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Brutaler SparkursAufruhr an der Uni Köln

Studierende am Albertus-Magnus-Platz haben sich zur Kundgebung zusammengefunden

Auf dem Albertus-Magnus-Platz versammelten sich (wie hier bereits am 10. Juli) Menschen, um gegen das Sparprogramm der Uni Köln zu demonstrieren. 

Die Uni Köln steht vor einem massiven Sparprogramm. Ab 2026 müssen jährlich zehn Millionen Euro eingespart werden. Besonders die Studierenden der Politikwissenschaft zittern nun um ihre Zukunft.

Riesen-Aufruhr an der Universität zu Köln! Wegen eines brutalen Sparkurses von zehn Millionen Euro pro Jahr macht sich bei den Studierenden Existenzangst breit. Sechzig Prozent der Kürzungen sollen die Fakultäten schultern, die restlichen 40 Prozent die Verwaltung.

Besonders dramatisch könnte es für das Politik-Institut an der Wiso-Fakultät werden. Gerüchten zufolge soll hier überproportional der Rotstift angesetzt werden. Studierende schlagen Alarm und befürchten das Schlimmste: Der englischsprachige Masterstudiengang „Political Science“ könnte komplett gestrichen werden! Diejenigen, die im Winter anfangen, wären dann der letzte Jahrgang. In einer Petition sprechen sie von „drastischen“ Einschnitten.

Politikstudent Adrian Moser, der an einem offenen Brief mitgewirkt hat, ist fassungslos, sagt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Zwei Professuren, Internationale Beziehungen und Außenpolitik sowie Vergleichende Politikwissenschaften sollen nicht neu ausgeschrieben werden. Die Professoren und Professorinnen gehen bald in den Ruhestand. Das sind zwei grundlegende Bereiche der Politikwissenschaft.“ Zudem solle eine weitere Ausschreibung für eine Professur zurückgenommen werden.

Die Studierenden erfuhren erst vor wenigen Tagen von den Plänen, mit denen die Fakultät 1,7 Millionen Euro einsparen will. Moser (24) sagt: „Nach jetzigem Plan sollen etwa die Hälfte der Kürzungen an der Wiso-Fakultät am Politik-Institut vorgenommen werden. Unser Vorschlag wäre, dass man die Last gemessen an der Größe der Fachbereiche verteilt und nicht das kleinste Institut die größte Last stemmen soll.“ Doch das Dekanat rücke keine verlässlichen Zahlen raus.

Für Moser ist die Situation unbegreiflich. Er habe sich für den Politik-Master entschieden, um die Weltlage besser zu verstehen. „In Zeiten von Populismus, Demokratiegefährdung und der politischen Weltlage mit vielen Kriegen, kann ich nicht nachvollziehen, wie man an einer der größten Präsenzunis Deutschlands das Politik-Department so ausdünnen will.“

Die Unruhe auf dem Campus kocht schon seit Monaten hoch. Bereits im Juli demonstrierten Studierende für Bildungsgerechtigkeit. Auch andere Fächer sind betroffen: Im Lehramtsstudium für Pädagogik soll eine von vier Dozentenstellen wegfallen. Im Forschungsfeld Disability Studies ist seit einem Jahr der einzige Lehrstuhl unbesetzt, was Ängste um den Kölner Standort schürt. 150 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen protestierten bereits in einem Appell.

Die AStA-Vorsitzende Franziska Seebald nannte die Pläne bereits im Juli ein „fatales Zeichen für den Bildungsstandort NRW“. Sie befürchtet, dass an den Unis und Hochschulen sieben bis acht Prozent der Stellen gestrichen werden könnten. Die Folgen: schlechtere Lehre, weniger Forschung und mehr Arbeit für alle Uni-Mitarbeitenden.

Und die Uni? Auf Anfrage will sie die Kürzungspläne im Bereich Politik weder bestätigen noch dementieren. Eine Sprecherin teilt mit, man wolle den Ergebnissen der Diskussionen in den Fakultäten nicht vorwegnehmen. Mit abschließenden Entscheidungen sei im Herbst zu rechnen. Aber klar sei: Die Einsparungen betreffen die Ausgaben, die „zu einem Großteil personalbezogen sind“.

Stellenabbau, so die Sprecherin, habe „naturgemäß“ auch Auswirkungen auf das Lehrangebot. Das sei „ebenfalls selbstverständlich“. Für die Uni Köln bleiben die 10 Millionen Euro Einsparung für den Haushalt 2026 „handlungsleitend“. (red)