Jagd in Bonner RheinaueStadt lässt Nutrias töten – prominenter Kölner schaltet sich ein

Ein Nutria in der Bonner Rheinaue

Ein Nutria in der Bonner Rheinaue. Die Tiere werden bejagt. 

Die Nutrias in der Bonner Rheinaue haben jetzt einen prominenten Unterstützer. 

Die Bejagung der Nutrias in der Bonner Rheinaue schlägt hohe Wellen. Weil die sich stark vermehrt haben, werden die Tiere im Auftrag der Stadt getötet. Tierschützerinnen und -schützer laufen bereits seit Wochen dagegen Sturm – jetzt haben sie einen prominenten Unterstützer bekommen. 

Mark Benecke, bekannter Kölner Kriminalbiologe, will die Jagd auf die Nager stoppen und richtet sich mit einem öffentlichen, von der Tierschutzorganisation PETA übermittelten Appell an die Bonner Oberbürgermeisterin. 

Rheinauen-Nutrias: Mark Benecke mit Appell an Bonns Oberbürgermeisterin

Darin heißt es: „Liebe Katja Dörner und liebe Menschen in der Stadtverwaltung, bitte verschonen Sie die Nutrias in den Rheinauen. Die weltoffene rheinische Stadt Bonn kann locker mit ALLEN Einwohnerinnen und Einwohnern friedlich klarkommen. Sie wissen doch: Lääve un' lääve losse.“

Er sei von Bonner Bürgerinnen und Bürgern auf die Nutrias angesprochen worden, erzählt Mark Benecke gegenüber EXPRESS.de. „Ich bin Biologe und froh, dass überhaupt noch Tiere unterwegs sind“, so der Kölner, der schon sehr langer Förderer des Bonner Forschungsmuseums Koenig ist. 

Der Kölner Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke

Mark Benecke mit dem Atlas von Charité-Gerichtsmediziner Otto Prokop. Der Kölner Kriminalbiologe hat in der dritten Staffel der ARD-Serie „Charité“ die Macher beraten.

Stadt Bonn: Nutrias gefährden sanierten Rheinauensee

Die Stadt begründet die Jagd unter anderem mit den Schäden, die die Nutrias angerichtet haben. Zudem gefährde die große Population den Erfolg der aufwendigen Sanierung des Rheinauensees, da sie unter anderem die sogenannten Makroalgen fressen, die im See gepflanzt wurden, um das Gewässer zu stabilisieren. Eine Kastration/Sterilisation der Tiere war nach Prüfung verworfen worden. Dadurch sei erst nach drei Jahren ein Rückgang der Population zu erwarten, so eine Begründung. 

Die Bejagung erfolgt laut Stadt durch qualifizierte und sehr erfahrene Jäger. „Die Tiere werden in Lebendfallen gefangen, schnellstmöglich abgeholt und anderorts erlegt“, so eine Sprecherin des Presseamtes.

Laut Tierschützerinnen wurde Nutria in Bonner Rheinaue erschossen

Zwei Tierschützerinnen, die sich um die Nutrias kümmern, wurden jedoch Zeuginnen, wie Mitte November eins der Tiere in der Rheinaue mit einem Gewehr abgeschossen wurde. Auch haben sie Säckchen mit Steinen gefunden – angeblich Munition für Präzisionsschleudern. 

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Die Stadt hat die Tötung eines Nutrias vor Ort bestätigt. Es habe direkt erlegt werden müssen, da ein Transport des Tieres nicht möglich gewesen sei, hieß es seitens der Stadt. „Jagdrechtlich war das Vorgehen zwar in Ordnung und im Sinne des Tierschutzes kann dies in Einzelfällen auch die richtige Entscheidung sein. Grundsätzlich möchte die Stadt aber vermeiden, dass die Jäger vor Ort schießen müssen“, so eine Sprecherin. 

Die Tierschützerinnen und -schützer sind fassungslos und wütend über das Vorgehen. Sie trauern um jedes einzelne Tier, veranstalten Protestkundgebungen und Gedenkzusammenkünfte. Sie wollen die Nutrias retten – jetzt auch mit Unterstützung von Mark Benecke, der mit seiner öffentlichen Bekanntheit den Bonner Rheinauen-Nutrias eine große Stimme gibt. Unklar ist, wie viele Tiere es überhaupt noch gibt. (iri)