Im ausverkauften Kölner Rhein-Energie-Stadion fand wieder „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ statt. Bekannte Bands, zahlreiche Chöre und alle Besucherinnen und Besucher stimmten bekannte Hits an.
„Loss mer Weihnachtsleeder singe“Dieser Moment rührte alle im Kölner Stadion zu Tränen
Zwei Jahre fiel Kölns größte Mitsing-Veranstaltung gezwungenermaßen wegen der Pandemie-Pause aus, am Freitag (23. Dezember 2022) war es endlich wieder so weit. Mit „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ stimmten sich 48.000 Menschen im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion auf das Fest ein.
Die Nerven der Besucherinnen und Besucher wurden vor dem Start allerdings arg strapaziert. Aufgrund des Personalmangels bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) fuhren viel zu wenig Bahnen Richtung Müngersdorf. Der Beginn des Events wurde deshalb um 20 Minuten nach hinten verschoben, manche Gäste suchten noch eine Stunde nach Beginn ihre Plätze.
48.000 Menschen im ausverkauften Kölner Rhein-Energie-Stadion
Bei zwölf Grad Außentemperatur fehlte einen Tag vor Heiligabend zwar ein wenig das weihnachtliche Wetter, doch dafür hörte zu Beginn der sechsten Auflage des Events wenigstens der strömende Regen in Köln auf. Zudem hatten sich viele Gäste auch als „lebende Weihnachtsbäume“ mit blinkenden Lichterketten kostümiert. Die Pylone des Stadions leuchteten zudem wieder wie ein Adventskranz.
In Kölns größtem Wohnzimmer, erneut stimmungsvoll ausgeleuchtet, konnte wieder leidenschaftlich gesungen, geschunkelt und getanzt werden. Wo sonst die FC-Kicker dem Ball nachjagen, lag noch die Eisfläche von den drei Stadion-Begegnungen der Kölner Haie. Und wo sonst die FC-Fans ihr Team leidenschaftlich anfeuern, sangen diesmal 24 Chöre aus Köln und der Region mit fast 1000 Sängerinnen und Sängern.
„Das Stadion ist voll und klingt wie der größte Chor des Rheinlands“, freute sich Bastian Campmann (45) von Kasalla und fügte lachend hinzu: „Oder der Welt vielleicht, das wäre dem Kölner noch lieber. Weniger Rock’n’Roll, mehr Besinnung – das ist perfekt.“

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Patrick Lück (M.) feierte als Frontmann der Höhner seine Stadion-Premiere.
Chorleiter Michael Kokott (62) hatte einen bunten Mix aus traditionellen, lokalen und internationalen Weihnachtsliedern zusammengestellt. Und er setzte ein Lied ganz an den Anfang des Programms, das in der Kirche sonst eher zum Abschluss gesungen wird: „Stille Nacht“. „Wir wollten dieses wunderbare Lied ganz am Anfang singen, um den Menschen noch einmal vor Augen zu führen, welch stille Zeit corona-bedingt hinter uns liegt“, erklärte er.

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Der Kölner Mitsing-König Björn Heuser dirigierte bei „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ die Massen.
Danach übernahm Björn Heuser (40) nur mit seiner Gitarre die Bühne. Der kölsche Mitsing-König ist ein alter Hase in Sachen „Loss mer singe“, am 1. Juli 2023 tritt er auch im Stadion auf. „Das ist so schön, dass wir das wieder machen können“, sagte er zu EXPRESS.de. „Die Kölnerinnen und Kölner singen ja eh immer gerne, zu Weihnachten noch ein wenig lauter. Bei den Liedern wird es einem warm ums Herz, das erzeugt Gänsehaut.“
Mit „Alle Jahre wieder“, „O Tannenbaum“, „Ihr Kinderlein kommet“, „Leise rieselt der Schnee“, „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ und „Kling Glöckchen“ hatte Heuser gleich mehrere Klassiker im Repertoire. Für ihn ging es abends noch zum wöchentliche Brauhaus-Singen, ehe er sich auf einen besonderen Heiligabend freuen konnte. Ehefrau Iris feiert ihren 45. Geburtstag, da ist das Haus Heuser immer ab morgens gut gefüllt.
24 verschiedene Chöre waren beim Weihnachtslieder-Singen dabei
Maria Berger, die Solistin des Jugendchors St. Stephan, hatte nach neun Jahren ihren letzten Auftritt und stimmte neben „Stille Nacht“ den Gospel „Oh, happy Day“ und den Dauerbrenner „Hallelujah“ von Leonhard Cohen an.
Traditionell waren auch wieder zahlreiche Kölner Bands mit dabei, die neben eigenen Hits auch bekannte Klassiker präsentierten. Frank Reudenbach von den Klüngelköpp sang neben dem Evergreen „Stääne“ auch „Let it snow“. Cat Ballou waren mit ihrem Hit „Hück steiht de Welt still“ und „In der Weihnachtsbäckerei“ dabei.

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Die Weihnachts-Fans, wie hier Claudia, Franz und Sabine aus Köln, waren teilweise mit tollen Accessoires ins Stadion gekommen.
Die Höhner präsentierten „Engel jitt et“ als kölsche Version von „Gloria in excelsis Deo“ sowie „Feliz Navidad“. Für Patrick Lück (46), den neuen Frontmann der Band, war der erste Auftritt im Stadion wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk: „Man glaubt ja nicht, dass nach diesem für mich sensationellen Jahr noch etwas obendrauf kommen kann, aber dieser gigantische Chor erzeugt bei mir echte Gänsehaut.“ Eigentlich wollte Henning Krautmacher (65) bei der Gelegenheit noch einen letzten Auftritt mit der Band absolvieren. Aus Sorgen um seine erkrankte Frau musste er aber passen.

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24 verschiedene Chöre nahmen an „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ teil und bildeten so einen großen Südkurven-Chor.
Das Weihnachtslieder-Singen hatte mehrere emotionale Höhepunkte. Einen besonderen stellte sicherlich der Auftritt eines jungen Frauen-Vokalensembles aus der Ukraine dar, den Christoph Broll auf der Geige begleitete. Die Frauen, die nach dem russischen Angriffskrieg auf ihr Land nach Köln geflüchtet waren, sangen „You raise me up“. Der oft gecoverte Titel, der auf Deutsch „Du ermutigst mich“ bedeutet, sollte ein Mutmacher sein.
„Ihr habt es am Applaus gehört. Wir haben euch alle in unserem Herzen. Und wir alle hoffen, dass der Mann im Kreml diesen Unsinn endlich stoppen wird“, sagte Kokott ergriffen. Passend dazu stimmten Kasalla auch noch „Happy Xmas (War Is Over)“ von John Lennon an.
Karten für „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ 2023 gibt es ab sofort
Die Friedensbotschaft sollte die Menschen mit nach Hause begleiten. Mit einem großen Finale aller Künstlerinnen und Künstler und den Songs „We are the World“ und dem Willi-Ostermann-Lied „Heimweh nach Köln“ ging nach gut zwei Stunden ein emotionaler Abend zu Ende.
„Wir sind froh, dass wir uns so herrlich gesanglich auf die Feiertage einstimmen konnten“, sagte Projektleiterin Daniela Diessner-Bauer (50) von der DuMont LiveKon. Wer „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ diesmal verpasst hat, kann sich auf das kommende Jahr freuen – am 23. Dezember 2023 wird es eine siebte Auflage geben, Karten gibt es ab sofort.