientenkittel der Frau. Ein Geständnis haben sie bisher nicht abgelegt.
Eine Polizistin schilderte im Zeugenstand die dramatischen Momente nach der Tat. Die aus Asien stammende Patientin, die gebrochen Englisch gesprochen habe, sei eingeschüchtert und verängstigt gewesen. Sie habe leise gesprochen, ihr Gesicht zeitweilig mit den Händen bedeckt und geweint.
Eine andere Polizistin zitierte die verzweifelte Frau mit den Worten „He fucked me“ (Er hat mich gefickt) und dem erschütternden Satz: „I felt like a stone“ – „Ich fühlte mich wie ein Stein.“ Als die Patientin erfuhr, dass einer der Männer HIV-positiv war, sei ihre Stimmung „gekippt“. Sie war so aufgebracht, dass sie fixiert werden musste.
Der jüngere Angeklagte stritt alles ab. Er habe „sehr gewollt, dass die Wahrheit herauskommt“ und beteuerte, es sei „nichts passiert“. Er würde „so etwas nie tun“, sagte er. Der Prozess wird am 25. August fortgesetzt. (red)