„Kaum mehr tragbar“Deutzer Kirmes deutlich kürzer – ganzer Berufsstand schlägt jetzt Alarm

Publikum auf der Deutzer Herbstkirmes vor einer Kirmesbude.

Die Deutzer Kirmes, hier ein Foto vom 28. Oktober 2022, findet 2023 nur noch an 18 Tagen statt. Für die Kölner Schaustellerbranche ist es eine weitere Hiobsbotschaft.

18 statt 26 Tage – das ist die Entscheidung der Stadt Köln bezüglich der Deutzer Kirmes. Anwohnerinnen und Anwohner freuen sich über die verkürzte Spielzeit, ein gesamter Berufsstand bangt aber um die Zukunft.

von Niklas Brühl  (nb)

Die Deutzer Kirmes wird 2023 nur an 18 statt an 26 Tagen stattfinden. Zudem wird gefordert, dass sie täglich bereits um 21 Uhr schließen soll. Die Stadt Köln reagierte bei dieser Entscheidung auf eine massive Beschwerdewelle von Anwohnerinnen und Anwohnern, die sich im vergangenen Jahr während des Volksfestes im Frühling und im Herbst großem Lärm, Müllansammlungen und einem Verkehrschaos ausgesetzt fühlten.

Für sie kommt die Entscheidung, die Kirmes am Deutzer Rheinufer deutlich zu verkürzen, gelegen. Für die Schaustellerinnen und Schausteller ist es jedoch eine weitere große Einschränkung, wodurch viele um ihre Zukunft bangen.

Deutzer Kirmes wird verkürzt: Schaustellerbranche mit Existenzängsten

Vonseiten der Stadt hieß es dazu: „Als Reaktion auf massive Bürgerbeschwerden und eine Eingabe bei der Bezirksregierung im vergangenen Jahr wurde ein Lärmgutachten erstellt. Daraus ergab sich, dass nur noch für 18 Tage eine Genehmigung erteilt werden kann.“ Die Veranstalter der Kirmes haben nach der beschriebenen Eingabe bei der Bezirksregierung das Lärmgutachten erstellen lassen müssen. „Die ‚18 Tage‘ und ‚21 Uhr‘ sind die Obergrenze dessen, was das Landesimmissionsschutzgesetz der Genehmigungsbehörde der Stadt Köln als Ermessensspielraum ermöglicht“, sagt ein Sprecher der Stadt.

In einer aufgrund der Entscheidung der Stadt gestarteten Online-Petition machen die Menschen aus der Schausteller-Branche darauf aufmerksam, wie stark die Einschränkungen sich auf ihre Arbeit auswirken. Man habe in den vergangenen Monaten bereits stark mit Existenzängsten zu kämpfen, beispielsweise bedingt durch „die Pandemie, die hohen Sprit- und Stromkosten oder die erhöhten Preise für Lebensmittel zur Herstellung der kirmestypischen Spezialitäten.“

Mit der verkürzten Spieldauer auf der Deutzer Kirmes kämen nun weitere erhebliche Einbußen für die überwiegend in Köln ansässigen Schaustellerinnen und Schausteller hinzu.

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„Wir alle haben Verständnis für die angrenzenden Anwohnenden, dass deren Alltag durch die Veranstaltung eingeschränkt werden kann. Jegliche konstruktive Kritik wird von uns ernst genommen und gemeinsam mit zuständigen Behörden und Bürgerinitiativen besprochen. Dennoch bitten wir um Verständnis, dass wir als Menschen in der Schaustellerbranche nur begrenzt Einfluss nehmen können und beispielsweise auch das Verhalten der Gäste den Ablauf der Spieltage gestalten“, heißt es in der Petition, die bislang (Stand: 23. Februar 2023, 13 Uhr) 1191 Personen unterschrieben haben.

Kölner Schaustellerbranche: „Einschränkungen kaum mehr tragbar“

Laut Angaben der Schaustellerinnen und Schausteller werde sich die Entscheidung, die Kirmes nur noch an 18 Tagen stattfinden zu lassen, auch negativ auf das Publikum des Volksfestes auswirken. So sei beispielsweise ein Familientag, mit vergünstigten Preisen, unter den gegebenen Umständen „kaum noch realisierbar“.

Dabei seien genau solche Angebote ein Teil der DNA von Volksfesten wie der Deutzer Kirmes: „Denn dafür stehen wir als Schaustellerinnen und Schausteller. Wir heißen ALLE willkommen! Gerade in diesen schweren Zeiten ist es wichtig, durch Spaß und Ablenkung vom Alltag neue Energie zu tanken.“

Jedoch wird das im Schaustellerberuf durch immer stärkere Einschränkungen immer schwerer – die häufig in bereits mehreren Generationen geführten Familienunternehmen bangen um ihre Existenz und Zukunft. Der klare Appell: „Weitere Einschränkungen sind kaum mehr tragbar und wir möchten mit dieser Petition zeigen, wie groß die Fangemeinde ist, die Freude an den Kölner Frühlings- und Herbstvolksfesten hat. Wir möchten verdeutlichen, wie groß das Interesse der Öffentlichkeit ist und somit weiteren Einschränkungen entgegenwirken.“

So werden auch negative Folgen der verkürzten Spieltage – und der möglicherweise früheren täglichen Schließung – befürchtet. Wie ein noch größeres Verkehrschaos, da um 21 Uhr dann eine große Masse an Besucherinnen und Besuchern das Gelände verlassen müsste. Oder eine partout überfüllte Kirmes, da die Gäste sich an einer geringeren Anzahl von Tagen für einen Besuch am Deutzer Rheinufer entscheiden müssten.