Mit Rente hat es Bernhard Paul nicht so. Am Freitag (20. Mai) wird die Kölner Legende, der Erfinder und Chef des Circus Roncalli, 75 Jahre alt. Aber ein Grund, selbst kürzer zu treten, ist das noch lange nicht.

„Ich bin einer von den Unkaputtbaren“, sagt Paul selbst kurz vor seinem Geburtstag. „Kreativität und Kunst kennen kein Alter. Picasso malte noch mit 90 Jahren, Charlie Chaplin machte noch mit weit über 80 Jahren Filme. Udo Lindenberg und Rolling-Stones-Gitarrist Ron Wood sind so alt wie ich und auch noch schwer aktiv. Uns alle beflügelt dieser Rock’n’Roll des Lebens.“

Bernhard Paul wird 75: „Habe Angst, dass ich nicht mehr alles schaffe“

Im Gegenteil, in dieser Hinsicht regiert die Sorge: „Ich habe noch so viele Pläne. Da habe ich ein bisschen Angst, dass ich am Ende nicht mehr alles schaffe, was ich noch machen will.“

Dabei hätte man mit Pauls Lebensbilanz allen Grund, es irgendwann mal ruhiger angehen zu lassen: Als Arbeiterkind in Niederösterreich aufgewachsen, studierte er zunächst Hoch- und Tiefbau, später Grafik. Als junger Mann entwirft Paul gemeinsam mit André Heller 1976 den Circus Roncalli – später sollte sich das als Durchbruch in seinem Leben entpuppen.

Bernhard Paul erfindet 1976 den „schönsten Zirkus der Welt”

Roncalli erfindet Zirkus ständig neu, das Konzept aus konventionellen Zirkus-Elementen, Poesie und absurdem Theater verzaubert Zuschauerinnen und Zuschauer seit Jahrzehnten. Selbst die New York Times schrieb einst vom „schönsten Zirkus der Welt“.

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Tier-Nummern hat Paul, Vater von TV-Star Lili Paul-Roncalli (u.a. Let's Dance), vor einigen Jahren komplett abgeschafft, Roncalli konzentriert sich vor allem auf Artistik. Unter den internationalen Künstlern sind auch ukrainische und russische. „Bei uns spielt das keine Rolle“, betont Paul.

Bernhard Paul steht als „Clown“ Zippo noch regelmäßig selbst vor der Kamera

Hin und wieder steht der Direktor noch selbst als Clown „Zippo“ in der Manege. Allerdings komme er immer seltener dazu. Denn die Corona-Zeit habe er genutzt, um mit dem Schreiben seiner Memoiren zu beginnen. Außerdem arbeite er an einem Buch über die Geschichte Roncallis: „Das kann außer mir ja niemand machen.“

Und dann ist da noch sein großes Ziel, endlich in Köln, wo Roncalli sein Winterquartier hat, ein Museum eröffnen zu können. Paul besitzt eine riesige Sammlung, die unter anderem historische Kaufmannsläden, Karussells und Plakate umfasst. Auch ein passendes Grundstück hat er im Auge, aber die Genehmigungsverfahren kommen nicht recht voran.

Jetzt steht der große Feiertag an. Und wie läuft der für Bernhard Paul ab? Ganz klassisch! Der Circus Roncalli ist noch bis Sonntag (22. Mai) auf dem Neumarkt in Köln zu Gast, auch an seinem Geburtstag wird Paul dort sein. (tw, mit dpa)