Sexuelle Belästigung?Der Roth-Skandal in Köln – erste Entscheidung ist jetzt gefallen

Francois-Xavier Roth mit buntem Schal und schwarzem Pullover im Porträt.

Francois-Xavier Roth, hier im Februar 2024 in Köln, wird der sexuellen Belästigung beschuldigt. Der Fall wird hinter den Kulissen mit Hochdruck bearbeitet.

Kölns Star-Dirigent François-Xavier Roth soll Frauen sexuell belästigt haben – jetzt wird der Fall aufgerollt und eine erste Entscheidung ist gefallen.

von Thomas Werner (tw)

Die Vorwürfe wegen sexueller Belästigung – sie könnten für Kölns Star-Dirigent François-Xavier Roth (52) nicht nur juristische, sondern auch berufliche Folgen haben.

Das französische Investigativ-Magazin „Le Canard enchaîné“ hatte die Anschuldigungen gegen den Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln am Mittwoch (22. Mai 2024) publik gemacht. Demnach sollen sich sieben Musikerinnen und Musiker über sexuell übergriffiges Verhalten Roths geäußert haben.

François-Xavier Roth wird vorerst nicht mehr in Köln arbeiten

Der Fall hat in Köln für eine Welle der Kritik gesorgt, auch innerhalb der Ratsfraktionen wurde Roth scharf attackiert.

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Am Freitag (24. Mai) hat sich nun auch erstmals die Geschäftsführung des Gürzenich-Orchesters öffentlich geäußert. „Das Gürzenich-Orchester und die Stadt Köln nehmen die Berichterstattung zu François-Xavier Roth und das Thema sexuelle Belästigung sehr ernst und gehen dem nach“, hieß es in einem Statement.

Gleichzeitig wurde eine erste Entscheidung kommuniziert: „François-Xavier Roth hat entschieden, mit sofortiger Wirkung seine Arbeit ruhen zu lassen, um dem Gürzenich-Orchester und der Oper Köln die Gelegenheit zu geben, die Situation zu klären und aufzuarbeiten“, hieß es.

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Auch ohne Roth soll der Spielbetrieb aber weitergehen, hieß es. „Die Konzertprojekte, die in der nächsten Zukunft mit François-Xavier Roth geplant waren, möchten wir trotzdem umsetzen und sind derzeit in Gesprächen mit möglichen Gastdirigenten.“

Konkret soll es in dem Fall um Fehlverhalten Roths via Handy gehen. Roth soll sexuell anzügliche Nachrichten verschickt haben, u.a. Fotos von seinem Penis.

Laut des Berichts soll der 52-Jährige dabei immer nach ähnlichem Schema vorgegangen sein. Nach einer ersten harmlosen Handynachricht soll der Generalmusikdirektor der Stadt Köln demnach immer unpassendere Texte an einige Frauen verschickt haben.

Geigerin Marie-Annick Nicolas, ehemalige Konzertmeisterin beim Orchestre Philharmonique de Radio France, sagte, dass Roth sie zu einer gemeinsamen „virtuellen Dusche“ eingeladen habe. „Dieser Herr hat sich auf ekelhafte Weise verhalten“, wird sie zitiert.

Auch ein Mitglied des Gürzenich-Orchesters soll sich mit Vorwürfen über Roth an den Geschäftsführenden Direktor Stefan Englert gewandt haben.

Auf Anfrage der Zeitung erklärte Roth, dass es tatsächlich vorgekommen sei, dass er per Telefon „intime Nachrichten“ ausgetauscht habe. „Wenn ich zu weit gegangen bin, möchte ich mich bei denjenigen entschuldigen, die ich verletzt haben könnte.“

Seit 1. September 2015 ist Roth Kapellmeister des Gürzenich-Orchesters und Generalmusikdirektor der Stadt Köln. Den Vertrag wird er jedoch nicht über 2025 hinaus verlängern. Zur Spielzeit 2025/26 sollte er als Chefdirigent und Künstlerischer Leiter zum SWR Symphonieorchester wechseln, auch dort will man die Vorwürfe allerdings prüfen, heißt es.