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„Fuck it. Ich zieh zurück.“Donots wehmütig bei Köln-Konzert

Ingo Knollmann (l.), Sänger der Donots, beim Konzert an der Südbrücke.

Ingo Knollmann (l.), Sänger der Donots, beim Konzert an der Südbrücke. 

Beim Konzert der Punkband bereute der Ex-Kölner, aus der Stadt weggezogen zu sein.

„Warum zur Hölle bin ich nur aus Köln weggezogen?“, fragt Ingo Knollmann. Der Frontmann der Punkband Donots scheint angesichts der hervorragenden Stimmung an diesem Konzertabend in der Open-Air-Location an der Südbrücke.

Das Wetter ist so gut wie an keinem anderen Tag im September, wolkenlos, 28 Grad. „Ich habe eine schlechte Entscheidung getroffen. Ich hätte einfach nach Hause kriechen können“, so Knollmann weiter.

Fürs Familienglück tauschte der Sänger nach zehn Jahren (erst Deutz, dann Ehrenfeld) Wohnung im Stadtzentrum gegen Häuschen im Grünen.

Das Konzertpublikum lässt ihn das mit Mosh- und Circlepits bereuen, die ein Punk-Fan zwischendurch mit Pyrotechnik in bunte Wolken hüllt. So richtig stören tut das niemanden hier. Die Donots sind eine Garantie für perfekt abgelieferte Live-Musik – und das zeigen sie auch am Freitagabend.

Blick auf die Bühne, im Publikum zündete jemand Pyrotechnik.

Pyrotechnik beim Donots-Konzert: Stinkt zwar, stört aber sonst niemanden hier.

Ingo und sein Bruder Guido Knollmann (an der Gitarre) witzeln und blödeln, zwischendurch liefern sie die für Punkkonzerte obligatorische Ansage gegen Nazis: „Dieser Finger ist der Wichtigste, um Nazis zu zeigen, dass sie keinen Platz in der Mitte der Gesellschaft haben!“ – es ist wenig überraschend der Mittelfinger. Das Publikum stimmt mit einem skandierten „Nazis raus!“ zu.

Und Ingo Knollmann zeigt, dass die Kölnerinnen und Kölner auf Knopfdruck funktionieren: Er stimmt die erste Zeile von „Drink doch eine mit“ von den Fööss an, das Publikum vervollständigt den Kölsch-Hit ohne Zögern.

Und weil am Freitag auch das erste Akustikalbum der Donots „Schwert aus Holz“ erscheint, spielt die Band die wehmütige, zarte Ballade „Allein zu allein“. Mit der Akustikversion von „Problem kein Problem“ beweisen sie, dass akustische Lieder nicht zum Wegschlummern sein müssen. 

Wie ein jedes Donots-Konzert endet auch dieses mit „So Long“, bei dem das Publikum die letzte Zeile „Hold On“ traditionsgemäß noch minutenlang weitersingt. Das und der sternenklare Spätsommerhimmel – besser wird‘s kaum. Ingo Knollmann beschließt: „Fuck it. Ich zieh zurück.“