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„Schlag ins Gesicht“Nach „Mutmacher“-Idee: Chefin von Kölner Kult-Club stinksauer

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Die Kölnerin Claudia Wecker ist die Chefin vom Studentenclub „Das Ding.“ Hier steht sie im August 2020 vor dem Eingang.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – „Das Video ist ein Schlag ins Gesicht“, sagt die Kölner Club-Besitzerin Claudia Wecker (52). Sie meint damit das neue Video vom Land NRW, in dem Prominente wie WDR-Moderatorin Bettina Böttinger und der Kölner „Tatort“-Schauspieler Dietmar Bär den Menschen mit #Mutmacher-Botschaften Zuversicht und Mut zusprechen. Doch in den Augen vieler Gastronomen ist diese Initiative ein Riesen-Schuss in den Ofen.

  • Kölner Club-Chefin wütend über Video vom Land NRW
  • NRW-Landesregierung reagiert auf Gastronomen-Kritik
  • DEHOGA fordert Stufenplan, statt stumpfer Durchhalteparolen

Kölner Club-Chefin wünscht sich Stufenplan anstatt stumpfer Durchhalteparolen

Die Kölner Club-Chefin Claudia Wecker kämpft seit Monaten für ihre Branche. Seit nun fast einem Jahr ist der Studentenclub „Das Ding“ bereits geschlossen. Noch kann sich der Club mit seinen Rücklagen und den ausgezahlten Hilfen über Wasser halten. Doch vielen ihrer Kollegen aus der Gastronomie stehe das Wasser bis zum Hals, ärgert sich Wecker.

Denn die Überbrückungshilfe würde den betroffenen Restaurants und Kneipen oft viel zu spät ausgezahlt. Nämlich erst dann, wenn die Gastronomen längst aus eigener Kasse über Monate hinweg immense Kosten vorgestreckt haben.

Kölner Club-Chefin mit scharfer Kritik an aktueller Politik

„Das versetzt den Betrieben den Todesstoß und das ist der Grund, warum wir Gastronomen uns über dieses Video so ärgern. Das ist Augenwischerei. Man tut so, als ob man etwas Gutes tut, doch in Wahrheit kümmert man sich nicht um die echten Probleme. Was wir brauchen, sind die Hilfen zum richtigen Zeitpunkt, einen Stufenplan und damit klare Perspektiven“, betont die Kölner Club-Chefin.

Auch ärgert sich Claudia Wecker darüber, dass es in der Öffentlichkeit viel zu selten um Clubs und allzu oft „nur“ um Restaurants und Kneipen geht, obwohl die Clubs seit elf Monaten komplett geschlossen sind. Da ist das aktuelle Video der Landesregierung nur noch ein zusätzliches Ärgernis.

NRW-Landesregierung reagiert auf Kritik

Auf EXPRESS-Nachfrage reagiert das Land NRW auf die Kritik der Kölner Gastronomin.

„Die Landesregierung weiß um die vielen Sorgen von Bürgerinnen und Bürgern und Unternehmen. Die Pandemie ist eine Gedulds- und Nervenprobe für alle. Mit der #Mutmacher-Kampagne wird ein Signal gesetzt, dass es nur gemeinsam gelingen kann, die Pandemie einzudämmen. Die Landesregierung ist allen „Mutmacher“-Botschafterinnen und -Botschaftern sehr dankbar, die sich in die Kampagne ehrenamtlich einbringen, und den Menschen Mut zusprechen und zum Durchhalten in dieser Phase der Pandemie ermuntern. Dass gerade Gastronomen und Club-Besitzer schwierige Zeiten durchleben, kann niemand bestreiten“, erklärt ein Sprecher aus der Staatskanzlei.

Land NRW: „Landesregierung hat auch diese Bereiche und Sorgen fest im Blick“

Und ergänzt: „Natürlich hat die Landesregierung auch diese Bereiche und Sorgen fest im Blick. Über die Bezirksregierungen erhalten die Betriebe, Freiberufler und Soloselbstständige in Nordrhein-Westfalen finanzielle Unterstützung, um so die so dringend benötigte Liquidität bereitzustellen“, sagt der Sprecher.

Bisher seien insgesamt mehr als 6,4 Milliarden Euro an Corona-Hilfen in NRW ausgezahlt worden. Man stehe bereit, um die Überbrückungshilfe III so schnell wie möglich auszuzahlen. „Dass die zuvor genannten Branchen neben den Überbrückungshilfen auch eine Öffnungsperspektive brauchen, ist unbestritten“, so der Staatskanzlei-Sprecher.

Auch DEHOGA Nordrhein übt Kritik: „Schallende Ohrfeige“

Die aktuelle Wut über das Mutmacher-Video und die Probleme der Gastronomie-Branche kann der Berufsverband DEHOGA Nordrhein besonders gut nachvollziehen und ist bereits mit einem konkreten Stufenplan an die Politik herangetreten.

„Wir erwarten einen Perspektivplan, der nicht an ein Datum gekoppelt sein muss, aber wir müssen von diesem Plan ableiten können, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen eine Öffnung möglich ist“, betont DEHOGA-Nordrhein Sprecher Thorsten Hellwig.

Nach dem Ministertreffen am Mittwoch (10. Februar) sei der Frust sehr groß geworden, dass die angekündigte Öffnungsperspektive nicht aufgezeigt wurde. „Das war eine schallende Ohrfeige. Wir erwarten, so wie jetzt für den Einzelhandel eine Perspektive aufgezeigt worden ist, dass auch uns eine gezeigt wird“, so der DEHOGA-Sprecher.

DEHOGA mit Vier-Stufenplan für Gastro-Branche

Um eine konkrete Perspektive für das Gastgewerbe aufzuzeigen, hat der DEHOGA NRW einen vierstufigen Öffnungsplan für die Branche vorgelegt.

Erste Öffnungen sollen danach bei einer Inzidenz von unter 75 möglich werden und insbesondere Beherbergungsbetriebe betreffen. Restaurants und Cafés sollen ab einer Inzidenz von unter 50 normal öffnen können, Clubs und Diskotheken ab einer Inzidenz von unter 20.

„In einem solchen Stufenplan kann man neben Inzidenzwerten außerdem auch andere Entwicklungen berücksichtigen, z.B. den Impfstatus, wie viele Schnelltests zur Verfügung stehen, die Belegung von Intensivbetten und Ähnliches“, erklärt der DEHOGA-Sprecher.

Köln: Gastro-Branche fordert Perspektiven statt Parolen

Besonders im Hinblick auf das „Mutmacher“-Video der NRW-Landesregierung ergänzt er: „Wir erwarten jetzt, dass man sich mit unseren Vorschlägen auseinandersetzt. Es darf nicht mehr nur um Durchhalteparolen gehen, sondern um das Aufzeigen eines Ziels – wie dem Perspektivplan, an dem man sich orientieren kann. Das ist für Unternehmer wie Beschäftigte und Auszubildende sehr wichtig“, so Hellwig.

Dabei gehe es nicht um Öffnungen um jeden Preis, sondern um sicheres Ausgehen und Arbeiten für alle Beteiligten, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.