Böse AnfeindungenInfluencer ehrlich: Das harte Leben als geschminkter Mann in Köln

David Lovric knipst ein Foto von sich

Der Kölner Influencer David Lovric war schon einer Vielzahl körperlichen und verbalen Vorfälle ausgesetzt. Das Foto stellte er EXPRESS.de am 9. Juli 2021 zur Verfügung. 

David Lovric hat schon zahlreiche negative Erfahrungen mit Feindseligkeiten gegen ihn als geschminkten Mann gemacht. Mit EXPRESS.de hat er über seine Situation, die Entwicklung der Gesellschaft und seine Vorbild-Funktion gesprochen.

von Antonia Raabe (ra)

Der Kölner Influencer David Lovric musste in der Vergangenheit bereits zahlreiche körperliche und verbale Angriffe über sich ergehen lassen – und das, weil er sich als geschminkter Mann in bunten Outfits in der Öffentlichkeit gezeigt hat.

Der schlimme Höhepunkt ereignete sich 2017 im Stadtteil Porz, als ihm bei einem Überfall die Nase gebrochen wurde. Im vergangenen Jahr berichtete er von üblen Beleidigungen am Kölner Hauptbahnhof. Die Liste der Gräueltaten macht fassungslos. 

Angriffe gegen queere Community in Köln: „Weniger körperlich geworden, mehr verbal“

EXPRESS.de traf den Ex-Kandidaten der schwulen Dating-Show „Prince Charming“ nun bei einem Event seines Freundes und Kollegen „Twenty4Tim“ am Fühlinger See. Dort berichtete er von seiner aktuellen Situation, sprach über die Entwicklung der Gesellschaft und erklärte seine Rolle als Vorbild für junge Menschen. 

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„Die Angriffe sind weniger körperlich geworden, mehr verbal. Ich wurde zum Glück nicht mehr körperlich geschubst oder geschlagen, aber es sind viele verbale Dinge gewesen“, stellt er im Gespräch mit EXPRESS.de fest.

Sehen Sie hier ein TikTok-Video mit David Lovric auf EXPRESS.de:

Welche Art Attacke auch immer – Lovric möchte sich solche Anfeindungen nicht gefallen lassen. Und dafür kämpft er, in dem er jede Tat zur Anzeige bringt. Zudem appelliert er via Instagram regelmäßig für mehr Zivilcourage und ermutigt andere, ebenfalls den Weg zur Polizei zu gehen. 

„Es ist super wichtig, dass das in die Statistiken mit aufgenommen wird und das ganze mehr Sensibilität erhält“, macht er deutlich. Besonders für junge Menschen.

Denn: „Ich glaube, ich kann es besser verkraften als 16- oder 17-Jährige, die gerade anfangen, sich selber kennenzulernen und auszuprobieren. Wenn die so etwas erleben, sind die Konsequenzen schlimmer, als wenn ich das abkriege“, so der 26-Jährige.

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„Am Anfang war ich sehr viel naiver und Angriffe haben mich viel mehr verletzt und getroffen. Da wusste ich auch noch nicht damit umzugehen. Über die Zeit habe ich mir eine harte Schale antrainiert“, lässt er Revue passieren.

Auch in seiner als weltoffen und toleranten Heimatstadt fühle er sich nach wie vor nicht überall sicher. „Es gibt Stadtteile in Köln, in denen ich nicht sehr bunt oder stark geschminkt alleine herumlaufen würde. Es gibt jedoch auch Orte, an denen ich mich eigentlich wohlfühle, in der Innenstadt zum Beispiel, wo es immer wieder Stellen gibt, an denen ich von einer negativen Situation überrascht werde“, berichtet er. 

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Trotz aller schlimmen Erfahrungen sieht Lovric auch eine positive Entwicklung der Gesellschaft. Lobend erwähnt er zum Beispiel große Firmen, die mittlerweile viel gegen Anfeindungen und Feindseligkeiten unternehmen würden.  

„Ich weiß mittlerweile, dass einige Menschen das gar nicht aus Hass machen, sondern nur weil sie sauer auf ihr eigenes Leben und ihre Umstände sind, weil sie sich selber nicht so ausleben können“, erklärt er.

Lovric begeistert aktuell knapp 25.000 Followerinnen und Follower via Instagram (Stand: 25. Mai 2023), zuletzt stand er bei der Fernsehserie „Köln 50667“ in der Rolle des Marcello vor der Kamera. Er organisiert die Partyreihe „Liebesreich“ und veröffentlicht im Juni 2023 seinen ersten Song.