Update

Posse um Deutzer Kirmes immer kurioserDer Gipfel beim Ausrichter-Zoff: Jetzt soll das Los entscheiden

Die Kölner Herbstkirmes an der Deutzer Werft im Abendlicht.

Wer richtet die Deutzer Kirmes 2024 aus? Diese Frage soll nun im Losverfahren geklärt werden. Das Foto wurde während der Herbstkirmes am 3. November 2023 aufgenommen.

Die Deutzer Kirmes im Frühjahr steht an, am 30. März 2024 soll es losgehen. Aber wer die Kirmes überhaupt ausrichtet, steht auch weniger als sechs Wochen vorher immer noch nicht fest.

von Niklas Brühl (nb)

Wer richtet die Deutzer Kirmes im Frühling und im Herbst 2024 aus?

Diese Frage schien im vergangenen Jahr bereits endgültig geklärt, nachdem die Stadt der Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS), die das Volksfest seit über 50 Jahren ausrichtet, überraschend den Zuschlag verwehrte und ein Veranstalter aus Leverkusen als Gewinner des Bewerbungsprozesses hervorging. Nun kommt endlich Wind in das Entscheidungsverfahren – und das Glück soll es letztendlich entscheiden, wer den Zuschlag erhält.

Deutzer Kirmes: Losverfahren entscheidet über Ausrichter

Am vergangenen 2. Februar 2024 war Bewerbungsschluss. Diese zweite Bewerbungsphase hatte die GKS mit einer Klage vor dem Kölner Verwaltungsgericht erfochten, nachdem die Kölner Schaustellerinnen und Schaustellern im Herbst des vergangenen Jahres überraschend nicht den Zuschlag für 2024 erhalten hatten.

Wie die Stadt Köln am Mittwoch (21. Februar 2024) auf EXPRESS.de-Anfrage mitteilte, habe es mehrere Bewerberinnen und Bewerber gegeben, die ihre Unterlagen rechtzeitig und vollständig eingereicht haben. Wer erhält denn jetzt letztendlich den Zuschlag? Eine Sprecherin erklärt: „Damit kommt nun der in der öffentlichen Bekanntmachung festgelegte Losentscheid zum Tragen. Er findet im Beisein der betroffenen Bewerberinnen und Bewerber statt.“

Das Glück entscheidet also jetzt, wer sich in kürzester Zeit um die Organisation und Durchführung des beliebten und bekannten Volksfest an der Deutzer Werft kümmern soll.

Das war bereits vorher bekannt, doch eine weitere Anfrage von EXPRESS.de zum angesetzten Losverfahren – wann und wo es stattfindet, wie viele Bewerberinnen und Bewerber genau zugelassen wurden etc. – blieb von der Stadt bislang unbeantwortet.

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Die erste Entscheidung der Stadt, bei der ein anderer Bewerber und nicht die GKS den Zuschlag erhalten hatte, ließen die Kölner Schaustellerinnen und Schausteller nicht auf sich sitzen. Die GKS klagte gegen die Stadt und bekam im Dezember vom Verwaltungsgericht Recht zugesprochen. Die Stadt musste die Austragung der Deutzer Kirmes für das aktuelle Jahr neu ausschreiben.

Allzu viel Zeit bleibt den Veranstaltern dann nicht mehr: Die Deutzer Kirmes soll in ihrer Frühjahrsversion bereits am 30. März starten, also in weniger als sechs Wochen. Für die Planungen etwaiger Verkehrs- oder Logistikkonzepte wird es knapp.

„Umweltschäden“ – Formfehler in der ersten Bewerbung der GKS

Ein Formfehler habe die erste Bewerbung der GKS nichtig gemacht, hieß es im Nachgang der Entscheidung vonseiten der Stadt. So habe bei der Versicherungsbestätigung der Punkt „Umweltschäden“ gefehlt, der von der Stadt explizit gefordert wurde. Umweltschäden werden in dem Fall allgemein unter dem Punkt „Sachschäden“ geführt – dieser war in der Bewerbung der GKS vorhanden.

Also eigentlich alles im Lot, nur das eine Wörtchen hat gefehlt – allerdings mit einer enormen Wirkung.

Laut GKS-Vorsitzende Tanja Hoffmann seien die Schaustellerinnen und Schausteller von der Entscheidung damals „völlig aus der Bahn geworfen worden“. Doch die GKS ging in die Offensive, die Mitglieder schossen in der Presse gegen die Entscheidung der Stadt, führten Kundgebungen zur parallel laufenden Sitzung des Hauptausschusses am Theo-Burauen-Platz durch und zogen eben mit einer Klage vor das Verwaltungsgericht.

Wird die Deutzer Kirmes nun doch von der GKS ausgerichtet?

Die GKS bekam Recht. Das Gericht bemängelte vor allem, dass die Vergabe der Deutzer Kirmes nicht öffentlich ausgeschrieben gewesen sei und auch, dass in den Bewerbungsunterlagen des Leverkusener Veranstalters ebenfalls Dinge gefehlt hätten – und er den Zuschlag demnach auch nicht hätte erhalten dürfen. Tanja Hoffmann sagte zur Entscheidung zu ihren Gunsten: „Die Richterin hat der Stadt das Verfahren in allen Punkten um die Ohren gehauen.“

Und nun stellt sich nach der Neuausschreibung die Frage: Hat die GKS mit ihrer offensiven Taktik letztendlich alles richtig gemacht und darf das beliebte Volksfest an der Deutzer Werft doch weiter veranstalten? Nun entscheidet das Los.

GKS-Sprecher Alexander Gillgen sagte Anfang Februar auf EXPRESS.de-Anfrage: „Selbstverständlich haben wir unsere Unterlagen vollständig und fristgerecht persönlich bei der zuständigen Behörde der Stadt Köln übergeben.“

Gillgen ergänzt: „Uns ist es wichtig zu betonen, dass unsere Unterlagen auch bei der ursprünglichen Ausschreibung vollständig gewesen sind. Streitpunkt seitens der Stadt Köln war der Versicherungsnachweis unserer langjährig bestehenden Versicherung, die laut der Stadt Köln unzureichend formuliert gewesen sei. Die geforderte Umwelthaftpflichtversicherung ist ein fester Baustein und sogar in einer Höhe, die von der Stadt nicht einmal gefordert ist. Somit begrüßen wir natürlich die Entscheidung des Verwaltungsgerichts zu unseren Gunsten.“

GKS bereitet sich bereits auf die Deutzer Kirmes vor

Die GKS sei positiv gestimmt und bereite sich, soweit es in der unklaren Situation möglich ist, wie gewohnt auf ein schönes und abwechslungsreiches Frühlingsvolksfest vor.

„Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung und vertrauten, guten Zusammenarbeit der Zulieferer wissen wir, auch innerhalb kürzester Zeit solch ein großes Volksfest professionell umsetzen zu können. Eine frühzeitige, offizielle Entscheidung durch die Stadt Köln würden wir natürlich begrüßen und hoffen sehr, dass diese nach den Karnevalstagen zugestellt wird“, sagt der GKS-Sprecher weiter.